ID 1198561
Los 38 | Silberner Kandelaber augusteischer Zeit, 1. Jahrzehnt v. Chr. - 1. Jahrzehnt n. Chr.
Silberner Kandelaber augusteischer Zeit, 1. Jahrzehnt v. Chr. - 1. Jahrzehnt n. Chr.
Mehrteiliger Kandelaber von außergewöhnlicher Qualität und äußerster Seltenheit. Aus folgenden Einzelteilen zusammengesteckt und zerlegbar: 1) Massiv gegossener Fuß mit Blechappliken. 2) Unterer Säulenschaft aus Silberblech. 3) Oberer Säulenschaft mit Kapitell aus Silberblech. 4) Aufsatz aus Silberblech in Form eines Pokals mit Standfläche für eine Öllampe. 5) Loser Stift zur Fixierung.
Der Fuß verleiht dem Kandelaber mit den hohl gearbeiteten Oberteilen Stabilität. Drei massiv gegossene Raubkatzenpranken sind zur Mitte hin zusammengeführt und an einer zentralen, zylindrischen Röhre aus kräftigem Silberblech befestigt. Die künstlerische Qualität der naturalistisch geformten Pranken ist außerordentlich und bildet die anatomischen Einzelheiten bis ins kleinste Detail präzise ab. Die Ballen unter den Zehen, die Krallen und die Sehnen auf der Oberfläche der Pranken sind minutiös ausgearbeitet und an der Oberfläche fein und nuancenreich modelliert. Das Fell ist liebevoll und in äußerst gleichmäßigen, geringen Abständen durch Strichpunzen dargestellt. Die auf diese Art gestalteten Pranken und die dynamische Biegung der Läufe oberhalb davon erwecken die Assoziation einer vor Kraft strotzenden und zum Sprung bereiten Großkatze.
Zur Mitte hin sind die Läufe oben und unten durch gleichfalls äußerst naturalistisch gestaltete Blätter mit fein nuancierter Binnenstruktur abgedeckt. In den Zwischenräumen zwischen den Füßen drei wohlgeformte Blechpalmetten mit Durchbruchsarbeit. Direkt unterhalb der Mündung des zentralen Blechzylinders eine Manschette mit rundum verlaufendem Blattdekor. Manschette, Innenseite der Blätter und Palmetten vergoldet. Der zentrale Blechzylinder unten mit einer am Rand profilierten Kappe abgedeckt, auf deren Unterseite ein kräftig eingeritzter Namenszug im Nominativ: "VITVS OPTIMVS".
Gegenüberliegend einige schwächere Ritzungen, die möglicherweise als Gewichtsangaben zu deuten sind.
Breite von Fuß zu Fuß ca. 29 cm. Gewicht 2,22 kg.
Das zweite Teil ist eine präzise geformte Säule mit spiralig verlaufenden Kanneluren, die kurz vor dem glatten, oberen Rand durch Ritzlinien begrenzt sind. Im oberen Rand zwei Löcher zur Fixierung des folgenden Aufsatzes mit einem Stift. Dieser Stift ist mit einer Silberkette an einer blattförmigen Attasche befestigt, die auf dem Korpus der Säule festgelötet ist. Eine senkrecht verlaufende Naht lässt erkennen, wo das zur Röhre bzw. zum Säulenschaft gebogene Silberblech verschweißt worden ist. Der untere Rand gleichfalls glatt. Von den Kanneluren durch einen feinen Absatz getrennt. Dort wiederum zwei Löcher, deren Lage mit den oberen korrespondiert. Unten eine weitere Blechröhre eingesetzt und verlötet, die beim Zusammenstecken mit dem Fuß vollständig verschwindet, aber die Stabilität der eingesteckten Säule garantiert. Im Rand der Manschette unterhalb der Mündung des Blechzylinders im Fuß gleichfalls zwei Löcher, durch die ein Stift durch Säuleneinsatz und Blechzylinder in den Fuß geführt werden kann und zusätzliche Stabilität verleiht. Höhe des unteren Säulenschaftes 38,7 cm. Gewicht 316 g.
Der obere Säulenschaft unten ähnlich konstruiert wie der untere. Oberhalb der zwei Löcher zur Fixierung mit dem unteren Säulenschaft zusätzlich eine profilierte, vergoldete Manschette. Die Säule selbst diesmal mit senkrechten Kanneluren versehen. Oben wieder durch eine gleichartige Manschette abgeschlossen und darüber mit einem in allen Details fein ausgearbeiteten und wohl proportionierten korinthischen Kapitell abgeschlossen, das gleichfalls aus getriebenen Blechteilen zusammengefügt worden ist. Oben eine rechteckige Platte mit leicht eingezogenen Seiten, in deren Mitte ein schmaler Blechzylinder mit zwei Löchern steckt, der zur Aufnahme und Fixierung des letzten Teils dient, dem "Pokal" mit Standfläche für die Öllampe. Höhe dieses Segments 66,5 cm. Gewicht 650 g.
