ID 130655
Los 1005 | Kleinschmidt, Paul
Schätzwert
€ 4 000
63 x 26,5 cm, Rahmen
Lipps-Kant, A 106. - Provenienz: Galerie Schlichtenmaier, Grafenau. - Privatbesitz, Baden-Württemberg. - Ausstellung: "Paul Kleinschmidt 1883 - 1949", Galerie Schlichtenmaier, Schloß Dätzingen, Grafenau 1988, Kat.-Nr. 19 (mit Farbabb.). - Der am 31. Juli 1883 in Bublitz, Pommern, geborene Paul Kleinschmidt wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Der Vater war Direktor einer Wanderbühne, die Mutter Schauspielerin. Schon früh lernte er das Leben hinter den Kulissen kennen. Von 1902 bis 1905 studierte Kleinschmidt an der Künstler-Akademie in Berlin bei dem Historienmaler Anton von Werner. In dieser Zeit freundete er sich mit Lovis Corinth an, der ihn sowohl menschlich als auch künstlerisch beeindruckte. 1904 setzte er schließlich sein Studium an der Münchner Akademie bei Peter Ham und Heinrich von Zügel fort. 1905 kehrte Kleinschmidt nach Berlin zurück, wo er sich 1908 und 1911 an Ausstellungen der Berliner Sezession beteiligte.1914 wird Paul Kleinschmidt in die Armee einberufen, aber wegen einer Gasvergiftung bereits 1915 wieder entlassen und vom Kriegsdienst suspendiert. - 1927/1928 unternahm der Künstler Studienreisen nach Amsterdam und Südfrankreich. Zu dieser Zeit lernte Kleinschmidt den New Yorker Sammler Erich Cohn kennen, der schließlich sein Mäzen werden sollte. Wohl unter dessen Einfluss beschäftigte sich Kleinschmidt vermehrt mit der Malerei und stellte 1933/1934 in den USA aus; auch hielt er sich selbst einige Zeit in New York City auf. 1932 zieht der Künstler mit seiner Familie von Berlin nach Süddeutschland, wo sie zunächst in Klingenstein bei Blaubeuren, dann in Ulm wohnten. Auch Ulm verließen sie bereits ein Jahr später, um nach Ay bei Senden zu gehen. - Seit 1933 ist Kleinschmidt politischen Repressionen ausgesetzt. In der NS-Zeit galt seine Malerei als entartet und wurde deshalb beschlagnahmt. Einige seiner Werke wurden in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Als der politische Druck immer mehr zunahm, emigrierte Kleinschmidt 1936 in die Niederlande. Die Zeit zwischen 1937 und 1939 verbrachte er in Südfrankreich. 1940 wurde der Künstler für mehrere Monate in verschiedenen Lagern interniert, anlässlich der französischen Kapitulation dann wieder freigelassen. Er kehrte zwangsweise nach Deutschland zurück, wohnte in Bensheim an der Bergstraße und wurde 1943 mit einem Malverbot belegt. 1945 verbrannte nach einem Bombenangriff sein kompletter Besitz. Vier Jahre später verstarb Kleinschmidt verarmt in Bensheim an einem Herzleiden. - Während seines Aufenthaltes in Süddeutschland hat Paul Kleinschmidt eine Reihe bedeutender Figurenbildnisse geschaffen. In dem Aquarell "Kuchenbar" bilden die Speisen, welche auf einer nach hinter verlaufenden Theke aufgebaut sind, das beherrschende Bildelement. Der Vordergrund wird bestimmt von einem spitz zulaufenden Tafelaufsatz mit Gebäck und einem sich davor befindenden großen Kuchen. Betrachtet wird dieses Kuchenbuffet von einer hinter einer Brüstung sich befindenden, breitbeinig hockenden Bardame. Ein Blick ist dieser 'Dame' erlaubt, allerdings weist die örtliche Abtrennung von den Leckereien darauf hin, dass diese für sie nicht zur Verfügung stehen. Vielmehr deutet die Tatsache, dass die Barangestellte sich in einer Linie mit der Kuchentheke befindet darauf hin, dass auch sie zur Genusswelt gehört und wie all die leckeren Speisen dem Vergnügen dienen soll.
Kategorie des Auktionshauses: | Moderne Kunst |
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