Ohne Titel

Los 2179
07.12.2018 16:00UTC +01:00
Classic
Startpreis
€ 5 000
AuctioneerKunstauktionshaus Neumeister
VeranstaltungsortDeutschland, München
Aufgeld30%
Archiv
Die Auktion ist abgeschlossen. Es können keine Gebote mehr abgegeben werden.
Archive
ID 143716
Los 2179 | Ohne Titel
Schätzwert
€ 5 000 – 7 000
Eisenskulptur, geschweißt mit Typenhebel einer Schreibmaschine, grün lackiert H. 130 cm Auf Messingplättchen eingeritzte Signatur. Provenienz: Privatsammlung Süddeutschland Irma Hünerfauths künstlerisches Werk fand bereits zu ihren Lebzeiten große Anerkennung. Es wurde in internationalen Ausstellungen (Haus der Kunst München, Musée d'Art Moderne, Paris u.a.) präsentiert, durch Ankäufe in renommierte Sammlungen (Städtische Galerie im Lenbachhaus, München) gewürdigt und mit Preisen ausgezeichnet. Dennoch erlaubt uns die Wiederentdeckung der Künstlerin - auch im Zuge einer zeitgemäßen Neubewertung der Rolle von Frauen in der Kunst - eine neue Perspektive auf ihr Schaffen. Die Tochter aus gutbürgerlichem Münchner Hause musste sich als junge Ehefrau und Mutter die künstlerische Ausbildung an der Schule für Gestaltung, der Kunstgewerbeschule und von 1935 bis 1937 an der Akademie der Bildenden Künste erkämpfen. Die zeitbedingt erschwerten Umstände führten dazu, dass ihr als Malerin erst nach dem Krieg der Schritt zur abstrakten Bildsprache gelang. Das Gemälde "Knöpfe und Schließen" (1976) lässt eine ausgewogene Komposition von expressiven Farbflächen und figurativen Formen sowie eine Vorliebe für technische Motive erkennen. Irma Hünerfauths Interesse an "zu schönem Schrott" führte in den 1960er Jahren zum dreidimensionalen Objekt aus technischen Fundstücken. Die grüne Skulptur "Blüte", eine Montage aus Readymades, vollzieht in Fortführung der dadaistischen Kunsttradition die Transformation vom prosaischen, technischen Gerät zur surrealen Blume von spielerischem Humor und skurriler Poesie. Mit ihrer Vorliebe für industrielle Materialien und technische Motive dringt die Künstlerin mit emanzipatorischem Schwung und weiblichem Witz in eine weitgehend männliche Domäne der Kunst ein, wie sie etwa von den Nouveaux Réalistes (Jean Tinguely, Daniel Spoerri) vertreten wird. Das Tableau "Metallcollage", eine Montage von Eisenteilen aller Art auf violettem Grund, kombiniert das plastische Relief mit malerischer und grafischer Wirkung. Arbeiten wie diese, die sogenannten "IRMAnipulations", zierten als Wandschmuck auch die Fassade des Wohnhauses der unkonventionellen Künstlerin in Großhesselohe. Jenseits ihrer ästhetischen Wirkung verweisen sie in kritischer Absicht auf die Ambivalenz zwischen der Technikverherrlichung in der modernen Kultur und der Kehrseite der Konsum- und Wegwerfgesellschaft. In konsequenter technischer Weiterentwicklung und experimenteller Offenheit gelangte die Künstlerin - in Zusammenarbeit mit ihrem dritten Ehemann, dem Erfinder Franz Führer - zu kinetischen Objekten. Das "Spiegelobjekt" (um 1971) gehört zu einer Reihe von sogenannten Vibrationsobjekten, bestehend aus einem Plexiglaskasten, darin Platinen, Drähte und Metallplättchen. Der Betrachter soll, der beigefügten Anleitung folgend, die zarte, im Licht reflektierende Konstruktion durch Handbetrieb in Bewegung versetzen und "beobachten, wie die Drähte leicht schwanken" sowie "horchen, ob die Drähte klingen". So bezieht Irma Hünerfauth uns in Form einer interaktiven Dynamik in das poetische "Spiel" mit ein. Sie ermöglicht uns die ambivalente Erfahrung, von der rational-männlichen Haltung in der Beobachtung der äußeren Gestaltung zur sinnlich-weiblichen Wahrnehmung ihrer subtilen Nuancen zu gelangen, deren Wirkung unmittelbar im Körper und in den Gefühlen nachklingt.
Adresse der Versteigerung Kunstauktionshaus Neumeister
Barer Str. 37
80799 München
Deutschland
Vorschau
29.12.2018 – 03.12.2018
Telefon 089 231710-20
Fax 089 231710-50
E-Mail
Aufgeld 30%
NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen
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