ID 1466923
Los 186 | Maurits Cornelis Escher
Schätzwert
€ 30 000 – 40 000
1898 Leeuwarden / NL - 1972 Hilversum / NL
Relativity. 1953
Links unten mit Bleistift signiert und nummeriert. Links oben im Stein monogrammiert und datiert. Lithografie auf festem Velin. Ex. 31/50 II. 27,7 x 29,2 cm. Blattgröße: 39,5 x 40,8 cm. Im Passepartoutausschnitt gebräunt. Rahmen (45 x 46 cm).
Maurits Cornelis Escher, besser bekannt als M.C. Escher, steht im Zentrum eines faszinierenden Spannungsfelds aus Kunst, Wissenschaft und Popkultur. Der niederländische Grafik-Künstler, der in den 1930er- bis 1970er-Jahren mit seinen außergewöhnlichen Drucken, Lithografien und Holzschnitten weltweite Bekanntheit erlangte, hat eine völlig neue Art der Wahrnehmung von Raum und Perspektive geschaffen. Besonders seine Werke, die mit visuellen Täuschungen und multistabilen Wahrnehmungsphänomenen spielen, brachten ihm einen beinahe "popstarähnlichen" Ruhm. Da sind die endlosen Treppen, die mit der Schwerkraft spielen, das Wasser, das bergauf fließt, und die Fußböden, die mal Wände, mal Decken sind - Bilder, die uns in die Welt der Unmöglichkeiten entführen und zugleich unser Gehirn auf eine harte Probe stellen.
Ein besonders ikonisches Beispiel seiner Kunst ist die Lithografie "Relativität" von Juli 1953 - ein Werk, das in der Geschichte der modernen Kunst als Meilenstein gilt. Escher gelingt es hier, ein raffiniertes Netz aus Perspektivverschiebungen zu weben, das die traditionelle Auffassung von Raum und Schwerkraft auf den Kopf stellt. "Relativität" ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein brillanter, fast experimenteller Versuch, den "normalen" Wahrnehmungsrahmen zu sprengen.
Die Lithografie zeigt ein Gebäude, dessen Architektur mehrere gravierende Perspektivbrüche aufweist. Treppen verlaufen in verschiedenen Richtungen - einige steigen, andere fallen -, und Menschen laufen entlang von Wänden, die sich parallel zu Decken und Böden verhalten. Die Logik der Schwerkraft wird außer Kraft gesetzt, alles erscheint in einem Zustand der relativen Perspektive. Doch das Bild ist so präzise und sauber in seiner Darstellung, dass der Betrachter zunächst glauben könnte, die surrealen Raumverhältnisse wären einfach eine weitere stilistische Wahl Eschers - eine Täuschung des Auges, die sich jedoch bei näherem Hinsehen als ein faszinierendes Spiel mit der Wahrnehmung herausstellt.
Was Escher hier tut, ist nicht nur eine künstlerische Darbietung, sondern vielmehr eine fast philosophische Auseinandersetzung mit den Grenzen der menschlichen Wahrnehmung und der Art und Weise, wie wir Raum und Richtung begreifen. Die Menschen, die in verschiedenen Perspektiven auf den Treppen und in den Fluren agieren, sind gefangen in einem Bild, das uns an die Relativität von Raum und Zeit erinnert - ein Konzept, das zu Eschers Zeiten, durch die Theorien von Albert Einstein, weitreichende philosophische und wissenschaftliche Diskussionen anstieß.
Escher verstand sich nie als Mathematiker, sondern als Künstler. Doch die Mathematik - insbesondere die Geometrie und die Topologie - war ein ständiger Begleiter in seiner Arbeit. Viele seiner Werke, wie "Relativität", sind wie mathematische Rätsel, die auf den ersten Blick unlösbar erscheinen, aber in ihrer inneren Struktur einer schlüssigen Logik folgen. Es ist diese Verbindung von Kunst und Mathematik, die Escher zu einem Pionier in der modernen Kunstszene machte. Und in den 1960er-Jahren begann seine Arbeit, nicht nur Kunstliebhaber, sondern auch Wissenschaftler und Mathematiker zu faszinieren.
Die "Escher-Welle", die in den 1960er-Jahren aufbrach, war vor allem durch die Kulturbewegung der Hippies und die aufkommende Popkultur zu einem globalen Phänomen geworden. Seine Werke wurden zu Symbolen einer Generation, die die Grenzen der traditionellen Denkmuster hinterfragte. Escher wurde so etwas wie ein visueller Popstar - von Science-Fiction-Covern über T-Shirts bis hin zu den Wänden von Universitäten und Forschungseinrichtungen: Seine "relativen" Perspektiven spiegelten eine Welt wider, die mehr und mehr aus den Fugen zu geraten schien.
Escher selbst erklärte einmal, dass er niemals versucht habe, tiefere metaphysische oder mystische Bedeutung in seinen Arbeiten zu vermitteln. Vielmehr habe er "gespielt" und die Möglichkeiten der Darstellung ausgelotet. Doch seine Werke wurden von vielen seiner Bewunderer aufgelöst und interpretiert - als eine Auseinandersetzung mit den Konzepten der Unendlichkeit, der Wiederholung und der Selbstbezüglichkeit. Und genau hier setzte eine neue Ära der Wissenschaftsphilosophie und Mathematik ein.
Das Mathematik-Buch "Gödel, Escher, Bach" von Douglas Hofstadter, das in den 1970er Jahren erschien, vereinte die Gedanken von Escher, dem Mathematiker Kurt Gödel und dem Komponisten Johann Sebastian Bach. Hofstadter nahm Eschers Werke als eine Grundlage, um komplexe Konzepte der Selbstreferenz und der Unvollständigkeit zu erklären. "Relativität", ebenso wie viele von Eschers anderen Lithografien, wurde in diesem Kontext als eine visuelle Metapher für das komplexe Denken über Logik und Bewusstsein gedeutet. Die Visualisierung der Unmöglichkeit, die die Werke Eschers ausstrahlen, wurde zu einer symbolischen Darstellung für die Grenzen des Wissens selbst.
Escher war ein Mann seiner Zeit - doch gleichzeitig weit voraus. In einer Welt, die sich zunehmend mit den Fragen des digitalen Zeitalters auseinandersetzt, erscheinen seine Werke beinahe prophetisch. In einer Ära, in der Computer und künstliche Intelligenz mit Fragen des Bewusstseins und der Wahrnehmung kämpfen, stellt Escher mit seinen mathematisch-präzisen, aber dennoch mystisch anmutenden Kunstwerken die Frage nach den Grenzen unserer Wahrnehmung und unseres Wissens. Die Perspektiven in seinen Werken scheinen im digitalen Raum eine neue Relevanz zu finden, wo die Relationen zwischen Oben und Unten, Zwischenräumen und Dimensionen nicht mehr festgelegt sind.
Insofern ist "Relativität" weit mehr als eine Lithografie. Es ist ein Werk, das den Geist der wissenschaftlichen und kulturellen Revolution der Mitte des 20. Jahrhunderts einfängt - eine Zeit, in der Künstler, Denker und Wissenschaftler miteinander im Dialog standen und die Welt aus neuen Blickwinkeln betrachteten. M.C. Escher ist und bleibt der Künstler, der Perspektiven neu definierte - und der für die Ewigkeit eine Einladung aussprach, das Unmögliche zu sehen und zu begreifen.
Werkverzeichnis: Bool 389
Provenienz: Privatbesitz Süddeutschland
Kategorie des Auktionshauses: | Graphik Klassische Moderne |
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