ID 128239
Los 133 | Monumentale Prunkkanne mit Weichmalereidekor
Schätzwert
€ 65 000 – 85 000
Porzellan, farbig und gold staffiert. Über durchbrochen gearbeitetem Fuß mit Rocailledekor ovoider Korpus mit großen,
gegenständigen Rocaillekartuschen, teils mit Reliefgoldzeichnung. Darin prächtige
Blumenbouquets ins feinster Weichmalerei. Der schlanke Hals mit hochgezogener, plastisch
gerippter Muschelrocaille auf der einen Seite. Daran eine junge Frau geschmiegt, begleitet
von kleinem Amor, die Handhabe der Kanne bildend. Gegenüber breiter Ausguß mit großer
Traube, darunter auf der Wandung großes Maskaron eines lachenden Pan, umgeben von weiteren
vollplastisch gearbeiteten Trauben. Höhe 76cm.
Zeptermarke, roter Reichsapfel, 3646, Jahres- und Monatszeichen, IH geprägt, rotes Beizeichen, in der Malerei bez. "F Aulich". Zustand A/B. Minimale und professionelle Restaurierung einer Blattspitze am Ausguß.
Provenienz:
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.
Literatur:
Dietz, Franca: Blühende Zeit der KPM. Die Weichmalerei auf Berliner Porzellan. Die Sammlung Hassan Sabet, Petersberg 2013, s. zu der Ära Kips ab S.85ff. bzw. zu Franz Aulich S.91ff.
Eine Modellzeichnung der hier vorliegenden Vase von Alexander Knips aus dem Jahre 1891 aufgeführt und abgebildet S.104, Abb.56.
Der Maler Alexander Kips, der von 1888 bis 1908 die künstlerische Gesamtleitung der KPM innehatte förderte insbesondere den Weichmalereidekor, welcher sich bis in die Zeit des Jugendstiles größter Beliebtheit erfreute und somit auch großen Einfluss in der Manufaktur hatte. Unter Kips war Paul Miethe für die Schulung der Maler in diesem Bereich zuständig. Obwohl es in der Manufaktur üblich war, dass nur Maler eingestellt wurden welche auch bei der KPM gelernt hatten, wurden in dieser Zeit viele Künstler eingestellt die nicht in der Manufaktur ausgebildet wurden. Unter ihnen auch der aus Schreiberau in Schlesien stammende Franz Aulich. Aulich war seit 1888 für die KPM als Weichmaler tätig. Unter Miethes Aufsicht avancierte er (zusammen mit seinem Bruder William) zu einem der bedeutendsten Porzellanmaler der KPM im ausgehenden 19. Jahrhundert Aulich verinnerlichte das von Miethe erklärte Kompositionsprinzip der KPM: die hinaufwachsenden Blüten auf weißem Grund. Die detailgetreuen Darstellungen seiner Blüten lassen auf ein genaues Naturstudium schließen. Seine Entwürfe hielt er zunächst als Aquarell- oder Gouacheskizzen fest. Die daraus entstehenden meist aufwendigen Ensembles erinnern mit ihrer Lebendigkeit, der Tiefen- und Farbenwirkung nicht mehr an die strengen Buketts des 18. Jahrhundert Ebenso für sein Können sprach die Tatsache, dass Aulich als einer der wenigen Maler seine Werke auf dem Porzellan signieren durfte
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