ID 136800
Los 263 | Gewürzfenster
Schätzwert
€ 30 000 – 50 000
Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eines von sechs Extraexemplaren, die
Mitarbeiter von Dieter Roth vorbehalten waren. Somit erschien diese Arbeit außerhalb der Auflage von 37 römisch nummerierten Exemplaren (davon 30 weiß gestrichen und 7
ungestrichen).
Zu diesem Werk liegt ein Zertifikat der Dieter Roth Foundation, Hamburg vor.
Provenienz:
- Privatsammlung Frankreich
Literatur:
- Dobke, Dirk: Bücher + Editionen, Catalogue Raisonné, Hamburg/London 2004, S. 37, Abb.
Das vorliegende Objekt gehört zu Dieter Roths eigenwilliger Werkgruppe unterschiedlicher Gewürzobjekte, die hauptsächlich in den Jahren 1970/71 entstehen. Das Gewürzfenster ist als einziges Gewürzobjekt als Auflage in zwei verschiedenen Versionen in insgesamt 37 Exemplaren (sowie 6 Extraexemplare für Mitarbeiter) verlegt worden. Die Gewürzfenster bestehen aus fünf einzelnen Elementen, die zusammen in einem Holzkasten montiert sind. Die einzelnen Rahmen sind jeweils auf der linken Seite mit einem Scharnier befestigt, so dass man die Fenster einzeln herausklappen kann. Das ermöglicht es, sowohl die vordere als auch die hintere Seite zu betrachten, obwohl die Arbeit an der Wand hängt. Dieter Roth macht das reine Gewürz in seiner pulverisierten Form aufgrund seiner farblichen und strukturellen Eigenschaften zum Gegenstand seiner Arbeit. Er setzt die Gewürze wie Farbpigmente zur künstlerischen Gestaltung ein und schichtet sie übereinander, wobei zum Teil wellenartige Strukturen entstehen. Auf den einzelnen Rahmen befinden sich auf der Oberseite Metallgriffe zum Öffnen der Holzleisten. Sie ermöglichen es, am Inhalt zu riechen. Der Geruchsinn soll bei diesen Objekten ebenso angesprochen werden wie das visuelle Erlebnis - es ermöglicht dem Betrachter mit den Objekten in Interaktion zu treten.
Als lichtecht kann man jedoch die wenigsten Gewürze bezeichnen, da die organische Substanz im Laufe der Zeit zumeist ausbleicht. Struktur- und Farbveränderungen, die mitunter in Dieter Roths Werken vorkommen, gehören zu seinem künstlerischen Konzept. Grundimpuls seines Schaffens ist sein Verständnis von Zeit als Inbegriff und Ausdruck von Zufall, ständigem Wandel und Vergänglichkeit. Dieter Roth thematisiert die Prozesse von Wandel und Vergehen, nimmt sie aber nicht einfach hin und bildet sie ab, sondern ergründet sie und mischt sich in ihren Verlauf ein. Daraus entfaltet sich die werkbestimmende Dialektik von Zerstörung und Kreativität, die seinem Werk eine einmalige Dynamik gibt
Kategorie des Auktionshauses: | Post War Objekte |
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