Bedeutende und monumentale feuervergoldete kaiserliche Bronze des Vajrabhairava

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AuktionsdatumClassic
23.06.2021 09:30UTC +02:00
Auctioneer
Nagel Auktionen GmbH
Veranstaltungsort
Deutschland, Stuttgart
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ID 563332
Los 8* | Bedeutende und monumentale feuervergoldete kaiserliche Bronze des Vajrabhairava
Bedeutende und monumentale feuervergoldete kaiserliche Bronze des Vajrabhairava. China, Chenghua-Marke und Periode, datiert 1473. H. 94 cm / 169 kg. Der Sockel mit Inschrift: "Daming chenghua jiu nian shiyi yue chu'er ri anxigong shi" (Gestiftet vom Anxi-Palast, am zweiten Tag des elften Monats des neunten Jahres der Chenghua-Periode [1473]). Vajrabhairava steht in alidhasana auf einem Lotossockel, seine 34 Arme strahlen kreisförmig vom Körper ab, die Hände mit vorgeschriebenen Attributen, Waffen und Mudras, die wichtigsten umarmen seine Prajna, dabei Karttrika und Kapala haltend. Um die Hüfte trägt er einen reich geschmückten Tigerrock, auf sechzehn Beinen stehend. Sein Kopf trägt neun Gesichter mit dem zentralen Büffelkopf, flankiert von sechs zornvollen Gesichtern in einem Kreis, darauf zwei weitere Köpfe, darunter der des Manjushri vor seinem rot bemalten Haar, gesichert mit Tiaras in Form von grinsenden Schädeln. Seine Gefährtin Vajravetali schlingt ihr linken Bein um seine Taille, ihre Hände eine Kapala und Beil haltend, hinter einer großen Aureole aus Flammen. Die mächtige, esoterische Gottheit Vajrabhairava repräsentiert sowohl die kosmische als auch die zornige Manifestation des Manjushri, Bodhisattva der Weisheit. Er steht für die resolute Weisheit der ultimativen Realität im Triumph über das Böse, das Leid und den Tod. Er ist ein Gott indischen Ursprungs, deutlich durch den Namensteil 'bhairava'. Er wird als Adaption des Mahabhairava in das buddhistische Pantheon verstanden, die wütende Form des Hindu-Gottes Shiva. Tatsächlich stellt Mahabhairava die kosmische Form Shivas dar, so wie Vajrabhairava jene des Manjushri ist. Seine acht Köpfe deuten auf die acht Richtungen hin, während der neunte (Kopf des Manjushri) das Zentrum des Universums symbolisiert. Die zahlreichen Arme und Beine durchdringen das Universum. Seine Beine zertrampeln diverse Kreaturen (hier fehlend) wie auch Shiva seinen kosmischen Tanz der Zerstörung auf einem Dämon tanzt. Der Namensteil 'vajra' ist das resolute Symbol der ultimativen Realität, welches sich als Mitgefühl äußert. Manjushri nahm die büffelköpfige Form des Yama, Gott des Todes, an, um den Tod zu überwinden. Durch das Annehmen multipler Gliedmaßen und Köpfe manifestierte er sich größer als Yama und überwältigte ihn so, woraufhin er dessen Aktivitäten als Todesbringer beendete und zum Auslöscher des Todes wurde (yama-antaka). Im tibetischen Buddhismus gibt es drei Formen des Yamantaka, von denen Vajrabhairava die bekannteste und mächtigste ist. Die Gottheit Vajrabhairava hat unter den meisten tibetisch-religiösen Schulen besondere Beliebtheit erlangt. Während des Neujahrsfestes wurde er in speziellen Zeremonien gemäß der Saskyapa-Methode heraufbeschworen und gnädig gestimmt. Diese wurden sowohl von Saskyapa- als auch Nyingmapa-Anhängern durchgeführt. Die Festivitäten waren eine Mischung aus prä-buddhistischen Militärzeremonien, schamanistischen Exorzismustänzen sowie buddhistischen Ritualen. Seine größte Dynamik erreichte Vajrabhairava jedoch innerhalb des Gelugpa-Ordens, welcher vom tibetischen Meister Tsongkhapa (1357-1419) gegründet wurde. Letzterer widmete der Gottheit einen spezifischen Text, in welchem er die Symbolik der verschiedenen Köpfe, Extremitäten und Attribute klar erklärte und ihre komplexe Ikonographie systematisierte. Er deutete dabei ganz speziell auf die besondere Anordnung der sieben Köpfe in einem Kreis mit den beiden weiteren Köpfen als Spitze hin. Die hier gezeigte heilige Figur stellt diesen Aspekt vollumfänglich dar. Die direkte kaiserliche Verbindung dieser prächtigen Bronze basiert auf der extrem seltenen und ausführlichen Inschrift, welche klarstellt, dass sie während der Chenghua-Periode vom Anxi-Palast gestiftet wurde. Noch seltener