ID 1348810
Los 250 | München um 1818. Collier mit Chalcedon-Gemme und acht Medaillons mit Miniaturporträts
Schätzwert
€ 20 000 – 30 000
Vorliegendes Collier zeichnet sich durch eine besonders feine Filigranarbeit aus achtzehnkarätigem, teilweise zweifarbigem, Gold aus. Sie wird als Cannetille-Arbeit bezeichnet, deren hervorstechendes Ornament das sogenannte Bienenkorbmotiv darstellt. Als schmales Band verbindet das feine Goldgeflecht acht ovale Medaillons mit Bildnissen von Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg und den sieben gemeinsamen Kindern mit seiner Gemahlin Auguste Amalie, geb. Prinzessin von Bayern, und eine große zentrale Chalcedon-Kamee. Sie zeigt die Büste des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph im Profil. Die Wahl eines wohl türkischen Chalcedons ermöglichte die Gestaltung der Gemme in den Farben weiß und blau, den Hausfarben der Wittelsbacher. Das helle Blau des Grundes der Kamee zeigt bereits den Farbton, der 1838 als Landesfarbe vorgeschrieben wurde. Am Rand des Reliefs ist der Steinschnitt mit "Beltrami fecit" signiert.
Giovanni Beltrami (1777 Cremona - 1854 ebenda), der Sohn eines Juweliers, erlernte die Steinschneidekunst als Autodidakt. "Bedeutende Beschäftigung gab es, als Eugen Beauharnais als Vicekönig Italiens dem Künstler huldigte und B. erhielt den Auftrag, eine Kette von 16 Cameen zu arbeiten, welche die Geschichte der Psyche nach seinen eigenen Zeichnungen enthalten sollten. Nachdem die Zeichnungen Beifall gefunden hatten, machte sich B. an die Arbeit, vollendete dieselbe, und schickte sie an ihre Bestimmung ab; aber ehe sie an dieselbe gelangte, fiel sie in Räuberhände. Eugen, obgleich über diesen Unfall aufgebracht, bezahlte den Künstler für seine Arbeit, als wenn er die Kette erhalten hätte, und trug ihm auf, eine zweite ganz der ersten gleiche auszuarbeiten. Beltrami vollendete dieselbe und die zweite übertraf die erste noch an Reinheit und Schönheit der Ausführung. Der Vicekönig bestimmte die Kette zum Geschenk für seine Braut, die Prinzessin Amalie von Baiern [...]" (Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 1, 1856, S. 250 ff). Die Kette gefiel vermutlich auch König Max I. Joseph, denn Beltrami erhielt daraufhin eine Menge Bestellungen. Ab 1815 arbeitete Giovanni Beltrami für den bayerischen Hof. Der "bestohlene" Bräutigam erhielt 1817 den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg. Rot und Grün, die Hauptfarben des Wappens der Herzöge von Leuchtenberg, sind in den feinen Rahmungen der Gemme und der Emailbildnisse, welche Porträts von Eugène de Beauharnais und seiner Kinder zeigen, enthalten. Das jüngste Kind des Herzogs, Maximilian, wurde im Oktober 1817 geboren. Sein Porträt auf dem Collier zeigt ihn als etwa einjähriges Kind. Dies liefert einen entscheidenden Hinweis auf die Datierung des Schmuckstücks um 1818. Auch die zu dieser Zeit hochmodische oben bereits erwähnte Cannetille-Arbeit spricht für diese Datierung. Als Meister der nicht gepunzten Goldschmiedearbeit kann Anton Weishaupt (1776 - 1832), dem 1817 der erste bayerische Hoftitel verliehen wurde, in Erwägung gezogen werden.
