Seltener Augsburger Kabinettschrank

Los 219
04.07.2018 13:00UTC +01:00
Classic
Verkauft
€ 59 900
AuctioneerNagel Auktionen GmbH
VeranstaltungsortDeutschland, Stuttgart
Aufgeld29,5%
Archiv
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ID 84980
Los 219 | Seltener Augsburger Kabinettschrank
Schätzwert
€ 55 000
Süddeutschland, um 1660-1670
Zu dem hier präsentierten Augsburger Kabinettschrank wurde von Frau Dr. Christine Cornet, Sachverständige für antikes Mobiliar, am 15. März 2018 in München ein Gutachten erstellt, das unserem Haus vorliegt. Das Gutachten im WortlauTiefe: "Materialien: Nadelholz, wohl Birnbaumfurnier, gefärbt, Linde, teilvergoldet, Nussbaumholz, Emaille, Schildpatt, Perlmutt, Stein, Messing. Maße: Breite 104cm Höhe 150cm Tiefe 48 cm Beschreibung: Der Kabinettschrank auf rechteckigem Grundriss ist vertikal dreigeteilTiefe: Ein vorgesetzter Mittelbereich ist durch eine große Ädikula hervorgehoben, die eine rundbogige Mitteltür sowie steinerne Doppelsäulen mit Sockel und Gebälk enthält. Seitlich davon befinden sich, etwas zurückgesetzt, die Korpusteile mit je vier Schubladen. Horizontal ist der Schrank gleichfalls in drei "Geschosse" geteilt, den Sockel, den Kasten und den Aufsatz. Die architektonische Vertikalgliederung setzt sich in diesen drei Teilen fort, indem der jeweilige mittlere Bereich vorgekröpft ist. Am Aufsatz, der ebenfalls als Ädikula gestaltet ist, setzt sich die Gliederung mit Doppelsäulen fort; auch hier verschließt ein rundbogiges Türchen einen kleinen Kasten. Im Innenraum des reich verzierten Mittelgelasses ist die Rückwand verschiebbar und gibt einen kleinen Raum mit geheimen Schubladen frei. An der Fassade des Mittelgelasses sind die teureren Materialien versammelt, die sonst am Schrank nicht weiter vorkommen: Die Wandungen der perspektivisch angelegten Bogenarchitektur sind in kleinere Kompartimente unterteilt, die mit opak bemalten Emailleplättchen verziert und von hauchdünnen Wellenleisten gerahmt sind. Auch im Boden dieses "Raums" wird die Perspektive durch das Schachbrettmuster aus Schildpatt, möglicherweise auch Horn, und Perlmutt fortgeführt. Unterhalb des Sockels ist in der Mitte noch eine kleine Schublade untergebracht. Der Schrank steht auf vier geschnitzten Füßen, die als Klauen, die eine Kugel umschließen gestaltet sind. Sämtliche Schauseiten der Schubladen und Türen sind mit Malereien versehen, die Pietra-Dura¡ Tafeln imitieren. Diese Tafeln sind seitlich im mittleren Kasten von flachen gerundeten Profilen und Wellenleisten gerahmt, an anderen Stellen nur von Wellenleisten, die eingekröpfte oder auch geohrte Rahmungen bilden. Die der Unterkante des Sockels, die Seiten der Aufsatzädikula sowie die Kartusche über der Mitteltür des Kastens sind mit geschnitzten Knorpelwerkornamenten dekoriert. Diese Kartusche rahmt das Bildnis des römischen Kaisers Augustus, unter dem die Stadt Augsburg gegründet wurde. In den Nischen zwischen den Doppelsäulen, auf drei Podesten auf der Aufsatzädikula, und zu beiden Seiten des Aufsatzes, befinden sich geschnitzte Figuren, ebenso auf den Giebelschenkeln des gesprengten Segmentgiebels der großen Mittelädikula; dort sind sie als Liegefiguren gestaltet. Etliche Elemente am Möbel sind teilvergoldet, so die Klauen der Möbelfüße, die Kapitelle der Säulen und die Gewänder der geschnitzten Figuren sowie die Muschelkalotten der Nischen. Zur Datierung und regionalen Einordnung Die Gestaltung der Schauseite des Kabinettschranks folgt den Gepflogenheiten, die sich ab ca. 1660 einbürgerten, als man begann, die vorher üblichen Flügeltüren, deren Dekoration die Schauseite bildete, durch eine offene Fassade zu ersetzen. Für ein Entstehungsdatum in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts spricht auch die Ornamentierung, die fast ausschließlich Knorpelwerk zeigt."