ID 1386325
Los 1228 | Sir William Charles Ross, zugeschrieben und andere Miniaturisten
Schätzwert
€ 8 000 – 10 000
Sechs der Miniaturen in Goldmedaillons in Anhängerform gefasst. Vier der Medaillons als Anhänger an einem Armband (Bracelet) montiert. Die Darstellung des Auges von Antoine d'Orléans rücks. bezeichnet "Painted by Sir W. C. Ross 1855". Gelbgold 750 und Silber, getestet. Das lose Medaillon (Marie-Amélie) GG 585 (gestestet). Aquarell und Deckfarben auf Elfenbein. D. der Miniaturen je ca. 2 cm, die Miniatur im Ledertui (Antoine d'Orléans) 2,2 cm. Die Medaillons D. 2,2 - 2,5 cm cm.
Die Darstellungen des Armbands:
Louise d'Orléans, Königin der Belgier (1812 Palermo - 1850 Ostende). Nach F. X. Winterhalter. Aquarell und Deckfarben auf Elfenbein. D. 1,8 cm. Das Goldmedaillon beidseitig mit floralem Dekor, auf der Vorderseite ein runder Lapislazuli-Cabochon.
Louis-Philippe d'Orléans (1773 Paris - 1850 Claremont House, Esher, Surrey, von 1830-1848 König der Franzosen). Nach F. X. Winterhalter. Aquarell und Deckfarben auf Elfenbein. D. 2 cm. Das Goldmedaillon beidseitig mit floralem Dekor. Auf der Vorderseite das Monogramm des Dargestellten und Datierung 1845. Im Deckel Haarlocke Louis-Philippes.
König Leopold I. der Belgier (1790 Schloss Ehrenburg, Coburg - 1865 Schloss Laken, Laken). Nach F. X. Winterhalter. Aquarell und Deckfarben auf Elfenbein. D. 1,9 cm. Das Goldmedaillon beidseitig mit floralem Dekor.
Herzog August von Sachsen-Coburg-Kóhary (1818 Wien - 1881 Schloss Ebenthal, Niederösterreich). Nach F. X. Winterhalter. Aquarell und Deckfarben auf Elfenbein. D. 1,8 cm. Das Goldmedaillon beidseitig mit floralem Dekor.
Lose sind vorhanden:
Maria Amalia (Marie-Amélie) von Bourbon-Sizilien, duchesse d'Orléans (1782 Neapel - 1866 Claremont House, Esher, Surrey, von 1830-1848 Königin der Franzosen). Nach F. X. Winterhalter. Aquarell und Deckfarben auf Elfenbein. D. 2 cm. Das Goldmedaillon beidseitig mit floralem Dekor. Auf der Vorderseite das Monogramm der Dargestellten und Datierung 1855.
Louise d'Orléans, Königin der Belgier (1812 Palermo - 1850 Ostende). Nach F. X. Winterhalter. Aquarell und Deckfarben auf Elfenbein. D. 1,8 cm. Das Goldmedaillon beidseitig mit floralem Dekor. Miniatur etwas fleckig. Das Medaillon etwas abgegriffen.
Antoine d'Orléans, duc de Montpensier (1824 Neuilly-sur-Seine - 1890 San Lucár de Barrameda). Nach F. de Madrazo. Rücks. bezeichnet "Painted by Sir W. C. Ross 1855". Aquarell und Deckfarben auf Elfenbein. D. 2,2 cm. Hinter Glas moniert. Mit schwarzem Leder bezogenes Etui.
Jene als einzige Miniatur lose in einem Lederetui befindliche Miniatur mit dem Bildnis des Antoine d'Orléans verweist durch die Angabe des ausführenden Künstlers auf eine große Leidenschaft von Queen Victoria: Sie liebte Miniaturen sehr, besaß eine umfangreiche Sammlung und erfreute regelmäßig ihre über ganz Europa verstreute Verwandtschaft mit Miniaturgeschenken. William Charles Ross wurde 1837 von der Königin zum Hofminiaturmaler ernannt.