ZWEI HERZEN UND EINE KRONE
Vor uns liegt ein querrechteckiges Schmucketui, weinrot. In den Händen wiegt es nicht sonderlich schwer. Wir klappen den Deckel nach oben, zwei handgeschriebene Notizzettel. Dann: der Deckel eines älteren Etuis, bestes rotes Leder, Goldprägung, edel. Es fällt der Blick auf ein bekröntes Monogramm "AA", darunter die Bezeichnung "COLLIER À PORTRAIT" und die Nummer "N°: 94". Gespannt nehmen wir den Deckel zur Seite und sehen ein kostbar gearbeitetes Goldcollier, ein wahres Meisterwerk, ganz im Stil der Mode des beginnenden 19. Jahrhunderts, emailliert, mit einem Anhänger aus Chalzedon und acht Medaillons mit Porträtminiaturen. Unschwer erkennen wir das markante Profil von König Max I. Joseph von Bayern auf der Kamee. Dann sieben Darstellungen von Kindern unterschiedlichen Alters. Und ein Erwachsener, einer der bestaussehenden Männer seiner Zeit, als Münchner kennen wir ihn gut: Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt! Aber die Mutter der Kinder? Sie findet sich im Monogramm "AA" wieder: Auguste Amalie, geb. Prinzessin von Bayern, älteste Tochter des bayerischen Königs und als Gemahlin Eugènes die Mutter der dargestellten Kinder. Ihr gehörte das Collier, es trug in ihrem Schmuckverzeichnis die Nummer 94. Und mit dieser findet sich das Collier auch im Testament der Herzogin vom 24. Juni 1848: "Article IV / Je donne et lègue à ma bien aimée Fille Amélie [...] Le collier en or avec les Portraits de son Père, frères et soeurs. N. 94" (Testament der Herzogin Auguste Amalie von Leuchtenberg, 24. Juni 1848 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. III Geheimes Hausarchiv 5863 Nr. 9]. Wir danken Dr. Sylvia Krauss-Meyl, Gauting, für ihre Recherche im Geheimen Hausarchiv, München).
Warum Auguste Amalie von Leuchtenberg das Schmuckstück erhalten hat, wissen wir nicht. Es ist aber zu vermuten, dass das Collier ein Geschenk des Königs anlässlich des 30. Geburtstages seiner Tochter im Juni 1818 war. Max I. Joseph könnte es bewusst nach dem Eklat in Auftrag gegeben haben, den sein Sohn Ludwig nach den Verfassungsfeiern im Sommer 1818 gegenüber seinem Schwager Eugène provozierte und der das tiefe Zerwürfnis zwischen den Schwagern offenbarte. König Max I. Joseph hatte die Verfassung am 26. Mai 1818 erlassen. Das Collier hätte somit die Funktion gehabt, seine Tochter Auguste Amalie zu beruhigen und seiner väterlichen Rückendeckung für ihre Familie mitsamt Eugène zu versichern - darum möglicherweise auch das deutlich größere Medaillon Max I. Josephs im Zentrum der Kette. Auguste Amalie scheint diese übrigens nur sehr selten getragen zu haben, man findet kaum Gebrauchsspuren. Vielmehr diente das Collier wohl als eine Art von Familiengalerie für die Herzogin. Und die Familiengeschichte hat es in sich!
Wir beginnen mit dem Kaiser der Franzosen, Napoléon Bonaparte. Im Siegesrausch nach der gewonnenen Schlacht bei Austerlitz nähern sich Frankreich und Bayern politisch an. Ein Bündnis wird geschlossen und man macht sich Gedanken über die Zukunft des Kurfürstentums. Napoléon ist bereit, Bayern zum Königreich zu erheben, Kurfürst Maximilian IV. Joseph soll erster König Bayerns werden. Schnell werden die Pläne konkreter: Für die "Blitzkarriere" Max Josephs hat dieser einen hohen Preis zu zahlen - seine älteste Tochter soll sich mit Eugène de Beauharnais, Napoléons Stiefsohn, verheiraten.
