ID 1215523
Lot 121 | Der große Zufluchtsbaum der Gelupga-Schule
Estimate value
€ 1 500 – 2 500
145 x 97 (193 x 119 cm)
Dieses großformatige Tempelgemälde zeigt den unermesslichen Wunschbaum, der aus dem kosmischen Meer aufgestiegen ist. Er ist reich mit Früchten geschmückt, die hier die Gestalt von Buddhas und verschiedenen lamaistischen Gottheiten annehmen. Der Wurzellama, der allen Lebewesen wohlgesonnen ist, thront in Form von Tsong-Khapa in der Krone des Baumes. In seiner linken Hand hält er eine Almosenschale, die rechte Hand zeigt die Mudra der Lehre. Zwei Lotusblüten ranken sich über seinen Schultern. Aus dem Lotus seiner rechten Schulter erhebt sich das Schwert als Symbol seiner Weisheit, über dem Lotus seiner linken Schulter liegt das so genannte "inkarnierte Buch" (prajnaparamita), als Zeichen seiner Gelehrsamkeit. Aus Tsong-Khapas Herz, das mit den zweiunddreißig Zeichen der Buddhaschaft gekennzeichnet ist, entspringt Buddha Shakyamuni, der historische Buddha, in dessen Lehren der Wurzellama den Schüler unterweist. Rechts und links vom Wurzellama befinden sich zwei Gruppen von Lamas, die jeweils einen Bodhisattva umgeben. Dies sind die Nachfolgelinien zweier auf den ersten Blick gegensätzlicher Schulen der buddhistischen Philosophie, d.h. zwei verschiedene Wege zur Erleuchtung. Auf der rechten Seite steht die Yogacara-Schule, die lehrt, dass alle scheinbar unterschiedlichen Dinge von der "Einen Leere" durchdrungen sind. Asanga, der diese Lehre direkt vom Bodhisattva Maitreya erhalten hat, ist wohl der bekannteste Vertreter dieser Schule. Auf der linken Seite des Wurzellamas befindet sich die Nachfolgelinie der Madhyamika-Schule, d.h. die Linie derjenigen, die den "mittleren Weg" zwischen den Extremen gehen. Der berühmteste Vertreter dieser Lehrschule ist der indische Pandita Nagarjuna, der die Übertragung dieser Lehrschule vom Bodhisattva Manjugosha erhielt. Vor dem Lama befindet sich seine direkte Linie, d. h. der Wurzellama des Wurzellamas des Meditierenden, was die direkte Linie der Lehrübertragung symbolisiert, die direkt auf den Meditierenden übergeht. Auf der Thangka ist diese Linie direkt vor den Füßen des Lamas abgebildet, die sich der Meditierende vor dem Lama vorstellen muss. Über Tsong-Khapa, dem Wurzellama, ist die Linie der tantrischen Einweihung mit Adibuddha Vajradhara an der Spitze zu sehen. Diese Siddhas und Lamas repräsentieren die Überlieferungslinie des geheimen und höchsten Wissens, das oft nur mündlich an den Schüler weitergegeben wird. Unterhalb von Tsong-Khapa sind ringförmig zehn Klassen von Buddhas und lamaistischen Gottheiten angeordnet, die die verschiedenen Grade des im Vajrayana-Buddhismus übermittelten Wissens symbolisieren. In diesem "Feld der Ansammlung" kann man zwei Arten von Wesen unterscheiden, die für die Erleuchtung hilfreich sind: Auf den oberen vier Ringen erscheinen die tantrischen Gottheiten, die als eine bildliche Darstellung des in den Tantas gelehrten Wissens zu verstehen sind. Auf den sechs unteren Blumenringen befinden sich die Buddhas, Bodhisattvas und Beschützer, die als Ausdruck der in den Sutras gegebenen Weisheit zu sehen sind. Auf dem untersten Ring befinden sich die Dharmapalas, die die Lehre schützen und dem Meditierenden dienen, indem sie Hindernisse beseitigen. Auf dem oberen Ring erscheinen die Dakas und Dakinis, die den Meditierenden mit Gaben beschenken und ihn durch ihren göttlichen Rat vor Hindernissen bewahren. Dazwischen erscheinen die Achtzehn
Arhats - Heilige, die aus Furcht vor zukünftigen schlechten Wiedergeburten die Erleuchtung zu ihrem eigenen Heil suchten und einen niedrigeren Grad der Erleuchtung nicht durch ihre eigene Verwirklichung, sondern durch Zuhören erlangten. Auf dem nächsthöheren Ring befinden sich die zwölf Pratyekabuddhas, die einen niedrigeren Grad der Erleuchtung durch ihre eigenen Bemühungen erlangten, aber die Lehre nicht zum Nutzen aller Lebewesen verkündeten. Über ihnen folgen dann die "Fünfunddreißig reinigenden Buddhas". Links und rechts von der Baumkrone erscheinen weitere Bodhisattvas in der Gestalt von Tara; Sarasvati mit der Laute (r); die rote Nadi-Dakini (l); gegenüber der blau gefärbte Nilambara-Vajrapani mit drei Gesichtern, yab-yum, und darunter links Pe-har und rechts Shug-dan (?). Unterhalb der Baumkrone sieht man die vier Lokapalas der vier Himmelsrichtungen, sowie die "Acht Zeichen des Glücks". Links und rechts vom Baumstamm erscheinen Brahma und Shiva, die beiden Hindu-Gottheiten, in anbetungswürdiger Haltung. Außerdem ist in der unteren rechten Ecke ein Meditierender abgebildet, der dem "Feld der Anhäufung" ein Guru-Yoga-Opfer darbringt. Die beiden oberen Ecken zeigen die Paradiese von Maitreya - Tushita (l.) und Buddha Amitabha - Sukhavati, die wohl als Orte der zukünftigen Erlösung zu interpretieren sind. Tempera auf Baumwollleinwand, originale traditionelle Seidenbrokatbordüre, mit "Bija".
Privatsammlung, München, 1970 in Kathmandu laut Überlieferung erworben - Leichte Gebrauchsspuren, Montierung teilweise mit kleinen altersbedingten Schäden
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