Christopher Wool. Untitled (Black Book Drawings)

Los 60
01.10.2024 18:00UTC +01:00
Classic
Verkauft
€ 14 520
AuctioneerVAN HAM Kunstauktionen GmbH
VeranstaltungsortDeutschland, Köln
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ID 1302439
Los 60 | Christopher Wool. Untitled (Black Book Drawings)
Schätzwert
€ 12 000 – 18 000
WOOL, CHRISTOPHER
1955 Boston

Titel: Untitled (Black Book Drawings).
Datierung: 1989.
Technik: 17 Offsetlithografien auf glattem Papier, eingebunden in Publikation.
Darstellungsmaß: 58,5 x 41cm.
Bezeichnung: Signiert und nummeriert (im Impressum).
Herausgeber: Galerie Gisela Capitain, Köln und Thea Westreich, New York (Hrsg.).
Exemplar: 61/350.


Provenienz:
- Galerie Giesela Capitain, Köln
- Sammlung Kasper König, Berlin

Power of Words
Das Werk des amerikanischen Künstlers Christopher Wool erhält mit seinen blockhaften "Schrift-Bildern" Ende der 1980er Jahre erstmalig internationale Aufmerksamkeit. Sein minimalistischer und konzeptueller Ansatz erhebt banal erscheinende unspezifische Strukturen aus ihrem Kontext und überführt sie in einem repetitiven, meist druckbasierten Vorgang in die Malerei. Dabei weisen seine Werke einen starken Bezug zu den Graffiti der 1970er und 1980er Jahre New Yorks auf, die sich Bildsprache und Wirkungsweise von Werbeplakaten, Massenmedien und politischer Slogans zu eigen machen. Auch die Verwendung von Schablonen und Sprühfarbe unterstreichen seine Affinität zur Kunst im urbanen Raum.

Black Book
"Black Book Drawings" von 1989 kann als exemplarisch für die Zeit angeführt werden, in der er die Limitierung von Sprache, Laut und Schrift in seiner Arbeit analysiert. Die meist schwarzen, blockhaften Zeilen auf weißem Grund, die die gesamte Bildfläche einnehmen und in manchen Beispielen sogar übersteigen, konfrontieren den Betrachter mit beunruhigenden Imperativen und provokanten Aussagen. Mithilfe der Repetition von Satzteilen, dem Gebrauch unkonventioneller Abstände und einer daraus entstehenden unregelmäßigen Rhythmierung, unterstreicht Wool die Emotionalität in seinen Werken. Gleichzeitig stellt er die Malerei entgegen dem Wort als Syntax und wirft die Frage nach dem Versagen der Sprache in den Raum. "Black Book Drawings" wird 2006 bis 2007 erstmalig auf der "Post-Pop"-Ausstellung im Palazzo Grassi in Venedig von der Pinault Collection ausgestellt. Im Gegensatz zu Werken, wie auf das zuvor hingewiesene "If You", konzentrieren sich die einzelnen Blätter im Beispiel der "Black Book Drawings" auf je ein Wort. Dies unterstützt erstens die Evidenz des Wortes und erhebt es in seiner Allgemeingültigkeit. Zweitens verfälscht Wool die einzelnen Begriffe wie AUTHORITY und ASSASSIN durch ihre platzbedingte Unterteilung über mehrere Zeilen und hinterfragt deren intentionierte Bedeutung. Es entsteht Spielraum für Interpretationen innerhalb einer klaren räumlich sowie sprachlich eng gefassten Definition. Diese gänzlich neuen Darstellungen von eigentlich negativen konnotierten Begriffen zu einem provokativen, ironischen Wortwitz, ist in klarer Anlehnung an die Sprache der damaligen Jugend- und Popkultur, wie sie im urbanen Kontext zu Tage tritt, zu verstehen.

Urbane Kunst als Grundlage
Aufgrund seiner Gestalt und seines Titels verweist das Werk deutlich auf die in der Graffiti-Kunst gebrauchten Black Books, die die Künstler vor der Zeit von digitaler Fotografie zu Bewahrung und Weitergabe gestalterischer Konzepte nutzten. Ähnlich einer Zeitkapsel verbildlichen sie Erfolge und Misserfolge, Fortschritte und Versagen und dienen als Inspiration für neue Werke. Dies ist deshalb von großer Relevanz in Bezug auf Wool, als dass auch er sich in seinem gesamten Ouvre stets auf seine vorherigen Arbeiten bezieht, diese neuinterpretiert und modifiziert. Im Gegensatz zur Kunst subkultureller Strömungen, die oft plakativ angelegt und aktiv in das Stadtbild eingreifen, entfalten Wools Werke trotz der nicht zu vernachlässigenden Parallelen, ihr volles Potenzial erst nach längerer kontemplativer Auseinandersetzung und Kontextualisierung im Ausstellungsraum.118 Abstrakte Tendenzen Seit dem Jahr 2000 arbeitet Wool hauptsächlich mit abstrakten Formen, für die er 2009 den WolfgangHahn-Preis erhält und die er im gleichen Zuge auf der Ausstellung "Porto-Köln", welche sowohl im Museu Serralves in Porto als auch im Museum Ludwig in Köln stattfindet, präsentiert. Gegenstände der Ausstellung sind hier vor allem seine "Gray Paintings". Sie definieren sich durch schwarze Linien aus Sprühfarbe, die Wool zu grauen Farbspuren verwischt. In einigen Fällen unterzieht er die im Anschluss aufgenommenen Fotografien seiner Gemälde einer digitalen Überarbeitung und überträgt die entstandenen Grafiken wiederum im Serigrafieverfahren auf Leinwand, um diese erneut zu übermalen und zu modifizieren. Dieser Prozess der Wiederholung, des Manipulierens, Sabotierens, Neuinterpretierens und Verfälschens seiner Kunstwerke zeugt von einer ständigen Hinterfragung des eigenen Werkes. Neben seiner Einzelausstellung 2009 partizipiert Wool ebenfalls 2012 an der letzten Ausstellung Kasper Königs "Ein Wunsch bliebt immer übrig" im Museum Ludwig.
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