Zwei Prunkvasen - Manufacture Impériale de Sèvres 1804/05 Bemalung Jacqes-François-Joseph Swebach-Desfontaines, Vergoldung Charles-Marie-Pierre Boitel
01.12.2021 18:00UTC +01:00
Classic
Starting price
45000EUR € 45 000
Auctioneer | Kunstauktionshaus Neumeister |
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Event location | Germany, München |
Buyer Premium | 30% |
Archive
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ID 671341
Lot 1138 | Zwei Prunkvasen - Manufacture Impériale de Sèvres 1804/05 Bemalung Jacqes-François-Joseph Swebach-Desfontaines, Vergoldung Charles-Marie-Pierre Boitel
Estimate value
€ 45 000 – 50 000
Porzellan. Medici-Vase. Kobaltblauer Fond mit ornamentaler und figürlicher Goldstaffage. Rote Marke ''M.Imp.Ie de Sèvres'' mit kleinem Dreieck als Datierungszeichen für 1804/05, Pressmarke II (zwei Striche). Ein Sockel min. beschädigt (Chip), leichte Bereibung der Vergoldung v. a. an den Sockeln; Brandrisse im Vaseninneren. H. 37 cm, D 34 cm. Die beiden prunkvollen Vasen wurden in der ''Manufacture Impériale de Sèvres'' gefertigt. Die kaiserliche Manufaktur bestand unter Napoleon von 1804 bis 1814 und schuf im Auftrage Napoleons Porzellane von höchster kunsthandwerlicher Qualität und feinster Bemalung, die als Schaustücke, kostbare Service, Geschirre und Dekorationsgegenstände als repräsentative Staatgeschenke oder für ihn selbst ausgeführt wurden. Der französische Maler und Lithograph Jacques-François-Joseph Swebach-Desfontaines, auch Fontaine genannt (1769-1823) war zwischen 1802 und 1813 als Erster Porzellanmaler in der Manufaktur tätig und siedelte anschließend als Leiter der dortigen Kaiserlichen Porzellanmanufaktur nach St.Petersburg über. Zu seinen malerischen und lithographischen Werken zählen zahlreiche Historien- und Schlachtenbilder sowie Genre- und Jagdszenen, die er in veränderter Umsetzung auch als Vorlagen für die Dekoration von Porzellan verwendete. Es sei erwähnt, dass er auf dem Pariser Salon 1810 für ein Napoleon-Bildnis mit der ''Grand Médaille'' ausgezeichnet wurde. Die beiden Vasen zeigen auf der Wandung vor kobaltblauem Fond Jagdszenen mit jeweils vier in gold gemalten Reitern mit Pferden in verschiedenen Darstellungen. Einer der Reiter trägt einen Zweispitz - annähernd quer, wie dies auch Napoleon zu tun pflegte. Bei den anderen Dargestellten handelt es sich möglicherweise ebenfalls nicht um rein fiktive Figuren, sondern eventuell um Weggefährten des Kaisers. Zwischen den Reiterdarstellungen ist - auf beiden Vasen unterschiedlich - eine gemalte Landschafts-Kulisse mit Waldgrund, Bäumen, Gräsern, Zauntor und Wassertränke wiedergegeben. Die Form der Vasen folgt der berühmten Medici-Vase, jenem monumentalen, glockenförmigen Krater aus Marmor, der in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Athen als Gartenornament für den römischen Markt geformt wurde. Die Sèvres-Vasen folgen formal dem antiken Vorbild mit quadratischer Plinthe, worauf sich über einem runden Fuß mit eingezogenem Schaft der hohe Gefäßkörper mit bauchig gedrücktem Ansatz, konischer Wandung und ausladenem, profilierten Lippenrand erhebt. Die wechselnde kobalt- oder auch königsblaue Bemalung und radierte und polierte Goldstaffage mit stilisierten ornamentalen und vegetabilen Friesen verleihen den Vasen einen überaus eleganten und kostbaren Charakter. Die Vergoldung der ornamentalen Verzierung wurde - laut Eintrag im Sèvres-Archiv - von dem Vergolder Charles-Marie-Pierre Boitel gemacht. Ein Vergleichstück mit gleicher Form, aber mit figürlichen Henkeln in Form von antikisierenden, bärtigen Männerköpfen mit Kompositkapitellen und ähnlicher Dekoration, entstanden 1809 und ebenfalls von J.J. Swebach mit einer rotierenden Reiterszene in poliertem Gold verziert, befindet sich im Grand Trianon (vgl. Ledoux Lebard, Denise, Le Grand Trianon. Inventaire Géneral, Meubles et Objets d'Art. Paris 1975, S. 121.) Sie fand 1811 zunächst im Petit Trianon Aufstellung (Inv.Trianon: (1855)...471, Inv. 1894). Im Sèvres Archiv werden für das Jahr 1804 - seitdem die Manufaktur unter Napoleon den Zusatz ''Impériale'', also kaiserlich trug - zwei Medici-Vasen mit blauem Fond und Reiter (''2 V.Med.de fd. à Bleu donne cavaleine swebach frise par Boitel'') aufgeführt. Es handelt sich hierbei zweifellos um dieses Vasenpaar, die in der Manufaktur auf das Jahr 13 der Republik, das vom 23. September 1804 bis zum 22. September 1805 lief, d.h. in jenem Jahr, als die Sèvres-Manufaktur von ''national'' zu ''imperial'' überging. Man darf also davon ausgehen, dass diese äußerst prunkvollen Vasen anlässlich der 1804 als Manufacture Impériale de Sèvres unter Napoleon geführten Manufaktur vermutlich ihm zu Ehren angefertigt oder vielleicht sogar von ihm in Auftrag gegeben wurden. Dafür spricht auch die seltene Ausführung mit königsblauem Fond und der aufwendigen Goldstaffage. Wir danken James Whitehead, London, für folgende Mitteilung: ''It is highly likely that vases such as these were either delivered to imperial palaces or given as gifts to foreign dignitaries, family and close friends.'' Im Archiv der Manufaktur Sèvres ist kein Dokument zu den beiden angebotenen Vasen erhalten.
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