ID 1517307
Los 1848 | Felix Nussbaum
Schätzwert
€ 65 000 – 130 000
(1904 Osnabrück - 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau)
Stillleben mit Kaffeekanne
Auf einer dunklen Tischplatte hat Nussbaum bei diesem um 1935/1939 entstandenen Stillleben disparate Gegenstände arrangiert: Im Mittelpunkt eine kitschige Neorokoko-Kaffeekanne, davor als Gegensatz eine Design-Tasse mit konstruktivistischem Dekor aus der Zeit um 1930 (vermutlich ein Entwurf von Eva Zeisel), flankierend zwei blaue und gelbe Schachteln, ein weiß gepunktetes blaues Tuch sowie eine angeschnittene Salami und eine braune Bierflasche. Den Hintergrund bildet eine symbolisch den Ausweg versperrende Mauer. Stilistisch zwischen Neuer Sachlichkeit, Expressivem Realismus und Surrealismus stehend, ist dieses Stillleben nicht nur ästhetisch zu verstehen, sondern auch als Ausdruck der Lebensrealität des Künstlers zu interpretieren. Dieses Hauptwerk spiegelt geradezu die Bedrängnisse sowie äußerliche und innerliche Zerrissenheit wider, in der sich Nussbaum befand: Als deutscher Künstler jüdischen Glaubens musste er 1933 vor den Nationalsozialisten fliehen und emigrieren, lebte mit seiner Frau im Exil, seit 1937 in Brüssel, bis beide schließlich im Juni 1944 inhaftiert und nach Auschwitz deportiert wurden. Der geschilderte Kaffeegenuss liegt zwischen Bürgerlichkeit (Kaffeekanne) und Moderne (Kaffeetasse), das proletarische Flaschenbier mit dem Schriftzug "DOU(X) PILS" und die Wurst dienen dagegen der einfachen, schnellen Trink- und Essensbefriedigung, wie sie auch im Versteck und auf der Flucht möglich war. Der eigenen Verlorenheit, Orientierungslosigkeit und Irritation entsprechend sind mehrere, einander widersprechende Perspektiven erkennbar, die teilw. deformierten Gegenstände scheinen ohne festen Halt zu schweben. Augenfällig wird der Schriftzug des Etiketts über die Flasche hinweg weitergeführt, doch "süß" oder "sanft" - wie das Bieretikett vermuten lässt - war das Leben Nussbaums zur Entstehungszeit um 1939 durchaus nicht mehr. Öl/Lwd., doubliert; Verso Papieretikett mit handschriftlichen Vermerken (von fremder Hand). Wvz. Junk/Zimmer 142. Online Wvz. Felix Nussbaum, hrsg. von der Felix Nussbaum Foundation, Nr. 363. 49,5 cm x 56,5 cm. Rahmen.
Das Gemälde stammt aus dem Nachlass Nussbaums in der Avenue Brugman 255 in Brüssel, wo der befreundete Zahnarzt Dr. Joseph Grosfils die Werke ab Mitte 1942 deponierte. 1971 fand die erste Nussbaum-Einzelausstellung nach seinem Tod in der Dominikanerkirche Osnabrück statt, bei der 91 Bilder dieses Nachlasses gezeigt wurden.
Lit./Ausstellungen: "Felix Nussbaum 1904-1943. Werke aus dem Nachlaß", Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, Dominikanerkirche, 1971, Kat.-Nr. 24 (Abb. 6); Einzelausstellung Rathaus Berlin-Neukölln, 1972; "Felix Nussbaum", Gustav-Lübke-Museum Hamm, 1973; "Felix Nussbaum. Verfemte Kunst - Exilkunst - Widerstandskunst", Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, 1990, 3. völlig neu bearbeitete u. erweiterte Auflage des Katalogbuchs zur Ausstellung, 1995, S. 277-278, Abb. S. 276.
Provenienz: Nachlass des Künstlers; Erbengemeinschaft Felix Nussbaum; Galerie Michael Hasenclever, München; Sammlung Maria und Hartmut R. Berlinicke, Wildeshausen (1990/1995).
Oil on canvas. From the estatete of the artist. Inscribed on a label. Shown multiple times in exhibitions 1971-1990.
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