ist dabei die genaue Datierung auf einen bestimmten Tag, den zweiten Tag des elften Monats im neunten Jahr der Chenghua-Periode, oder: 2. November 1473. Bis dato sind nur zwei kaiserliche Objekte bekannt, die durch eine entsprechend detaillierte Aufschrift mit dem Anxi-Palast in Verbindung gebracht werden können. Neben dieser monumentalen Bronzefigur handelt es sich dabei um eine im Shanghai-Museum befindliche Stickerei mit Darstellung des Buddha, welche auf den Geburtstag des Chenghua-Kaisers im Jahr 1471 datiert ist. Eine bekannte Bewohnerin des Anxi-Palastes war Wan Guifei, geb. Wan Zhen'er (1430-1487), welche jedoch erst 1476 aus dem Zhaode-Palast dorthin umzog. Ihr Rang wurde nach ihrem Umzug von 'guifei' (erhabene Konkubine) zu 'huang-guifei' (Kron-Konkubine) erhöht, wodurch sie de facto den gleichen Rang wie die Hauptfrau des Kronprinzen innehatte. Der Palast Anxi lag direkt neben dem mittleren Palast der Kaiserin, weshalb dessen Bewohnerin zur Zeit des Chenghua-Kaisers zumindest den Rang 'guifei' innehaben sollte. Es sind keine Aufzeichnungen darüber bekannt, ob es neben Wan Guifei eine weitere Konkubine dieses Ranges im Palast gab, jedoch brachte eine Ausgrabung in der Nähe des Bergs Xishan in Beijing 1998 die Grabinschrift des ersten Kronprinzen Zhu Youji (1469-1472) hervor. Dieser Inschrift konnte entnommen werden, dass dessen Mutter, Frau Bai, eine Tochter des Leiters des 'Jinyiwei'-Amtes, Bai Zhen, und eine Konkubine des Ranges 'guifei' war. Sie wurde 1464 zur Nebenfrau des Kaisers Chenghua, erhielt 1466 den Titel 'fei' (Konkubine) und brachte 1469 Zhu Youji zur Welt. Sie wurde zur einzigen Konkubine, die neben Chenghua und dessen Kaiserin im kaiserlichen Grab erhielt, wo sie 1527 beerdigt wurde. Zhu Youji war der zweite Sohn des Kaisers. Den ersten Sohn gebar 1466 Wan Zhen'er, deren Titel daraufhin von 'fei' zu 'guifei' erhöht wurde. Das Kind starb jedoch noch im selben Jahr. Somit war Zhu Youji der einzige Sohn des Kaiser und somit Kronprinz, als er am 16.11.1471 geboren wurde. Auch er starb jedoch noch im Kindesalter am 26.01.1472. Insofern liegt nahe, dass Zhu Youjis Mutter, Frau Bai, um 1471/72 im Anxi-Palast wohnte, da sie zu der Zeit den Titel 'guifei' trug, bevor auch Wan Zhen'er diesen Titel erhielt und schließlich 1476 dort einzog. Beide Stücke, die Stickerei im Shanghai-Museum und die hier angebotene Bronze könnten somit also Geschenke der hohen Konkubine Bai gewesen sein, um dem Kaiser ein langes Leben zu wünschen, da Vajrabhairava, der "Beender des Todes", auch als Gottheit für die Erlangung langen Lebens gesehen werden kann. Stilistisch basiert diese bedeutende Figur auf der Newari-Tradition, welche sich in Peking während der Yuan-Dynastie (1279-1368) entwickelte. Der tibetische Abt Phagspa (1235-1280) des Saskyapa-Klosters und persönlicher Lehrmeister von Kublai Khan lud den Newari Künstler Aniko (1244-1306) 1263 nach Peking ein, wo er zum Leiter der kaiserlichen Bronzewerkstatt ernannt wurde. Zunächst folgten die Newari-Kunsthandwerker der Ikonographie des tibetischen Buddhismus und den stilistischen Präferenzen ihrer Zeit. Diese speziellen ikonographischen Elemente wurden während der folgenden Ming-Dynastie (1368-1644) größtenteils beibehalten, jedoch wurde der Stil selbst sinisierter, wie auch an dieser Bronze deutlich wird, was wiederum auf die zunehmende Mitwirkung der lokalen chinesischen Kunsthandwerker zurückzuführen ist, welche mit der Zeit ihre Newari-Pendants ersetzten. Diese Bronzefigur des Vajrabhairava zeigt eine enorm hohe Komplexität in Bezug auf ihre skulpturalen Formen sowie das außergewöhnliche Geschick der chinesischen Kunstfertigkeit während des 15. Jahrhunderts. Die Figur wurde in mehreren Teilen gegossen und gekonnt zusammengesetzt, um eine stimmige und rhythmische Komposition zu formen. Die monumentale Größe, Detailgenauigkeit und seltene Inschrift machen sie zweifellos zu einer der wichtigsten feuervergoldeten Bronzen, die seit vielen Jahren auf dem Markt erscheinen. Maße: Sockel: 14 x 62 x 47 cm; Mandorla: 80 x 60 x 12 cm; Figur: 64 x 51 x 32 cm; Gewicht: Sockel: 43 kg; Mandorla: 32 kg; Figur: 94 kg.
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