Avont, Pieter van (Kreis/Circle)

Lot 938
13.11.2024 10:00UTC +01:00
Classic
Sold
€ 2 000
AuctioneerNagel Auktionen GmbH
Event locationGermany, Stuttgart
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ID 1316670
Lot 938 | Avont, Pieter van (Kreis/Circle)
Estimate value
€ 2 000 – 3 000
Mechelen 1600 - Deurne (Antwerpen) 1652
22 x 17 cm, o.R.
Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben. Öl/Kupfer
Sammlung Ferdinand III Mülhens, Köln.

Nicht bei Ursula Härting, Frans Francken der Jüngere (1581-1642). Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog, Freren 1989.
Gutachten Dr. Ursula Härting, Sept. 2023.
Die kleine Kupfertafel (nicht signiert) galt in der Sammlung Mülhens immer als ein Werk des jüngeren Frans Francken. Nach Ansicht des Originals hat Ursula Härting diese Zuschreibung verworfen.
Die vorliegende Kupfertafel der Heiligen Familie mit Johannes gehört zu einer Gruppe von gleichartigen, gemalten Kompositionen, die alle unter der Zuschreibung an den flämischen Maler Pieter van Avont, seiner Schüler oder seiner Nachfolger zu finden sind. Die vorliegende Tafel ist darunter die qualitätvollste. Es handelt sich hier mit Sicherheit um einen anonymen flämischen Maler. Der Ausblick in die Bildtiefe ist in den typischen grünlichen, bläulichen Farben der Antwerpener Landschaftsmalerei gehalten. Das Jesuskind liegt in Marias Schoß, ein weniger bekanntes Motiv. Der Korb mit einem weißen Beutel könnte ein Hinweis auf die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten sein. Vielleicht ruht sie im Schatten des großen Baumes, in dem ein Gimpel mit leuchtend rotem Bauch sitzt, dessen Rot erinnerte den damaligen Betrachter an Christi blutiges Martyrium. Das Lamm Gottes lugt unter Marias blauem Gewand hervor, gleich neben einem Stein, der den Betrachter allegorisch an Christus auf dem kalten Stein erinnern soll. Es handelt sich wiederum um ein speziell flämisches Motiv, das seit dem 16. Jhdt. aus der südniederländischen Andachtsliteratur bekannt ist.
Charakteristisch für van Avonts vielfältige Darstellungen der Heiligen Familie sind begleitende Engelscharen, die hier fehlen und deren Fehlen allein in der ihm zugeschriebenen Gruppe mit gleicher Komposition zu beobachten sind. Ob es jemals einen solchen Prototypen von van Avont gegeben hat, lässt sich aktuell weder beweisen noch ausschließen. Ob er bereits in dieser qualitätvollen Darstellung auf Kupfer vorliegt, muss offen bleiben.
Wir danken Dr. Ursula Härting für wertvolle Hinweise.
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