ID 68329
Lot 1025A | Scheiner, Wilhelm (1852 Siegen - 1922 Köln). Großes Panorama von Köln
Estimate value
€ 9 000 – 10 000
Einführende Informationen zu Wilhelm Scheiner
Das detaillierte, minutiös ausgeführte Aquarell mit dem Köln-Panorama des Friedrich Wilhelm Scheiner zeigt einen Zeitpunkt in der langen Stadtgeschichte an dem große Historie und fortschrittliche Moderne den Stolz begründen und die Zerstörungen der kommenden Weltkriege noch fern sind.
Scheiner, dessen eindrucksvolle Stadtansicht hier angeboten wird, war ausgebildet als Chemiker und Hütteningenieur und als solcher an verschiedenen Standorten tätig, bis er 1881 zu seinen Eltern nach Köln-Deutz zog und ebenso wie sein Vater das künstlerische Talent zum Beruf machte.
Vater und Sohn arbeiteten häufig zusammen und schufen ein umfangreiches Werk; über 850 Blätter "der Scheiners" sind heute bekannt. Vor allem Stadtszenen stellten sie dar: topographisch exakt festgehaltene Architektur mit genrehaften Staffagefiguren, ein wenig an Werke Cornelis Springers erinnernd. Daneben "Porträts" von Industriewerken des Siegerlands und Kölns sowie Überblicksdarstellungen und Veduten. Sie waren zeichnende Chronisten. Die Stadtentwicklung, der Wandel vom Alten zum Neuen, Abriss und Erhalt sind häufig Thema der Arbeiten, die alle als Zeichnungen oder Aquarelle ausgeführt sind. Die Ölmalerei war nicht die Sache dieser feinen Techniker. Friedrich Wilhelm Scheiner nutzte bei seinen Arbeiten häufig Fotografien als Vorlagen für seine ungemein detaillierten, akribisch ausgeführten Blätter.
Das hier angebotene Blatt von 1910 zeigt das große Rheinpanorama Kölns von der Deutzer Rheinseite aus gesehen. Von stark erhöhtem Standpunkt - vom Turm der neuromanischen Kirche St. Heribert - erfasst die Darstellung am rechten Bildrand die erste Kölner Eisenbahnbrücke. Dom und Groß St. Martin überragen die kleinen Häuser des Altstadtufers und der Blick schweift im Süden bis zu der Kirche Maria Lyskirchen und dem Malakoff-Turm.
Im Vordergrund wird die heutige "Deutzer Freiheit" von dem Eisenbahnbogen der Bergisch Märkischen Eisenbahn überfangen und geht am Ufer in die Schiffsbrücke über. Diese, aus einzelnen von Kähnen getragenen Elementen gebildete Rheinquerung sollte erst 1913 durch die feste Hindenburgbrücke ersetzt werden. Die Brücke ist geöffnet. Es herrscht reger Betrieb auf dem Rhein. Dampfschiffe und Schleppkähne nutzen die Wasserstraße.
Bereits 1900 hat Wilhelm Scheiner das Rheinpanorama von demselben Standort aus gemalt (Besitz Kölnisches Stadtmuseum). Damals mit größerem Blickwinkel und Format (74 cm x ca. 445 cm) und noch auf drei einzelnen Blättern, war die Uferlinie perspektivisch gekrümmt. Unser zehn Jahre jüngeres, kleineres Blatt weist diese Verzerrung nicht auf. Auf der Rückseite einer Bleistiftzeichnung zu der früheren Arbeit sind der Standort sowie weitere technische Details vermerkt. In der Sammlung des Stadtmuseums sind auch drei Fotografien erhalten, die Scheiner als Vorlage dienten. Der Künstler konnte sich selbstbewusst in eine große Tradition stellen: 1531 hatte Anton Woensam Köln mit seinem Holzschnitt vergleichbar "portraitiert".
Ob es sich bei dem Blatt von 1900 und bei dem hier angebotenen Aquarell um Auftragsarbeiten handelte, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass Vater und Sohn Scheiner 1886 und 1896 den öffentlichen Auftrag erhielten, große Vogelschauansichten der Stadt anzufertigen. Ist auch in diesem Fall das zweite Blatt zehn Jahre später gefertigt worden, um den Fortgang der Entwicklung zu dokumentieren?
Auction house category: | Watercolors, drawings and pastels |
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Auction house category: | Watercolors, drawings and pastels |
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