ID 195953
Lot 118 | Goliath. Opus 114
Estimate value
€ 25 000 – 35 000
Zu dem Werk liegt ein Zertifikat des Künstlers sowie eine Dokumentation mit Anleitung für das Zusammensetzen des Multiples vor.
Provenienz:
- Sammlung Gerhard F. Reinz, Köln
Ausstellungen:
- Galerie Orangerie-Reinz, Köln 2009, Katalog-Nr. 199, Abbildung S. 135
Literatur:
- Berrocal, Miguel/Tapié, Michel: Berrocal - Catálogo general / obras recientes 1974, Verona 1974, S. 67, Abbildung
Der spanische Bildhauer ist bekannt für mehrteilige figurative Skulpturen, die er seit Ende der 1950er Jahren schafft. Ob große freistehende Werke oder kleine Multiples, stets bestehen sie aus einigen bis zu sehr vielen Einzelstücken. Dieser Aspekt ist wesentlicher Bestandteil seiner Arbeiten, denn Berrocal sucht den Rätseln der Existenz nachzugehen, deren Realitäten er mittels des Ineinandergreifens der einzelnen Elemente immer wieder neu entdeckt. Dabei geht er im Schaffensprozess sehr präzise vor: Wie ein Chirurg oder Mathematiker analysiert er bei der Entwicklung einer Skulptur die genauen Proportionen und Maße der formalen Idee, die er dann in ein neues Erscheinungsbild projiziert. Auch entwirft er äußerst genau jedes einzelne Detail nicht nur für die verschiedenen Komponenten des Zusammensetzens und Auseinandernehmens, sondern als eine eigenständige, sich im Verhältnis zum Ganzen klar unterscheidende skulpturale Form. Um die Arbeit ganzheitlich erfassen zu können, ist also die Betrachtung des Äußeren und des Inneren gleichermaßen wichtig. In diesem Sinne ist die Präzision seiner Kunst wie eine Reise durch eine unbekannte metaphysische Realität, bei der die Substanz des Lebens erforscht, auseinandergezogen und rekonstruiert wird. So ist eine zielgerichtete Mehrdeutigkeit zwischen dem Physischen und dem Metaphysischen in jeder seiner Skulpturen werkimmanent.
Dies gilt damit auch für "Goliath". Er gehört zu einer in den 1960er Jahren begonnenen Serie von klassischen männlichen Torsi, die historische oder mythische Persönlichkeiten repräsentieren wie etwa David und Samson. Das Multiple ist eine Konstruktion aus 78 Elementen, die jeweils im Bezug zu dem Ganzen (Torso) stehen. Durch die Dekonstruktion ist es möglich, das klassische Erscheinungsbild des Äußeren zu entmystifizieren und es in einem Gesamtkontext als eine Reihe von "unsichtbaren" Einheiten zu sehen. Angesichts der großen Anzahl der Einzelteile ist die Vielschichtigkeit des Endergebnisses enorm. Hinzu kommt eine Besonderheit, die "Goliath" birgt. Drei Elemente sind austauschbar: ein beschnittener und ein unbeschnittener Penis sowie ein mit einem Feigenblatt bedecktes Geschlechtsteil (die beiden nicht gezeigten Elemente sind jeweils in der Skulptur gelagert).
Den Entwurf zu diesem Multiple schafft Berrocal 1968. In Zusammenarbeit mit der Galerie Orangerie-Multiples erschien dann 1972 eine Auflage von 2000 Exemplaren in Messing und dazu eine kleine Auflage von 6 Multiples in massivem Silber. Diese Exemplare waren dem Herausgeber vorbehalten
Auction house category: | Post War Objects |
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