Karl Otto Götz. Falan

Los 15
05.06.2024 18:00UTC +01:00
Classic
Verkauft
€ 79 200
AuctioneerVAN HAM Kunstauktionen GmbH
VeranstaltungsortDeutschland, Köln
Aufgeld29%
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ID 1220325
Los 15 | Karl Otto Götz. Falan
Schätzwert
€ 80 000 – 120 000
GÖTZ, KARL OTTO
1914 Aachen - 2017 Wolfenacker

Titel: "Falan".
Datierung: 1957.
Technik: Mischtechnik auf Leinwand.
Maße: 155 x 175cm.
Bezeichnung: Signiert unten links: K.O. Götz. Zudem signiert, betitelt und datiert verso oben links: K.O.GÖTZ "FALAN" 1957. Darunter bezeichnet: Karin zugeeignet Dg. 65.
Rahmen/Sockel: Atelierleiste.


Das Werk ist im offiziellen Online-Werkverzeichnis der Gemälde unter der WVZ-Nr. WVL-1957-20 verzeichnet. (www.ko-goetz.de). Wir danken Herrn Joachim Lissmann, K.O. Götz und Rissa-Stiftung, Niederbreitbach-Wolfenacker, für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.

Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Literatur:
- Ströher, Ina: K. O. Götz - Werkverzeichnis, Bd. 1, 1937-1979, Köln 2014, WVZ.-Nr.
1957-20, Abb.
- Götz, K.O.: Erinnerungen und Werk Ib, Düsseldorf 1983, Nr. 891, S. 789, Abb.

- Karl Otto Götz gehört zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen informellen Malerei
- Kraftvoll-dynamische, großformatige Komposition aus der Hauptphase des Informel
- Marktfrisches Gemälde aus langjährigem Familienbesitz

Von der Figuration zur Abstraktion - ein Lebenswerk
Karl Otto Götz gehört bis heute zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen informellen Malerei. Mit seiner energiegeladenen, an das Actionpainting erinnernde Maltechnik, nehmen seine Werke eine Sonderstellung ein und finden auch über seinen Tod hinaus internationale Beachtung. Von 1932 bis 1935 besucht Götz die Werbeschule sowie die Kunstgewerbeschule in Aachen. Götz beginnt seine künstlerische Laufbahn mit figurativer Malerei und findet in den 1940er Jahren zu abstrakten Motiven, die teilweise an den späten Miró erinnern. Von 1936 bis 1945 leistet er Militärdienst. Die Arbeiten des Frühwerks fallen im Frühjahr 1945 zu großen Teilen einem Bombenangriff auf Dresden zum Opfer. In der Nachkriegszeit widmet er sich dann wieder ganz seinem künstlerischen Schaffen und führt seine abstrakte Malerei weiter voran. Als einziger deutscher Künstler wird er 1949 Mitglied der bereits 1948 gegründeten Künstlergruppe CoBrA, die zu den wichtigsten Gruppen der internationalen Avantgarde zählt. Gemeinsam mit Otto Greis, Bernard Schultze und Heinz Kreutz gründet er 1952 die Künstlergruppe Quadriga, die maßgeblichen Anteil daran haben wird, dass die deutsche Nachkriegskunst auch international Beachtung findet. 1959 bis 1979 nimmt Götz eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie an. Seine Arbeiten sind bei wichtigen Ausstellungen zu sehen, so etwa auf der documenta 1959 und der XXXIV. Biennale von Venedig 1968. Zudem erhält er bedeutende Preise, wie z.B. 1948 den Kunstpreis Junger Westen, 1956 den Westfälischen Kritikerpreis, 1996 den Staatspreis für Malerei des Landes Rheinland-Pfalz, 2000 den Goldenen Ehrenring der Stadt Aachen und 2007 das Bundesverdienstkreuz. 2013 widmet ihm die Neue Nationalgalerie in Berlin eine umfassende Retrospektive. Karl Otto Götz verstirbt im Jahr 2017 im Ort Wolfenacker in Rheinland-Pfalz.

