Johann Georg Dirr. Entwurf zu einem achtsäuligen Hochaltar für das Salemer Münster

Los 152
20.03.2024 14:00UTC +01:00
Classic
Startpreis
€ 8 000
AuctioneerKunstauktionshaus Neumeister
VeranstaltungsortDeutschland, München
Aufgeld30%
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ID 1167182
Los 152 | Johann Georg Dirr. Entwurf zu einem achtsäuligen Hochaltar für das Salemer Münster
Schätzwert
€ 8 000 – 12 000
Johann Georg Dirr
Entwurf zu einem achtsäuligen Hochaltar für das Salemer Münster
Feder in Schwarz über Bleistift, grau laviert, auf Bütten. 60,8 x 42,5 cm. In der oberen Blatthälfte und in der linken unteren Ecke ergänzt. Aufgezogen. Fleckig. Besch. Rahmen (84,5 x 64,5 cm).

Kopie Johann Georg Dirrs nach einem Entwurf des Joseph Anton Feuchtmayer (Feichtmayr, 1696 Linz- 1770 Mimmenhausen).

Das Salemer Münster war die Abteikirche der ehemaligen Reichsabtei Salem (gegründet 1137/38) und dient heute als Pfarrkirche der römisch-katholischen Gemeinde von Salem. In der Zeit des Barocks wurde die Kirche mehrfach umgestaltet. Diese Barockisierung steht in engem Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Aufschwung des Klosters im 18. Jahrhundert. Daneben waren auch die repräsentativen Aufgaben der Reichsabtei gewachsen, man musste mit den umliegenden Grafschaften und Kleinfürstentümern hinsichtlich der feudalen Pracht konkurrieren.

Nach einem verheerenden Brand im Jahre 1697 mussten zunächst die beschädigten Orgeln repariert und die zerstörten Altäre und Kirchengeräte ersetzt werden. Der Bildhauer Franz Joseph Feuchtmayer, der seit 1706 im nahen Mimmenhausen lebte, fertigte einen Großteil der plastischen Ausstattung. Die dekorativen und plastischen Arbeiten übernahm in der Nachfolge des älteren Feuchtmayer dessen Sohn Joseph Anton Feuchtmayer.

Der heutige Hochaltar geht auf einen Entwurf von 1773 zurück. Ursprünglich sollte der Auftrag an Joseph Anton Feuchtmayer gehen. Nach dessen Tod im Jahre 1770 wurde der Altar von dessen Nachfolger Johann Georg Dirr geplant und ausgeführt (1785 durch Johann Georg Wieland erneuert).

Der damalige Abt des Klosters, Anselm II. Schwab (der auch die weltberühmte Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee erbauen ließ) sammelte in Frankreich laufend neue Ideen bezüglich der Ausstattung des Salemer Münsters. Er ließ zahlreiche Entwürfe für die Gestaltung des Chorgestühls und des Hochaltars fertigen, seine Vorliebe galt dabei den französischen Architekten und Bildhauern. Feuchtmayer war hierüber verärgert, er bemerkte hierzu, dass es sich der Abt überlegen solle, "ob er den Auftrag zu dem neuen Hochaltar ihm, Feuchtmayer, geben, oder irgendeinem fremden, daghergeloffenen, der keine Kaution oder Sicherheit geben könne." (Knapp, s. u., S. 249).

Die vorliegende Zeichnung gibt Feuchtmayers zweiten Entwurf für den Salemer Hochaltar wieder. Die Originalzeichnung des Meisters ist nicht erhalten geblieben, von dieser Planungsphase zeugen noch die vorliegende Kopie Johann Georg Dirrs sowie ein Kostenvoranschlag. Diesem zufolge sollten die Kosten für den mächtigen, aus Stuckmarmor und Alabasterstuck geplanten Altar sehr hoch sein, sie hätten 9.600 fl. betragen. Dies entsprach dem Gesamtbetrag, den Feuchtmayer für einen anderen prominenten Auftrag, nämlich die Bildhauerarbeiten am Chorgestühl von St. Gallen und an der Ostfassade der dortigen Stiftskirche, erhalten hatte.

Feuchtmayers Altarentwurf gelangte nicht zur Ausführung. In der Vorbereitungsphase hatte er sich selbst intensiv mit den Arbeiten der französischen Kollegen befasst. Dennoch blieb er bei seinem zweiten Entwurf dem Denken des Barocks in den deutschsprachigen Ländern treu: "Im Gegensatz zu den eher leichten Baldachinen der französischen Entwürfe, plante Feuchtmayer für das Salemer Münster eine Architektur in der Architektur, sozusagen einen tempelhaften Raum für den Hochaltar." (Knapp, s. u. , S. 252). Bereits 1767/68 plante Abt Anselm II. um. Er wünschte nun keinen Choraltar mehr, sondern einen Altar in der Vierung des Münsters.

Literatur: Knapp, Ulrich, Joseph Anton Feuchtmayer 1696 - 1770. Konstanz 1996, S. 249 ff. und S. 252, Abb. 343.
Adresse der Versteigerung Kunstauktionshaus Neumeister
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