Blumenstillleben im Atelier des Künstlers

Lot 70
28.11.2018 12:00UTC +01:00
Classic
Sold
€ 80 000
AuctioneerVAN HAM Kunstauktionen GmbH
Event locationGermany, Köln
Buyer Premium29%
Archive
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ID 136636
Lot 70 | Blumenstillleben im Atelier des Künstlers
Estimate value
€ 40 000 – 60 000
Um 1908. Öl auf Leinwand. 80,5 x 64cm. Signiert unten rechts: Purrmann. Modellrahmen.
Zu diesem Werk liegt eine Echtheitsbestätigung von Dr. Felix Billeter, Hans Purrmann Archiv, München, vom 18. Mai 2018 auf Deutsch und vom 20. Juli 2018 auf Englisch vor. Es wird im Archiv unter der Nr. 1407 aufgeführt.

Provenienz:
- Ernst Moser, Berlin
- Privatsammlung
- Privatsammlung London

Unter den Malern der Klassischen Moderne in Deutschland ist Hans Purrmann ein Einzelgänger. Denn ganz bewusst bleibt er dem Gegenständlichen treu und sucht nicht wie die Expressionisten nach einer Ausdruckssteigerung durch Vereinfachung, Verzerrung und Abstrahierung des Dargestellten. Vielmehr strebt er in der Arbeit vor dem Motiv nach einer malerischen Harmonie parallel zu Natur.

Nach dem Studium in München u.a. bei Franz von Stuck siedelt er Ende 1905 nach Paris über. Schon bald findet er Anschluss an die internationale Avantgarde und wird Mitglied des deutschsprachigen Künstlerkreises, der sich im Café du Dome trifft. Vor allem die Malerei von Paul Cézanne und Henri Matisse inspirieren ihn nachhaltig. Mit Letzterem verbindet ihn eine lange Freundschaft. Gemeinsam gründen sie 1907 die "Académie Matisse", an der Purrmann bis 1914 lehrt. Der Erste Weltkrieg zwingt ihn dann nach Deutschland zurückzukehren.

Das hier vorgestellte "Blumenstillleben im Atelier des Künstlers" malt Purrmann in den ersten Pariser Jahren in seinem kleinen und engen Studio in der 17, Rue Campagne Première. In einem nahen Bildausschnitt hält er das Gesehene mit schnellem, kurzem und zum Teil pastosem Pinselstrich fest: Den Blumenstrauß mit großen weißen Callas, der in einem blauen Tonkrug auf einem kleinen, dreibeinigen Tisch steht; rechts eine Sitz- oder Schlafgelegenheit mit Kissen und Deckenüberwurf; links ein aufgehängter, schwarzer Mantel; im Hintergrund Bilderrahmen sowie ein blau-gestrichener Wandvorsprung. All das gibt er in einem dichten Beieinander im unbestimmbaren Raum wieder - verweisen hier die Kreuzpunkte der Kompositionslinien auf eine Zimmerecke? Das Davor, Dahinter und Daneben schildert er in kräftigen Pastellfarben, wobei er weitestgehend auf die Darstellung von Dreidimensionalität verzichtet - nur mit den Schattenpartien bei den beiden großen Blättern, auf dem Tisch und beim Faltenwurf der Decke deutet er eine solche an. Mittels des dynamischen Duktus und der Farbkontraste von Rot- und Grüntönen erreicht Purrmann eindrucksvoll eine Vitalität, die mit einem "stillen Dasein" nichts gemein hat. Und so scheinen sich die Blüten der Calla dem Licht und damit dem Leben entgegenzustrecken. Sie stehen vielleicht stellvertretend für den Maler selbst, der in der französischen Kunstmetropole jenen Nährboden gefunden hat, den er für seine künstlerischen Formulierungen gesucht hat.
Dieses Ölbild von außergewöhnlicher Qualität fertigt der Künstler etwa zu gleichen Zeit an, wie das vom Motiv her ähnliche "Blumenstillleben" von 1908 (vgl. WVZ. Lenz/Billeter, WVZ.-Nr. 1908/1). Genau wie bei diesem handelt es sich bei unserem Werk um ein wahres Museumsstück.
(Literatur: Vgl. Lenz, Christian/Billeter, Felix: Hans Purrmann - Die Gemälde I, 1895-1934, Werkverzeichnis, München 2004, WVZ.-Nr. 1908/1)
Address of auction VAN HAM Kunstauktionen GmbH
Hitzelerstr. 2
50968 Köln
Germany
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23.11.2018 – 26.11.2018
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