"Tovaglia perugina"

Lot 27
12.09.2017 17:00UTC +01:00
Classic
Sold
€ 1 600
AuctioneerNagel Auktionen GmbH
Event locationGermany, Stuttgart
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ID 5955
Lot 27 | "Tovaglia perugina"
Italien, Umbrien, 15./16. Jahrhundert213 x 73 cmZu den verwendeten Mustermotiven der sogenannten "tovaglie perugine" zählen traditionell zoomorphe, anthropomorphe, heraldische, florale und mythische Motive, die geometrisiert umgesetzt in Streifenpaneele eingewoben wurden. Das vorliegende Stück ist mit zahlreichen Vogelmotiven geschmückt, die u.a. paarweise, vertikal gespiegelt angeordnet sind, oder aber auch stilisierte Baummotive flankieren. Ein breites Panneel mit der geometrisierten Darstellung eines heraldischen Vogels und schmale Borten mit abstahierten Motiven gehören zum weiteren Musterkanon des interessanten Sammlertextils.Provenienz: Holländischer Privatbesitz. - Vgl. Victoria & Albert Museum, T.12-1916, 1017-1900, vor allem 487-1884; Museum of Fine Arts Boston, Acc. no. 06.42/43; für die rautenförmige Musterung des Gewebes vergleiche sehr prominent das Stundenbuch des Herzogs von Berry, Gebrüder Limburg, 1412-1416, die Illumination "Der Monat Januar"; ebenfalls in: Brocarts célestes, Avignon 1997, Abb. 42; vgl. aktuell auch als Online-Publikation, Fioravanti, F. (Hg.): Umbria delle mie trame. - Einige kleinere Stopfreparaturen und unerhebl. minim. besch. Im Bereich des zentralen hellen Streifen eine alte Reparatur mit einem eingesetzten Stück aus einen anderen "peruginer Tuch". Seit dem 12./13. Jahrhundert entwickelte sich in Umbrien, vor allem in Perugia und Spoleto, reger Handel mit eigenproduzierten Textilien und Stoffen, wie auch mit der Verarbeitung von aus dem benachbarten Ausland (Frankreich, England) importierten Textilien. Die renommiertesten Textilien der Region waren die berühmten "tovaglie perugine", Tücher aus Perugia. Diese Textilien wurden für fünf Jahrhunderte zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert hergestellt, vor allem in der Gegend von Valtiberina und Sansepolcro. Die Ornamentation der zumeist blaugrundigen Musterbänder entstand durch Einfügen von Extraschüssen während des Webvorgangs. Verwendet wurde dicke Baumwolle oder ein Baumwoll- und Leinengemisch. Der helle Leinen-Fond ist in sich gemustert, in diesem Falle ein Rautendekor (occhio di pernice). Färberwaid (Isatis tinctoria) lieferte die intensiv blaue Färbung. Die Tücher waren zunächst dem Gebrauch als Altardecke vorbehalten, entwickelten sich aber dann im Lauf der Jahrhunderte zu einem Prestigeobjekt und Aussteuerbestandteil der Adels- und reichen Kaufmannsfamilien. Diese Textilien, ein begehrtes Statussymbol, verbreiteten sich daraufhin über ganz Italien. Ende des 15. Jahrhunderts begann der Niedergang der handwerklichen Werkstätten der Region und über drei Jahrhunderte kam diese Textilkunst ins Vergessen, bis sie im 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurde.
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Germany
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09.09.2017 – 12.08.2017
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