Der Grund für Napoléons Interesse an Bayern und der hübschen Prinzessin ist leicht zu finden: Die familiären Beziehungen Max Josephs als Schwager des russischen Zaren und des Königs von Preußen, des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, des Großherzogs von Hessen-Darmstadt und zum späteren sächsischen König wären von großem Vorteil für Napoléon und Frankreich. Zudem ist das Haus Wittelsbach eines der ältesten regierenden Geschlechter, die Ehe würde die Bonapartes in den alten Familien Europas etablieren.
Eugène de Beauharnais, der Bräutigam, von seinem Stiefvater hochgeschätzt, war von Napoléon am 7. Juni 1805 zum Vizekönig Italiens ernannt worden. Und der Kaiser der Franzosen sollte am Ende seinen Stiefsohn am Tag vor der Hochzeit auch noch adoptieren - Zweifel des Brautvaters waren bald ausgeräumt.
Für Bayern waren glorreiche Zeiten zu erwarten, die Verbindung mit Frankreich machte es mächtiger denn je. Ab dem November 1805 gab es keinen Zweifel mehr, dass die Hochzeit in Kürze stattfinden sollte, Kaiserin Joséphine, die Mutter des Bräutigams, reiste im Dezember nach München. Für eine künftige Schwiegermutter eher ungewöhnlich, war sie vom Charme Auguste Amalies sehr angetan: "Ihr Äußeres ist angenehm, sie mag sogar als schön gelten, aber ich achte weniger auf ihre äußeren Qualitäten als auf die ihres Geistes und ihres Herzens, da von diesen dein Glück abhängt", teilte sie ihrem Sohn am 28. Dezember mit. (Übersetzt nach: Impératrice Joséphine - Correspondance. Paris 1996, S. 170 f.). Drei Tage nach seiner Gattin traf auch Napoléon ein. Er schickte seinem (Noch-) Stiefsohn eine Tasse: "Vous trouverez ci-joint son portrait sur une tasse, mais elle est beaucoup mieux." ("Anbei finden Sie ihr Porträt auf einer Tasse, aber sie ist viel schöner." (Napoléon Bonaparte, Correspondance générale. Paris, Bd. V., Brief Nr. 11241, S. 920). Es lief alles nach Plan: Bayern war ab dem 1. Januar 1806 Königreich, aus Kurfürst Maximilian IV. Joseph wurde König Max I. Joseph. Am 3. Januar 1806 unterzeichneten die Vertreter der beiden Monarchen einen geheimen Heiratsvertrag. Dieser war verbunden mit einer ausgesprochen soliden finanziellen Ausstattung der Brautleute.
Und die Braut? Es ging ihr nicht gut. Ihr Vater versuchte, Zweifel zu zerstreuen: "Bedenke, mein liebes Kind, dass du nicht nur deinen Vater glücklich machen wirst, sondern auch deine Brüder und ganz Bayern, die diese Verbindung sehnlichst wünschen." (Übersetzt nach Pulitzer, Albert, Le roman du Prince Eugène. Paris 1895, S. 17 f.) Darauf Auguste Amalie: "Ich stimme dem zu, so viel es mich auch kostet, wenn die Ruhe eines geliebten Vaters und das Glück eines Volkes davon abhängen. Ich lege mein Schicksal in Ihre Hände; so grausam es auch sein mag, es wird mir versüßt werden, da ich weiß, dass ich mich für meinen Vater, meine Familie und mein Vaterland geopfert habe. Auf den Knien bittet Ihr Kind um Ihren Segen, der mir helfen wird, mein trauriges Schicksal zu ertragen." Die Angst vor der Zukunft ließ die junge Prinzessin Worte finden, die einer Heroin der Antike gerecht geworden wären! Die Sorgen sollten sich als vollkommen unbegründet erweisen, denn die Ehe wurde überaus glücklich.
Mit großem Aufwand wurde in München am 13. und 14. Januar 1806 die Ehe zwischen Eugène de Beauharnais (1781 Paris - 1824 München) und Prinzessin Auguste Amalie von B
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