Der Formalist unter den Informellen
Die Malerei von Karl Otto Götz scheint von ungeheurer Schnelligkeit und Dynamik zu sein. Fast wirkt sie ein wenig getrieben von Launen und intuitiven Eingebungen. Seine Kunst ist jedoch weitaus mehr als eine spontane Geste. Der Mal- und Zeichenvorgang steht am Ende einer langen Vorbereitungszeit, die - je nach Bildtypus - sogar einige Jahre in Anspruch nehmen kann. Karl Otto Götz hat, wie kein anderer Vertreter des Informel, eine starke Affinität zum Konzept. Seine Bildfindungen folgen einem akribisch angelegten Programm. Auch der Malprozess selbst erfolgt nach einer strukturierten Methodik, die er bis zum Beginn der 1950er Jahre perfektioniert: Zunächst bringt Götz flüssige, meist dunkle Farbe auf weißen oder hellen Grund auf. Anschließend arbeitet er zügig mit einer Rakeltechnik in der nassen Farbe. Zuletzt schafft er mit einem trockenen Pinsel Verbindungen zwischen den hellen und dunklen Farbbereichen.

"Falan"
Die Arbeit "Falan" entsteht 1957. Ein Jahr, das Götz selbst in seinen schriftlich verfassten Erinnerungen als ein Jahr mit vielen beruflichen und privaten Höhepunkten beschreibt (Götz, K.O.: Erinnerungen und Werk 1b, Düsseldorf 1983, S. 750). Er bestückt zahlreiche Museums- und Galerieausstellungen in Köln, Paris, Amsterdam, Düsseldorf, Santa Barbara, Mannheim, Witten, Ludwigshafen, München, Darmstadt und Brüssel. Über die Ausstellung deutsch-französischer informeller Malerei im Wiesbadener Museum bemerkt Götz, dass dies die erste Ausstellung jüngerer Kunst gewesen sei, zu der sogar das deutsche Fernsehen erschien, welches zu diesem Zeitpunkt noch recht zögerlich zu neusten Kunsttendenzen berichte (Götz, K.O.: Erinnerungen und Werk 1b, Düsseldorf 1983, S. 751). Auf seinen Reisen entstehen besondere Begegnungen, wie das Kennenlernen mit Fred Thieler anlässlich der Wiesbadener Ausstellung und die Begegnung mit Henri Michaux bei dem Pariser Sammler Pierre Brache, der Götz zu Beginn des Jahres zwei Bilder abgekauft hatte. Im selben Jahr erwirbt Karl Otto Götz spontan und ungesehen sein Ferienhaus "Brakken" in Norwegen. Hier wird er bis 1999 jedes Jahr mehrere Monate verbringen. Aus der Affinität zur norwegischen Sprache entstehen in den folgenden Jahren auch viele seiner Bildtitel. Auch das Wort "Falan" könnte aus dem Norwegischen abgeleitet sein. Neben der Begegnung mit vielen Künstlerkollegen, Philosophen und Schriftstellern hinterlassen auch die musikalischen Experimente der Komponisten Karlheinz Stockhausen und György Ligeti nachhaltigen Einfluss bei Götz, da sie ihm in ihrem seriellen Ansatz sehr ähnlich sind. Am meisten jedoch identifiziert er sich und seine eigene Kunst mit den ungewöhnlichen Klangschöpfungen des griechischen Komponisten Iannis Xenakis, der seinen Musikstücken meist mathematische, geometrische oder architektonische Formeln zugrunde legt. Das Ergebnis, das spontan anmutet, jedoch einer strengen Ordnung unterliegt, entspricht dem Formalisten Götz. So wie Xenakis durch Rhythmen und Töne Klangräume erschafft, entwickelt Götz durch Strukturen und Farbrhythmen komplexe Bildräume.
In der großformatigen Arbeit "Falan" gelingt Götz eine unglaublich energiegeladene, explosive Komposition. Die großzügigen dunklen Schwünge auf rosé-beigem Fond streben zur dunklen Bildmitte, der man sich kaum entziehen kann. Götz wählt bewusst eine reduzierte Farbigkeit zugunsten einer sog-artigen Dynamik. Die hellen und dunklen Farbbereiche sind sorgfältig ausgewogen angelegt, wenngleich die Bewegungen alle zum Zentrum hinstreben. Nichts bleibt dem Zufall überlassen und doch schwingt eine Leichtigkeit mit, die von besonderem ästhetischem Reiz ist.
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