... #"1Stellenwert Augsburg war im 16. und 17. Jahrhundert berühmt für sein Kunsthandwerk, welches weithin exportiert wurde. Entsprechend aufwändig war die Ausstattung der Kabinettschränke, die gleichfalls zu den begehrten Augsburger Erzeugnissen gehörten. Zur Entstehungszeit dieses Kabinettschranks war das Ebenholz in Verbindung mit aus Florenz importierten Pietra-Dura¡ Täfelchen sehr beliebt, aber auch extrem teuer. Die Mode, die in den Fürstenhäusern herrschte, war auch bestimmend für den Geschmack in den Häusern der Kaufleute und anderer wohlhabender Menschen. Doch verfügte nicht jeder Wohlhabende über die Mittel eines Fürsten. Es gab deshalb, um auch die Wünsche dieser Klientel zu befriedigen, einfachere "Versionen" der Kabinettschränke, bei welchen vor allem das teure Material eingespart und durch ähnlich aussehendes und preiswerteres ersetzt wurde. Im Fall dieses Kabinettschranks hatte man, wie in vielen Fällen, das Ebenholz wohl durch geschwärzten Birnbaum substituiert. Dies war, obgleich die Handwerksordnung in dieser Frage sehr streng war, durchaus statthaft, solange die beiden Materialien - Ebenholz und geschwärzte Hölzer - nicht an ein- und demselben Stück zugleich verwendet wurden. Auch die Pietra-Dura-Tafeln gehörten zum Teuersten, womit ein Kabinettschrank dekoriert sein konnte. Auch in diesem Fall hat man sich mit Farbe beholfen und die Motive der Pietra-Dura sehr exakt mit malerischen Mitteln wiedergegeben, wobei es auch Übereinstimmungen im Motiv gibt. Damit ist hier ein Möbel erhalten, welches die Ausstattungswünsche in einem Haushalt zeigt, der sich zwar an fürstlichen Einrichtungen orientiert, doch nicht die Mittel besitzt, diese im gleichen Materialwert zu realisieren. Dies macht dieses Möbel zu einem kunst- und kulturgeschichtlich sehr interessanten Objekt. Zum Zustand Vorbemerkung: Der Kabinettschrank wurde besichtigt, aber nicht technisch untersucht. Die Feststellungen bzw. Vermutungen, wie im folgenden Fall der Farbe, können nur durch eine technische Untersuchung bestätigt werden. Vermutlich wurde die ursprünglich schwarze Farbe entfernt und dem Korpus ein neuer rötlich¡ brauner Farbton gegeben. Er ist wohl bereits vor einiger Zeit restauriert bzw. repariert worden. Dies zeigt sich z.B. an der Rückwand, wo eingesetzte Leisten den Schwund des Holzes ausgleichen. Aus sämtlichen Türen und Schubladen wurden die Schlösser entfernt und die Hohlräume sowie die Schlüssellöcher geschlossen. Auf den Malereien auf den Schubladen und den Türen, d

Provenienz: Seit den 1920er Jahren in Privatbesitz einer Kasseler Apothekerfamilie. Restauriert Erg. Alterssp.

150 x 104 x 48 cm
Adresse der Versteigerung Nagel Auktionen GmbH
Neckarstrasse 189 - 191
70190 Stuttgart
Deutschland
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29.06.2018 – 02.07.2018
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