ID 68318
Los 1015 | Keller, Ferdinand (1842 Karlsruhe - 1922 Baden-Baden). Arkadien
Schätzwert
€ 10 000 – 12 000
Literatur:
Koch, MichaeLänge: Ferdinand Keller, Karlruhe 1978, Wvz-Nr. 286. Hier mit Angaben zur alten Literatur, zur Ausstellung im Glaspalast München 1899 sowie zur Provenienz.
Provenienz:
- Sammlung Frau Kommerzeinrat Spaeter, Koblenz (vgl. Koch);
- Auktion Matthias Lempertz, Köln, 1924, Lot 62 (vgl. Koch);
- Privatsammlung USA bis 2017.
Als Ferdinand von Keller das hier angebotene Bild schuf, war er ein hoch anerkannter, geschätzter und vielfach ausgezeichneter Künstler, der in seiner bereits über 30 Jahre währenden Karriere verschiedene Stilphasen durchlaufen hatte.
Als Jugendlicher begleitete er seinen Vater, einen Bauingenieur, nach Brasilien, wo er sich autodidaktisch und vom Vater unterstützt im Zeichnen nach der Natur übte. 1862 zurück in Karlsruhe, trat er in die 1854 gegründete Großherzogliche Kunstschule ein. Dort fand die Landschaftsmalerei unter dem ersten Direktor Wilhelm Schirmer und Carl Friedrich Lessing verstärkte Beachtung.
Den stärksten Einfluss übte jedoch der aus Wien gekommene Maler Hans Canon auf den jungen Keller aus. Er brachte die Orientierung an Tizian, Rubens und Van Dyck, das neobarocke Kolorit. Die Farbe bekam auch im Werk Kellers breiten Raum, das Lineare trat zurück.
Neben Landschaften malte er nun überwiegend Historienbilder und Porträts. Einen ersten großen internationalen Erfolg bescherte Keller die Weltausstellung 1867 in Paris wo sein Gemälde "Tod Philipps II. von Spanien" den jungen Maler bekannt machte. Ferdinand Kellers Karriere bekam den entscheidenden SchuBreite: Aufträge aus dem Großbürgertum und Adel, von Kirche und Bürgerschaft sicherten Präsenz und weiteren Ruhm.
Keller fertigte monumentale Wandfresken aber auch kleinformatige Illustrationen außerdem Skulpturen und Medaillen sowie Theaterdekorationen. Seine Brillianz des Kolorits brachte ihm den Beinamen "der Badische Mackart" ein. Wegen seiner großen Verdienste um die Kunst wurde dem langjährigen Professor der Kunstakademie Karlsruhe und mehrfachen Direktor dieser Institution 1896 der Adelstitel verliehen.
Zum Ende des Jahrhunderts nun, näherte Keller sich der mystischen Natursicht Böcklins, wofür diese stimmungsvolle Beobachtung einer arkadischen Szene auch in der Literatur beispielhaft genannt wird.
Keller hat dieses Motiv in zwei Variationen unterschiedlicher Größe gemalt, die beide im Werkverzeichnis von Michael Koch von 1978 (unser Bild Nr. 286) aufgeführt sind. Über den Verbleib unseres Werkes war bislang in der Literatur nichts bekannt. Die Spur verlor sich in den 20er Jahren. Selbst die Größe des Werkes war fraglich. So ist es nun eine besondere Freude, dieses historische Kunstwerk der Öffentlichkeit nach langer Zeit zu präsentieren.
Das stark nachgedunkelte Bild zeigt einen idyllisch daliegenden See. Am Seeufer in einiger Entfernung sitzt ein flötenspielender Jüngling, ein Tuch um die Hüften, in Rückenansicht. Hinter ihm liegt ein Hund, vielleicht auch ein Fuchs. Dieses Detail fehlt auf der kleineren Variante. Auf dem See schwimmen zwei Schwäne. Sitzt am gegenüberliegenden Ufer ein Vogel im Baum? Es sind auf alle Fälle nur Tiere, die dem Musiker zuhören. Orpheus, Pan, Narciss sind naheliegende klassische Assoziationen. Die Wasserfläche trägt den Klang in die Ferne. Am gegenüberliegenden Ufer ist unbelebte Architektur zu sehen. Eine Herme steht hinter dem Flötisten am linken Bildrand. Ein direkter Verweis auf das klassische Altertum. Die Darstellung des Himmels, der das letzte Tageslicht reflektiert sowie der schlanken, weiß schimmernden Birken zeigt die Nähe dieses stark symbolistischen Gemäldes zu den Formen des Jugendstils.
Kategorie des Auktionshauses: | Gemälde neuerer Meister |
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