Gottlieb Leberecht Crusius

Los 1345
20.03.2025 14:00UTC +01:00
Classic
AuctioneerKunstauktionshaus Neumeister
VeranstaltungsortDeutschland, München
Aufgeld30%
ID 1386442
Los 1345 | Gottlieb Leberecht Crusius
Schätzwert
€ 400 – 600
"Capricci Parte I"
8 Kupferstiche auf Bütten. Plattenmaß jew. ca. 15 x 12,5 cm. Hinter Passepartout an Oberkante montiert (Maße Passepartout 46,5 x 33,5 cm). Tlw. gebräunt, leicht knittrig, fleckig.

Neben Augsburg findet sich im deutschen Raum keine andere Stadt, in der Rocaille-Ornamentstiche in dieser Qualität und in dem Umfang produziert wurden. Das bedeutet aber nicht, dass solche Ornamentstiche ausschließlich aus Augsburg stammen. Mit der Künstlerfamilie Crusius findet sich eine Kupferstecherfamilie in Leipzig, die ebenso Ornamentstiche herausgegeben hat. Interessant ist vor allem dieses Werk, die "Capricci" von Gottlieb Leberecht Crusius. Nicht nur zeigt er mögliche Formen der Rocaille, sondern er überträgt die Formensprache in die Natur. Nun ist die Rocaille gänzlich von der Form der Muschel abgerückt und wird in eine Landschaft integriert: Crusius nutzt hierfür unter anderem ein morsches Stück Holz, Wurzelwerke oder Felsformationen, welche durch ihre Formen zu den Trägern des Ornamentes werden. "Jetzt ist das Ornament nicht nur in der Realität des Darstellungsmodus, sondern auch in seiner Materie völlig zum Gegenstand der Natur geworden. Das, was man sehr lange, etwa am Beispiel des Akanthus für den Anfang in der Ornamententwicklung hielt, nämlich die Genese und Abstraktion aus naturhaften Formen, das stellt sich hier als Ende heraus." (Hermann Bauer, Rocaille - Zur Herkunft und zum Wesen eines Ornament-Motivs, Berlin [in: Neue Münchener Beiträge zur Kunstgeschichte, hrsg. von Hans Sedlmayr, Bd. 4] 1962, S. 53). Mit diesen Worten beschreibt Hermann Bauer, was sich hier bei Crusius abspielt: Das Ornament ist nicht nur mehr ein Schmuckelement, welches abstrakt in der vom Menschen gemachten Sphäre existiert, sondern es findet sich auch in der Schönheit der Natur wieder. Mit dieser Entwicklung findet das Ornament, welches schon seit der Antike aus der Natur heraus entwickelt wurde, wieder den Weg zurück in die Natur, wie Crusius es hier darstellt. Bauer stellt hier auch explizit Crusius an den Schluss dieser Entwicklung, er ist einer der ersten, der das Ornamentale gleichsetzt mit dem Natürlichen. Die Kurvierungen am Ornament sind nichts künstliches mehr, sondern sind Endprodukte des natürlichen Zerfalls, durch Verwitterung. Deshalb, so Bauer weiter, ist mit dieser Druckreihe das Ende der Entwicklung des Ornamentes der Rocaille erreicht, die Ornamentform kann sich laut Bauer nicht mehr weiter, als wie Crusius es darstellt, entwickeln (s. Bauer, s. O., S. 54-55). Eben das macht diese Stichreihe von Crusius so besonders und kunsthistorisch wertvoll.

Das Konvolut besteht aus acht Blättern der Reihe "Capricci Parte I", die wohl in den 1760er Jahren in Leipzig in Eigenverlag herausgegeben wurden. Es ist möglich, dass die Reihe nur aus acht Blättern bestand, was eine noch gebundene Version der Blätter in der Bibliothek des Instituts national dhistoire de lart in Paris nahelegt (vgl. Inv.-Nr. NUM 4 RES 30), während im Allgemeinen Künstlerlexikon von zwölf Kupferstichen die Rede ist (vgl. Frank, Volker, Gottlieb Leberecht Crusius, in: AKL-Online 2021).

Provenienz: Nachlass von Dr. Alexander Eugen Herzog von Württemberg (1933-2024).
Adresse der Versteigerung Kunstauktionshaus Neumeister
Barer Str. 37
80799 München
Deutschland
Vorschau
13.03.2025
14.03.2025
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16.03.2025
17.03.2025
Telefon 089 231710-20
Fax 089 231710-50
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