Der Pokal unten mit einem Stiel, der in eine am Rand profilierte Standfläche übergeht. Die Unterseite durch ein Blech mit zentralem Loch abgedeckt, durch das der Blechzylinder auf dem korinthischen Kapitell gesteckt werden kann. Im Stiel zwei Löcher zur Sicherung des Pokals mit einem Stift. Der Körper des Pokals in zwei Zierzonen eingeteilt. Unten vertikal verlaufende, gewölbte und am Rand markant ziselierte Zungen. Darüber ein vergoldeter Fries mit einer Wellenranke. In den Wellentälern und -bergen Blüten an abzweigenden Ranken. In den Zwischenräumen füllen feinere Ranken und Blätter die Felder. Die Standfläche mit einer tellerartigen Vertiefung. Der Boden durch Drehrillen in Zonen gegliedert, deren äußerste mit floralem Ritzdekor und Kreispunzen am äußeren Rand verziert ist. Der breite horizontale Rand durch zwei kräftige Perlkreise begrenzt, in der vergoldeten Bahn dazwischen wieder eine Wellenranke mit Blättern und Blüten. Auf der vertikal nach unten überhängenden Randlippe ein lesbisches Kymation. Höhe 14,1 cm. Durchmesser 15,7 cm. Gewicht 389 g.
Die Wellenranken auf dem Rand und der oberen Zierzone des "Gefäßkörpers" haben exakte Entsprechungen in Kunstwerken des augusteischen Zeitalters, wie der Ara Pacis in Rom oder anderem Silbergeschirr gleicher Zeitstellung, etwa dem Hildesheimer Schatzfund oder dem Depot von Boscoreale. Es besteht kein Zweifel, dass der Kandelaber als ein raffiniert konstruiertes und künstlerisch repräsentatives Meisterwerk der augusteischen Klassik angesehen werden darf. Vergleichbare Kandelaberformen aus Bronze, wenngleich nicht so vollkommen und nicht in diesem Maße zerlegbar, stammen aus Pompeji. Die Grundidee eines zerlegbaren Kandelabers mit ähnlichem Pokal und einem Kapitell findet sich noch Mitte des 4. Jhdts. im Schatzfund von Kaiseraugst, dort aber eindeutig mit Verzierungselementen der Spätantike.
Die Höhe des zusammengesteckten Kandelabers beträgt 114,5 cm, das Gesamtgewicht 3,58 kg. Von ursprünglich zwei losen, nicht befestigten Stiften zur abschließenden Sicherung der fixierten Einzelteile nur einer erhalten.
Eine Analyse der Legierung mithilfe dreier Materialproben durch das Labor Sensotec kam zu dem Ergebnis, dass die Zusammensetzung der Legierung zu den bekannten und dokumentierten Werten gleichzeitiger Silberobjekte passt.
Ein spektakuläres Objekt vollkommenen römischen Kunsthandwerks, mit dunkler, mitunter leicht fleckiger Patina und vereinzelten zarten Inkrustationen. Abgesehen von einer geringfügigen Delle im oberen Säulenschaft und leichten Abnutzungen der Vergoldung in nahezu perfekter Erhaltung.
Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung, erworben aus deutscher Sammlung, dort seit den 70er Jahren in Familienbesitz.
A silver candelabrum of Augustan date, 1st decade B.C. - 1st decade A.D.
A silver candelabrum of Augustan date, 1st decade B.C. - 1st decade A.D.
Multi-part candelabrum of exceptional quality and extreme rarity. Assembled and dismountable from the following individual parts: 1) Solid cast foot with sheet metal appliqués. 2) Lower column shaft made of silver sheet. 3) Upper column shaft with capital of silver sheet. 4) Top made of silver sheet in the shape of a goblet with a base for an oil lamp. 5) Loose pin for fixing.
The base gives stability to the candelabrum with the hollow worked tops. Three solidly cast predatory cat's paws are brought together towards the centre and attached to a central cylindrical tube of strong silver plate. The artistic quality of the naturalistically shaped paws is extraordinary and precisely reproduces the anatomical characteristics down to the smallest detail. The pads under the toes, the claws and the tendons on the surface of the paws are meticulously worked out on the surface and finely and richly modelled in nuances. The fur is lovingly rendered by line punches at extremely even, small intervals. The paws shaped in this way and the dynamic curvature of the legs above them evoke the association of a big cat bursting with strength and ready to pounce. Towards the centre, the upper and lower legs are covered by leaves with a finely nuanced internal structure that are also extremely naturalistic in design. In the spaces between the feet three well-shaped sheet metal palmettes with openwork. Directly below the mouth of the central sheet metal cylinder a cuff with leaf decoration running all around. The cuff, the inside of the leaves and the palmettes are gilded. The central sheet metal cylinder covered at the bottom with a cap profiled at the rim, on the underside of which the name "VITVS OPTIMVS" is strongly incised.
Opposite several weaker incisions, possibly to be interpreted as weight indications.
Width from paw to paw approx. 29 cm. Weight 2.22 kg.
The second piece is a precisely formed column with spirally running fluting delimited by incised lines just before the smooth, upper rim. In the upper rim two holes for fixing the following attachment with a pin. This pin is attached with a silver chain to a leaf-shaped fitting soldered to the body of the column. A vertical seam shows where the silver sheet bent to the tube or the column shaft has been welded. The lower edge is also smooth, separated from the fluting by a fine step. There again two holes, the position of which corresponds with the upper ones. A further sheet metal tube is inserted and soldered at the bottom, which disappears completely when the base and the column are plugged together, but guarantees the stability of the inserted column. In the edge of the sleeve below the mouth of the sheet metal cylinder in the foot, likewise two holes through which a pin can be passed through the column insert and sheet metal cylinder in the foot, giving additional stability. Height of the lower column shaft 38.7 cm. Weight 316 g.
The lower part of the upper column shaft is constructed similarly to the lower one. Above the two holes for fixing to the lower column shaft an additional profiled, gilded collar. The column itself this time with vertical fluting. The top is again finished with a
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