ID 195951
Los 116 | Chorisch Grau
Schätzwert
€ 300 000 – 500 000
Provenienz:
- Sammlung Gerhard F. Reinz, Köln
Ausstellungen:
- New London Gallery, London 1960, Katalog-Nr. 25 (hier betitelt: Symphony in Grey)
- Deutscher Künstlerbund, Charleroi/Gent/Antwerpen 1961/62, Katalog-Nr. 78
- Galerie OrangerieReinz, Köln 1981, Katalog o.S. mit Abbildung
- Galerie OrangerieReinz, Köln 1998/99, Katalog S. 16/17 mit Abbildung
- Galerie Orangerie-Reinz, Köln 2009, Katalog-Nr. 153, Abbildung S. 107
- Galerie Boisserée, Köln 2015, Katalog-Nr. 122 mit Abbildung
Literatur:
- Scheibler, Aurel: Ernst Wilhelm Nay - Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. II, 1952-1968, Köln 1990, Werkverzeichnis.-Nr. 971, Abbildung
- Weltkunst, 30. Jg., Heft 24, München, 15.12.1960, S. 17, Abbildung
- Usinger, Fritz: Ernst Wilhelm Nay, Recklinghausen 1961, S. 50, Abbildung
- Galerie Boisserée (Herausgabe): Hommage à Gerhard F. Reinz, Köln 2015, Katalog-Nr. 91, Abbildung
Im Streben, das Bild allein aus der Farbe zu formen, löst sich Ernst Wilhelm Nay in den 1950er Jahren von jeglichen gegenständlichen Bezügen und findet in der Gestalt der Scheibe eine adäquate Ausdrucksmöglichkeit, die Farbe selbst und ihr Schicksal auf der Fläche auszuloten - ihre Form, Qualität, Schwere, Leuchtkraft, Raumtiefe und Bewegung, ihr Rhythmus und ihr Dialog mit anderen Farbformen. In freier konzertanter Gestaltung komponiert er nun seine "Farbformsätze".
Hierfür ist das Gemälde "Chorisch Grau" ein wunderschönes Beispiel: Variationsreich hat Nay die runden Formen auf die Leinwand gemalt und temperamentvoll die Farben pastos, geschmeidig oder leicht angetrocknet hingestrichen. Dabei hinterlässt er mit dem Pinsel mal dichtere, mal lockere knäuel- bzw. spiralartige Spuren. Als Kontrapunkt setzt er einige nicht runde Strichgefüge hinzu. Auf diese Weise verleiht er jedem Fleck ein eigenes, dynamisches "Innenleben". Dieses bindet er durch das dichte Beieinander und die teilweise Überlagerung der Farbformen in den übergreifenden kreisenden Rhythmus ein; sein Dreh- und Angelpunkt ist die kleine, leuchtend gelbe Farbpartie in der Bildmitte.Das Gemälde fertigt Nay am Ende seiner "Scheibenbilder"-Reihe an, mit der er sich von 1954 bis 1962 beschäftigt. So finden wir keine kristallklaren Farbscheiben mehr, wie bei den früheren Kompositionen, die mittels eines homogenen, leichten und verfließenden Auftrags über die Bildfläche oder durch den Bildraum zu schweben scheinen. Die einzeln zur Geltung gebrachten Flecken wirken nun schwerer und wachsen durch die Farbschichten nach vorne, wodurch sie greifbarer wirken. Auch ihre Anzahl ist mit der Wahl eines imaginären kleineren Bildausschnittes reduziert. Zudem erscheint der schwungvolle Bewegungsfluss der Scheiben langsamer und geheimnisvoller. Dieser Gestaltungswandel, der um 1958 einsetzt, geht mit einem neuen Interesse des Künstlers einher. Weniger der "Farbenklang" als vielmehr die "Farbgestalt" steht jetzt im Mittelpunkt des Bildereignisses, die er zu erkunden sucht. Dabei gibt Nay in der unterschiedlichen Oberflächenstruktur dem Bildkörper neben dem Geschehen in der Farbe eine weitere Dimension, die noch stärker als zuvor den körperlichen Akt der spontanen, aber auch kontrollierten künstlerischen Handlung, in die Bildwirkung mit einbezieht. So bringt der Künstler in "Chorisch Grau" auf eindrucksvolle Weise mittels bewusster Methode Unbewusstes, Meditatives und Intuitives auf die Leinwand, dessen wir uns nicht entziehen können
Kategorie des Auktionshauses: | Post War Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle |
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