Nolde, Emil (1867 Nolde - 1956 Seebüll). Holzplastik und Blumen

Lot 66
30.05.2018 13:00UTC +01:00
Classic
Sold
€ 430 000
AuctioneerVAN HAM Kunstauktionen GmbH
Event locationGermany, Köln
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ID 71281
Lot 66 | Nolde, Emil (1867 Nolde - 1956 Seebüll). Holzplastik und Blumen
Estimate value
€ 500 000 – 800 000
1928. Öl auf Holz. 88,5 x 73,5cm. Signiert unten rechts: Emil Nolde sowie bezeichnet verso: Emil Nolde: Holzplastik u. Blumen. Rahmen.
Rückseitig befinden sich Reste eines Aufklebers (vermutlich Spedition Gustav Knauer, Berlin).

Zu diesem Gemälde liegt ein Fotozertifikat von Herrn Prof. Dr. Martin Urban, Nolde Stiftung Seebüll, vom 1. Dezember 1987, vor.

Provenienz:
- Alice Sauerlandt, Hamburg (Geschenk des Künstlers, 1947; handschriftlicher Vermerk)
- Galerie Hermann Abels, Köln
- Felix Peltzer, Stolberg (Stempel)
- Kunsthaus Lempertz, Köln, 607. Auktion, 4. und 5. Juni 1985, Lot 665
- Privatsammlung Westdeutschland (1985)
- Sotheby's, London, Auktion 30.Juni 1987, Lot 59
- Kunsthandlung Osper, Köln (1989)
- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Monte Carlo/Köln (seit 1989)

Ausstellungen:
- Fyns Stiftsmuseum, Odense 1937
- Hamburger Kunstverein 1947
- Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 1947
- Volkswagenwerk, Wolfsburg 1956
- Museum Verviers 1958
- Suermondt-Museum, Aachen 1959
- Suermondt-Museum, Aachen 1962

Literatur:
- Urban, Martin: Emil Nolde - Werkverzeichnis der Gemälde, Zweiter Band, 1915 - 1951, München 1987, WVZ.-Nr. 1064
- art. Das Kunstmagazin, Hamburg 1985, Nr. 5, S. 120 mit Farbabb.
- Weltkunst, Band 55, Nr. 10, München 1985, S. 1469 mit Abb.

Die Holzplastik befand sich laut Werkverzeichnis wahrscheinlich eine Zeitlang in Noldes Figurensammlung in Seebüll.

Informationen Sammlung Waffenschmidt

Wie mag es kommen, daß wir Künstler so gern die primitiven Äußerungen der Naturvölker sehen? Unsere Zeit brachte es mit sich, daß für jedes Tongefäß oder Schmuckstück, für jeden Gebrauchsgegenstand oder jedes Kleidungsstück zuerst der Riß auf Papier entstehen mußte. - Mit dem Material in der Hand, zwischen den Fingern, entstehen die Werke der Naturvölker. Das sich äußernde Wollen ist Lust und Liebe zum Bilden. Die absolute Ursprünglichkeit, der intensive, oft groteske Ausdruck von Kraft und Leben in allereinfachster Form, - das möge es sein, was uns Freude gibt." (Nolde 1912, zit. nach Donald E. Gordon: Deutscher Expressionismus, in William Rubin (Hrsg.): Primitivismus in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, München 1996 (3. Auflg.), S. 394)
Emil Nolde ist der letzte wichtige Expressionist, der sich mit der Kunst der "Primitiven" ernsthaft beschäftigt. Wie seine "Brücke"-Freunde Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein ist er fasziniert von den außereuropäischen Artefakten, die er insbesondere 1911 im Berliner Völkerkunde-Museum und dann 1913/14 als Teilnehmer der "Deutsch-Neuguinea-Expedition" intensiv studiert. Nach dieser Reise, die ihn über Russland, China und Japan in die Südsee führte, sammelt er ca. 400 ethnologische Gegenstände (sie werden heute von der Nolde Stiftung verwahrt). Diese inspirieren ihn zu einer Reihe von einzigartigen Stillleben, bei denen er die fremden Objekte u.a. mit industriell gefertigten Dingen und mit Blumen spannungsvoll zusammenbringt.
Zu der Gruppe gehört unser Gemälde "Holzplastik und Blumen", das ein Relief der Yorubas - einem im Südwesten Nigerias beheimateten Volksstamm - und zwei Vasen mit Sommerblumen zeigt. Seinem künstlerischen Prinzip einer subtilen Dissonanz von Motiven und Farben folgend, lässt Nolde hier exotische Kultur auf vergängliche Natur treffen und stellt seine kraftvolle, expressive Farbgebung von überwiegend kühlen Blaunuancen den warmen Rot-, Orange- und Brauntönen kontrastreich gegenüber. Anders als etwa Pechstein geht es Nolde bei der Darstellung nicht darum, eine romantische Vorstellung vom menschlichen Dasein im irdischen Paradies zu schildern. Vielmehr zeigt er das verbindende Moment einer unverfälschten und vitalen Ausdruckskraft einfachster, ursprünglicher Formen bei von Menschenhand und Natur geschaffenen Dingen auf.
Auch kritische Gedanken mag Nolde in dieses Bild einfließen lassen. Denn ihm ist durchaus bewusst, dass mit der Kolonialisierung die Kultur der Naturvölker zerstört wird. (siehe Nolde 1914, in Max Sauerlandt (Hrsg.): Emil Nolde - Briefe aus den Jahren 1894-1926, Hamburg 1967 (2. Auflg.), S. 98f.) Darauf könnten die verwelkte orangene Blüte am oberen rechten Bildrand deuten wie auch die beiden Figuren des Reliefs: Dicht an den linken Bildrand gerückt, scheint es, als wollten die Gestalten aus dem Bild "verschwinden". Dieser Eindruck wird durch die angeschnittene rote Blüte unterstützt
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50968 Köln
Germany
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25.05.2018 – 28.05.2018
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