ID 1190903
Los 54 | Christoph Schwarz. Herren- und Damenporträt
Schätzwert
€ 6 000 – 8 000
Auf der Rückseite des Herrenporträts Fragment eines Klebeetiketts mit nicht mehr zu entziffernder Bezeichnung. Auf den Rahmenrückseiten Messingetiketten des 20. Jhs. mit Bezeichnung "Selbstbildnis" und "Bildnis seiner Frau".
Christoph Schwarz, Sohn eines Goldschmieds, war von 1560-66 Lehrling von Johann Melchior Bocksberger. 1568 malte er zusammen mit Hans Mielich und Hans Ostendorfer die Festdekoration anlässlich der Hochzeit des Erbprinzen Wilhelm (später Herzog Wilhelm V.) von Bayern mit Renata von Lothringen. Im Jahr darauf erhielt er das Meisterrecht. In der Literatur wird berichtet, dass Schwarz danach in der Werkstatt Tizians gearbeitet habe, die Vermutung, dass er in der Werkstatt Veroneses gearbeitet habe, konnte bislang nicht erhärtet werden. Ab 1573 war Christoph Schwarz wieder in München tätig und war ein Jahr lang Stadtmaler. Neben kleineren Arbeiten für den Münchner Hof entstanden auch Fassadenmalereien an Münchner Bürgerhäusern.
Mit dem Amtsantritt Herzog Wilhelms V. im Jahre 1579 wurde Christoph Schwarz zu dessen bevorzugtem Maler für Aufträge zu Themen der katholischen Konfessionalisierung. 1587 entstand sein diesbezügliches Hauptwerk, der Hochaltar für die Jesuitenkirche St. Michael in München.
Bei den beiden angebotenen Porträts handelt es sich um Fragmente aus einem Familienbildnis, dessen Aussehen lediglich in Form einer Kopie überliefert ist (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr. 4673). Bis 1956 sind neben den Bildnissen der Mutter und des Vaters auch noch zwei Kinderbildnisse zusammen nachzuweisen. Letztere wurden im Jahre 2013 bei NEUMEISTER versteigert (Auktion 919, Sonderauktion Schloss Teisbach, 16. Oktober 2013, Kat.-Nr. 240 [mit Abb.]). Der Verbleib der vorliegenden Bildnisse war Sandra-Kristin Diefenthaler bislang unbekannt.
Der venezianische Einfluss auf die Kunst des Christoph Schwarz ist bei den Porträts unverkennbar: Die Gegenüberstellung der Farben Schwarz und Rot bei den Kleidern von Eltern und Kindern, der Kontrast der insgesamt dunkel erscheinenden Kleidung zum hellen Inkarnat der Gesichter und schließlich der dünne Farbauftrag veranlassen Diefenthaler, eine Datierung der Gemälde kurz nach dem Venedigaufenthalt vorzuschlagen.
Als Vorbesitzer der Gemäldefragmente gilt nach einem Klebezettel auf einem der bei NEUMEISTER versteigerten Kindnerbildnisse Franz Xaver Joseph Freiherr von Unertl (1675-1750). Auf der Rückseite des Mädchenbildnisses findet sich die Bezeichnung "Christoph Schwarz / dessen ältere Tochter vorstellend", auf dem Keilrahmen befindet sich ein Klebeetikett mit folgender Bezeichnung: "Christoph Schw [...] / Bildniß seiner älteren Tochter [...] / aus einem unvollendeten G[emälde ...] / desselben, ihn und seine Famil[ie ...] darstellend, das [...] von Unertel [?] besaß." (zitiert nach dem Katalogtext 2013).
Hinsichtlich der möglichen Identifizierung der beiden Dargestellten als Christoph Schwarz und seine Gattin lässt sich auch folgendes Gemälde heranziehen, das 1789 in Mannheim angeboten wurde: Aus dem Besitz des Joseph Ferdinand Freiherr von Castell wurde damals angeboten: "Das Portrait von Christoph Schwarz, Frau und Kinde, auf Leinw. 2 Fuß 8 Zoll hoch und 3 Fuß breit, von ihm selbst gemahlt. [Le portrait de Christophe Schwarz, femm et enfant, sur toile, de 2 p. 8 po. de haut, sur 3 p de large, peint par lui même.] (Verzeichniß der zum Verkaufe ausgebottenen F. von Castellischen Mahlereien zu Mannheim in der Pfalz. Gedruckt, in der Hof= und akadem. Buchdruckerei 1789. Specification des Peintures à vendre appartenantes à Monsieur le baron de Castell á Mannheim, en Palatinat. 1789. Kat.-Nr. 315). Joseph Ferdinand von Castell trennte sich im Rahmen dieses Verkaufs von insgesamt elf Gemälden des Christoph Schwarz. Die obigen Angaben wurden nach dem Getty Provenance Index, Sale Catalog D-A186, zitiert.
Bislang konnte der Verbleib des Castellschen Gemäldes noch nicht nachgewiesen werden, ein Abgleich der Darstellungen und damit die endgültige Identifizierung der Dargestellten stehen somit noch aus.
Literatur: Diefenthaler, Sandra-Kristin, Christoph Schwarz. Hofkünstler der Wittelsbacher im Konfessionellen Zeitalter. Berlin-München 2020 (zugl. Diss. phil. Universität Augsburg 2016), S. 239 f., WVZ-Nr. G I, 10a und 10b (mit Abb.). Dort Datierungsvorschlag "um 1578".
Provenienz: Sammlung Hans Constantin Faußner, München.
Kategorie des Auktionshauses: | Gemälde 15.-18. Jahrhundert |
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Kategorie des Auktionshauses: | Gemälde 15.-18. Jahrhundert |
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