ID 1218050
Los 1533 | Langmesser „piso goluk taka“ oder „piso kalasan“
Schätzwert
€ 2 000 – 3 000
L. 82 cm
Ein prestigeträchtiges Langmesser (piso) der Karo-Batak auf Nord-Sumatra. Die schlanke, starke, leicht geschwungene Rücken-Klinge ist einschneidig und aus gefaltetem Stahl mit sichtbarer Verarbeitungstextur geschmiedet. Der Klingenhals läuft zu großer Stärke aus und ermöglicht so einen guten Sitz in der Scheide. Der Griff ist aus dunkel patiniertem Elfenbein und zeigt eine hockende Figur in Adoranten-Haltung mit erhobenen Händen und traditioneller Langfrisur, die auf Ahnen- oder Priesterstatus hindeutet. Gekrönt wird die Figur von einer weiteren, ähnlich gestalteten Figur, der ein mit Filigran verziertes Silberkäppchen als Symbol der aufsteigenden Seele aufsitzt. Die Griffbasis sitzt in einer oktogonalen Fassung aus Silber und Kupfer, typische Handwerkskunst der Karo, die für ihre Silberschmiede berühmt sind. Um den aus dunklem Hartholz bestehenden Scheidenkörper laufen Silber-Zwingen, die mit filigranen Drahtringen und gezwirnten Drähten appliziert sind. Der Scheidenmund aus Elfenbein zeigt eine Reihe phallischer Figuren, die auf eine besondere Bedeutung des Messers als Weihegabe bei Hochzeitszeremonien hindeutet, mit einem expliziten Fruchtbarkeitswunsch. Auch der eingesetzte Scheidenfuß ist aus patiniertem Elfenbein (gading), das nach indischer Tradition Reichtum und Erfolg verkörpert. Daher rührt die Bezeichnung piso gading, „Elfenbeinmesser“, als Hinweis auf die Bedeutung des Messers als Prestigeobjekt. Derartige Messer werden zwischen den Clan-Hälften ausgetauscht, meist als Morgengabe an den Brautvater oder Onkel. Die weibliche Linie erhält im Austausch kostbare Tücher, für die die Batak gleichermaßen bekannt sind. Die Batak sind mutterrechtlich organisiert, d.h. die Abstammung und das Erbrecht rechnen sich über die Mutterlinie. Früher galten sie als gefürchtete, gut organisierte Krieger, denen - ob zu Unrecht, ist nicht restlos erforscht - ritueller Kannibalismus nachgesagt wurde. Der Name Batak taucht (als "Batta") bereits in Marco Polos Berichten auf. Er stammt aus dem Arabischen und bedeutet etwas abfällig "Schweinefleisch-Esser", wohl auch weil die Batak im Gegensatz zu den Tieflandbewohnern zu großen Teilen Hindus und Animisten blieben bzw. auch als Muslime ihre Lebensgewohnheiten beibehielten. Das Volk der Batak, das insgesamt nach indonesischem Zensus etwa 8 Millionen Menschen zählt, wird in sechs große Volksgruppen gegliedert, deren ursprüngliches Siedlungsgebiet auf Samosir, der Insel im Toba-See, liegt. Die Karo-Batak leben als zweitgrößte Gruppe nach den Toba nördlich des Sees im Hochland von Kabanjahe und Berastagi. Die Batak kamen, verglichen mit den anderen Völkern Indonesiens, erst spät unter den Einfluss der holländischen Kolonialherrschaft. Erst 1907, mit dem Tod des charismatischen Priesterkönigs der Batak, Singamangaraja XII., der einen langjährigen erfolgreichen Guerilla-Krieg gegen die Holländer führte, erlangten die Niederländer noch für einige Jahre bis zur Unabhängigkeit Hoheit über die Batak. Berühmt sind die Batak u.a. für ihre monumentalen Clan-Häuser, die teilweise zum Weltkulturerbe gerechnet werden.
Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Die EU-Verkaufsgenehmigung für dieses Lot liegt vor - Minim. Altersspuren
Lit.: Gintings, D. (1993).: The Society and Culture of the Batak Karo. Medan. - IFICAH (2018): Die Verwandtschaft im Nacken. Ahnenkult und Klingenkunst der Batak auf Nord-Sumatra. International Foundation of Indonesian Culture and Asian Heritage. Hollenstedt.
Kategorie des Auktionshauses: | Ethnographische Stammeskunst |
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