Caspar David Friedrich. Waldstudie

Los 19
01.10.2024 18:00UTC +01:00
Classic
Verkauft
€ 66 000
AuctioneerVAN HAM Kunstauktionen GmbH
VeranstaltungsortDeutschland, Köln
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ID 1302403
Los 19 | Caspar David Friedrich. Waldstudie
Schätzwert
€ 40 000 – 60 000
FRIEDRICH, CASPAR DAVID1774 Greifswald - 1840 Dresden


Titel: Waldstudie.
Datierung: Um 1811.
Technik: Bleistift auf Papier.
Montierung: Montiert.
Maße: 19 x 12cm.
Bezeichnung: Signiert verso: "Friedrich f".
Rahmen: Rahmen.
Verso:
Bleistiftskizze mit Fichtenstämmen und Signatur.

In ihrem Werkverzeichnis zu den Zeichnungen Friedrichs gibt Grummt an, dass der Standort des Blattes ihr bei der Recherche nicht bekannt gewesen sei. Sie datiert es, wie auch Kühl 1928, um 1811 und sieht es als Vorstudie u.a. für das Ölgemälde "Frühschnee" im Besitz der Hamburger Kunsthalle an (im WVZ von Helmut Börsch-Supan und Karl Wilhelm Jähnig zu den Ölgemälden als Nr. 363 aufgeführt).
Die auffälligen Ziffern über den Baumspitzen sind als "Distanzzahlen" zu lesen, die das Verhältnis der Entfernungen unter den Bäumen definieren. Somit dienten sie dem Künstler bei der Anfertigung des Gemäldes zur Wahl des korrekten Farbtons (vgl. Grummt, Band I, S. 490

Provenienz:
- Galerie Kühl, Dresden 1928
- Collection Hirschland, New York 1966
- Privatsammlung, New York 1974
- Galerie Heiner Friedrich, München ca. 1970
- Sammlung Kasper König, Berlin

Ausstellungen:
- "Caspar David Friedrich der Graphiker. Handzeichnungen und Radierungen." Kunstausstellung Heinrich Kühl, Dresden 1928, Nr. 89.
- Galerie Thomas Fischer, Berlin 2018

Literatur:
- Ch. Grummt: Caspar David Friedrich. Die Zeichnungen - das gesamte Werk, Band II., München 2011, S. 633, Nr. 655 mit Abb.
Hier mit Angaben zu Ausstellungen, Provenienz und dem Hinweis "Standort unbekannt" sowie weiterer Literatur:
- S. Hinz: Caspar David Friedrich als Zeichner. Ein Beitrag zur stilistischen Entwicklung der Zeichnungen und ihrer Bedeutungen für die Datierung der Gemälde, Diss., Greifswald 1966, S. 69, Anm. 1, WVZ Nr. 599;
- M. Bernhard: Deutsche Romantik - Handzeichnungen, München 1974, Abb. S. 563;
- W. Busch: Trennendes und Verbindendes in der Zeichnungsauffassung von Caspar David Friedrich und Julius Schnorr von Carolsfeld. In: Jahrbuch der Dresdener Kunstsammlungen
29, 2001 (2004), S. 105

Der bedeutendste Maler der Romantik: ein Initiator der Moderne
Innerhalb der so modern und zeitgenössisch geprägten Sammlung Kasper Königs stehen zwei kleine, nicht farbige Papierarbeiten eines Künstlers optisch und historisch scheinbar divergent. Und doch ist die Einbeziehung Caspar David Friedrichs in das Interesse des Sammlers überaus folgerichtig. Die Innovationen des einflussreichsten Malers der deutschen Romantik verstören seine konservativen Zeitgenossen mitunter derart, dass Johann Wolfgang von Goethe in einem Brief an Sulpitz Boisserée zürnt: "Maler Friedrich seine Bilder können ebenso gut auf dem Kopf gesehen werden". Heute wird Caspar David Friedrich gerade für die historisch radikale neue Haltung seines Kunstschaffens gefeiert. Sein Gemälde "Der Mönch am Meer" (1808, Nationalgalerie Berlin), gilt nicht nur dem Kunsthistoriker Werner Busch als "der Inbegriff eines modernen Bildes". Robert Rosenblum sieht in Friedrich den Ausgangspunkt der abstrakten Kunst und Florian Illies stellt den Bezug zwischen Friedrichs Kunst und der Moderne in den verschiedensten Genres bis zur Konzeptkunst her. Aktuell, im Jahr seines 250. Geburtstags, sind dem Künstler zahlreiche Ausstellungen gewidmet.

Einblick in die Arbeitsweise eines Genies
Eine Zeichnung Caspar David Friedrichs, welche Eingang in die Sammlung Kasper Königs gefunden hat, führt den Werkprozess des Malers vor Augen. Das Blatt von 1811 steht im Zusammenhang mit dem Ölgemälde "Der Chasseur im Walde" von 1814. Die Vorderseite des Blattes "Waldstudie" zeigt die Anlage des im Gemälde verschneiten Fichtenwaldes, jedoch ohne die Figur des französischen Soldaten. Die Stelle, an der der Mann stehen wird, ist mit einem "a" gekennzeichnet. Auch der Rabe, der im Gemälde dem Einsamen nach krächzt, ist hier nicht angelegt. Zahlen neben den einzelnen Tannenwipfeln markieren den Abstand zum Betrachter Standort, wobei die höchsten Zahlen den am nächsten stehenden Bäumen zugeordnet sind. Gleiche Nummern weisen also auf gleiche Abstände und damit auch auf ähnliche Farbwerte hin. Die Zeichnung auf der Rückseite ist eine Reduktion auf die zentralen, hier jedoch kahlen, Fichtenstämme, die in unterschiedlich starker Schraffur und Binnenzeichnung dargestellt sind und die in ihrer Staffelung ganz abstrakt wirken. Der Buchstabe "a" für den Standort des Chasseurs ist wieder angegeben. Diese Seite trägt auch die Signatur. Und ohne Kontext? Ein hoch modernes Blatt. Kann man es wagen, diese Zeichnungen aus ihrem Kontext zu isolieren und rein ästhetisch zu betrachten? Dann geben die abstrakten Staffelungen der Stämme und die Hilfszahlen dem Blatt eine starke Modernität. Sie erinnern an Notationen oder auch - eine kühne Assoziation - an Andy Warhols "Do It Yourself"-Gemälde, die mit den populären "Malen nach Zahlen"-Motiven spielen
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