Marie-Amélie d'Orléans teilte diese Leidenschaft. Sie ließ alle Arten von Porträts in Schmuckstücke einsetzen. So ließ sie sich z. B. offenbar von Mellerio, dem angesehensten Pariser Hersteller solches "Memorabilienschmuckes", vier goldene Armbänder fertigen, jedes verziert mit sechs Miniaturporträts ihrer Enkelkinder. Zwischen 1830 und 1845 sollte die damalige Königin der Franzosen bei Mellerio rund 40 solcher "bracelets-portrait" in Auftrag gegeben haben. Ein Schwerpunkt lag bei den "Medaillons à loeil". Auch ihre Tochter Louise, Königin der Belgier, schätzte die Augen-Miniaturen sehr.
Diese Art von Erinnerungsschmuck wurde vor allem unter den Prinzessinnen und Fürstinnen des Zeitalters der Romantik ausgetauscht. Galt das Auge doch als "Fenster zur Seele", in Frankreich wiederum als "la voix de lâme", die "Stimme der Seele" bezeichnet. In kleinem Format konnte man der Erinnerung an die liebsten Seelen der Verwandtschaft nachhängen. Und diese war schließlich weit verstreut, man sah sich selten und noch seltener im kleinsten Kreis!
Im vergangenen Jahr konnte sich das Musée Condé, Schloss Chantilly, über ein besonderes Geschenk freuen: Ein Armband aus dem Besitz von Louise d'Orléans mit acht Medaillons als Anhängern fand Eingang in die Sammlungen. In den Medaillons: Augen-Miniaturen von Mitgliedern des Hauses Orleáns! Die Medaillons stammen vom gleichen Hersteller wie die vorliegenden, jene mit den Augen von Marie-Amélie und Louis-Philippe sind auf den Deckeln übereinstimmend dekoriert, mit demselben Monogramm und den den gleichen Datierungen versehen. Das Medaillon mit dem Auge des belgischen Königs Leopold I. ist in ein Medaillon eingesetzt, das auf seinem Deckel einen Türkis aufweist, jenes seiner Gemahlin Louise an vorliegendem Bracelet hingegen einen ebenso gefassten Lapsilazuli-Cabochon.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass das vorliegende Armband und die losen Augen-Miniaturen über Clémentine d'Orléans (1817 Neuilly-sur-Seine - 1907 Wien), verheiratet mit Herzog August von Sachsen-Coburg-Kóhary, in der Familie des Nachlassenden weitergegeben wurden. Auch Clémentine war eine Tochter der miniaturenbegeisterten Marie-Amélie, es findet sich außerdem das linke Auge ihres Gatten in Miniaturform unter den Medaillons. Warum sollte nicht auch Clémentine mit einem der entsprechenden Armbänder beschenkt worden sein?
Vgl. De Vos, Julien / Deldicque Mathieu, Louise d'Orléans, première reine des Belges - un destin romantique. Ausst.-Kat. Musée Condé (Schloss Chantilly) u. a., 19. Oktober 2024 - 16. Februar 2025. Paris 2024, S. 152 f., Kat.-Nr. 60: das erwähnte Armband mit Augenminiaturen aus dem Besitz von Louise d'Orléans.
EU-Vermarktungsgenehmigung vorliegend. Für den Export in Länder außerhalb des EU-Binnenmarktes ist eine CITES Genehmigung erforderlich. Wir weisen Sie darauf hin, dass diese Genehmigung im Regelfall nicht erteilt wird.
Provenienz: Clémentine, geb. Prinzessin von Orléans (1817-1907), an Sohn Zar Ferdinand I. von Bulgarien (1861-1948). Nachlass von Dr. Alexander Eugen Herzog von Württemberg (1933-2024).
Kategorie des Auktionshauses: | Miniaturen |
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