ID 1218030
Los 1513 | Seltenes Seelenschiff ''telun“ aus Holz
Schätzwert
€ 15 000 – 25 000
H. 60 cm / L. 96 cm
Ein seltenes, rituell bedeutsames Objekt. Das Seelenschiff ist aus Holz gefertigt und stellt in seiner Gesamtheit einen Drachen mit gebleckten Zähnen und herausgestreckter Zunge dar. Auf Deck stehen bewaffnete Krieger in vollem Ornat. Die applizierten Figuren, das Seelenhaus auf Deck, der Mast und das Steuerruder sind separat angefertigt. Die Holzoberfläche ist mit schwarzen Pigmenten bedeckt. Der Drache verkörpert die Abstammungsgemeinschaft. Das Seelenschiff (telun) ist ein altes Konzept der Dayak auf Borneo, das ursprünglich wahrscheinlich auf die ägyptische Sonnenbarke von Ra zurückgeht. Man glaubte, dass die Seelen ähnlich wie die Sonne im Osten aus der Unterwelt aufsteigen und im Westen "untergehen" und in die Unterwelt apulagan eingehen. Der Tote reist auf einem Fluss , welcher erst breit anfängt und am Ende durch eine enge Schlucht mit einem Feuerstrudel am Ende in das Totenreich führt. Im Häuschen hält sich die Seele auf, die Objekte an dem Gestell sind kostbare pusaka, Erbstücke, aufgehängt, die dem Toten mitgegeben wurden. Sie leuchten auf dem Weg ins Jenseits, darum sind sie für die Fahrt wichtig. Die Zweitbestattung, das tiwah-Fest (Fest der Erlösung), findet Monate oder auch Jahre nach dem Tod des Menschen statt. Während der Tote im Jenseits auf seine Erlösung wartet, hält sich seine Seele in einem Holzbrett auf, auf welches ein Totenschiff gemalt ist und das sich am Haus des Verstorbenen befindet. Der lange Zeitraum zwischen den beiden Bestattungen ist darauf zurückzuführen, dass das tiwah-Fest ein sehr aufwändiges und teures Fest ist und bis zu einem Monat dauern kann. Heutzutage werden deshalb oft mehrere Verstorbene zusammen gefeiert. Man glaubte auch, Blut würde die Sonne bzw. das Boot auf dem Weg stärken, wohl ursprünglich wegen ihrer roten Farbe beim Auf- und Untergang. Dazu gehört auch die Kopfjagd, für die die Dayak früher berühmt-berüchtigt waren. Für die Bestattung von Adligen war Kopfjagd unerlässlich. Die Schiffe mit einem Nashornvogel-Bug heißen ba-nama tinggang („großer/hoher Name“) und stehen immer für Adlige, während der Drachenbug (aso) das “Standardmodell“ darstellt.
Aus einer alten deutschen Privatsammlung, seit den 1950er Jahren gesammelt - Minimale Altersspuren
Lit.: Sellato, B. (1992): Hornbill and Dragon. Arts and Culture of Borneo. Sun Tree Publishing. - Taylor, P. M. / Aragon, L. V. (1990): Beyond The Java Sea. Arts of Indonesia`s Outer Islands. New York. - Steinmann, A. (1939/40): Das kultische Schiff in Indonesien. Berlin
Kategorie des Auktionshauses: | Ethnographische Stammeskunst |
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