ID 1517130
Lot 1671 | Louise Seidler
Estimate value
€ 28 000 – 56 000
(1786 Jena - 1866 Weimar)
"Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach". Originaltitel
Feinmalerisches Brustbild des leicht nach rechts gewandten Großherzogs in zeittypischem Kostüm: Ein tiefschwarzer Gehrock, an dem der Falkenorden und der preußische Johanniterorden prangt, über weißem Hemd mit weißer Binde. Mit präzisem und feinfühligem Blick, fein nuanciertem Kolorit und sanfter aber dennoch eindrucksvoller Lichtführung porträtiert Louise Seidler den Großherzog hier meisterhaft als herrschaftlichen aber auch kulturellen Repräsentanten der Weimarer Klassik, während seine sanft und freundlich geschilderten Gesichtszüge äußerst feinfühlig charakterisiert werden. Nach dem Tod seines Vaters Carl August übernahm Carl Friedrich 1828 dessen Regierungsgeschäfte, im Zuge dessen er vier Künstler damit beauftragte, repräsentative Staatsporträts von im anzufertigen, darunter - neben Heinrich Ehregott Grünler, Franz Krüger und Alexander Macco - die Malerin Louise Seidler. Es ist anzunehmen, dass Carl Friedrich mit der Arbeit Seidlers äußerst zufrieden war, denn es folgten zahlreiche, weitere Aufträge und die Künstlerin avancierte rasch zu seiner offiziellen Porträtistin. Louise Seidler, die aus dem gebildeten und kulturell engagierten Bürgertum stammte, zeigte früh künstlerisch begabte Ambitionen und erhielt zunächst privaten Unterricht in Dresden bei Leberecht Vogel und Gerhard von Kügelgen. Ermöglicht durch ein Stipendium des damaligen Regenten Carl August Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach studierte sie 1817 - 1818 an der Münchner Akademie und ging anschließend nach Italien, wo sie sich im Kreise der Nazarener aufhielt und bis 1823 verweilte. Zurück in der Heimat begann sie ihre Tätigkeit als Zeichenlehrerin der großherzoglichen Familie, wobei nicht nur die beiden jungen Prinzessinnen Marie und Augusta, sondern auch ihr Vater - der Großherzog selbst - Seidlers Lehrfähigkeiten in Anspruch nahmen. Auf Anraten Goethes, der als enger Vertrauter und ehrgeiziger Förderer Seidlers gilt, wird die Künstlerin 1824 zur Kustodin der großherzoglichen Gemäldesammlung ernannt, eine besondere Ehre, die erstmals einer Frau zuteil wurde. Als Höhepunkt ihrer außergewöhnlichen Karriere als professionelle und unabhängige Malerin - zumal in einem Jahrhundert, das weibliche Emanzipationsbestrebungen gegenüber eher restriktiv eingestellt war - kann man Seidlers Ernennung zur offiziellen Hofmalerin im Jahr 1835 bezeichnen. Die Künstlerin verkehrte mit zahlreichen Berühmtheiten ihres Zeitalters wie Caspar David Friedrich, Dorothea von Schlegel, Bernhard August von Lindenau oder Barthold Georg Niebuhr. Konstitutiv für ihr Selbstverständnis waren jedoch neben der herzoglichen Gunst vor allem die enge Verbindung zu Johann Wolfgang von Goethe. Dieser ließ ab 1824 ihm wichtige Persönlichkeiten von ausgewählten Künstlern porträtieren, darunter auch zwei Blätter von Louise Seidler: Ein Bildnis von Barthold Georg Niebuhr sowie eines von Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach (Klassik Stiftung Weimar/Goethe-Nationalmuseum Weimar, Inv. Nr. GHZ-NE Nr. 0/1885), wobei aufgrund der Darstellung anzunehmen ist, dass das vorliegende Ölgemälde als Vorlage für der Zeichnung für Goethe diente, die dieser 1831 von Seidler erhielt. Öl/Lwd.; Verso sign. und dat. "Louise Seidler pinx. 1829". Wvz. Kaufmann G 108. 72 cm x 62,8 cm. Klassizistischer Rahmen (Rahmenplakette später ergänzt).
Carl Friedrich Großherzog zu Sachsen-Weimar-Eisenach (1783 - 1853) war der älteste Sohn von Carl August und Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach und heiratete 1804 die russische Großfürstin Maria Pawlowna Romanowa. War es Carl August, der Geistesgrößen wie Schiller und Goethe nach Weimar holte und somit dessen Ruf als Kunst- und Kulturzentrum von Weltrang begründete, war auch Carl Friedrichs derartiges Interesse stark ausgeprägt. Zusammen mit seiner Gemahlin trat er als kultureller Förderer und Initiator auf, u.a. schuf das Großherzogenpaar einen bedeutenden Beitrag zur Memorialkultur der Weimarer Klassik, indem sie ab 1835 Dichterzimmer für Goethe, Schiller, Wieland und Herder als Museumsräume im Weimarer Stadtschloss einrichten ließen.
Provenienz: Auftragswerk Carl Friedrichs von Sachsen-Weimar-Eisenach (Stadtschloss Weimar); 1968 in Braunschweig an unbekannten Bieter versteigert (Kunstauktionshaus Hünerberg, Braunschweig, 1968, Kat.-Nr. 140, S. 21, Abb. Tafel 140); Sammlung Cäsar und Ruth Pinnau, Hamburg; Sale "European Noble and Private Collections incl. Fine Paintings", Christie's Amsterdam, 16. Dez. 2010, Lot 661; Süddt. Privatsammlung.
Lit.: Sylke Kaufmann, Louise Seidler (1786 - 1866) - Leben und Werk, 2 Bd., Quartus Verlag, Bucha bei Jena, 2016, S. 216-218, G 108, Abb. 71;
Vgl.: Bärbel Kovalevski, Louise Seidler 1786 - 1866: Goethes geschätzte Malerin, Berlin, 2006; Louise Seidler, Goethes Malerin: Die Erinnerungen der Louise Seidler, Aufbau-Taschenbücher Verlag, Berlin, 2003 (Neuauflage der autobiographischen Aufzeichnungen Seidlers, die u. a. von Theodor Fontane hoch gelobt wurden und als eine der populärsten Künstlerautobiographien des 19. Jhs. gelten, erstmals herausgegeben von Hermann Uhde 1873).
Portrait of archduke Carl Friedrich von Sachsen Weimar Eisenach. Oil on canvas. Signed and dated 1829 on the reverse.
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