ID 1220321
Los 11 | Karl Horst Hödicke. Passage V
Schätzwert
€ 35 000 – 55 000
1938 Nürnberg - 2024 Berlin
Titel: Passage V.
Datierung: 1964.
Technik: Öl auf Nessel.
Maße: 150 x 160cm.
Bezeichnung: Zweifach signiert verso oben rechts: Hödicke KH Hödicke.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Ausstellungen:
- High Museum of Art, Atlanta 1989-1990 (Aufkleber)
Literatur:
- Ausst.-Kat. Art in Berlin 1815-1989, High Museum of Art, Seattle 1990, Kat.-Nr. 70, S. 175, Abb.
- Gilt als wichtiger Wegbereiter der 'Neuen Figuration'
- Frühes Hauptwerk aus einer seiner bedeutendsten Werkreihe der "Passagen"
- Die Großstadt Berlin nimmt einen entscheidenden Platz in Hödickes Oeuvre ein
- Knüpft direkt an die Konsumkritik der amerikanischen Pop Art an
Befreier der Figuration
Karl Horst Hödicke gilt heute als einer der wichtigsten Vertreter der "Neuen Figuration". Mit seinen großformatigen, farbgewaltigen Werken leistete er einen entscheidenden Beitrag zur figurativen Malerei der Nachkriegszeit. Hödicke bildete mit seiner künstlerischen Position dabei einen Gegenpol zu der in den 1960er Jahren dominierenden Abstrakten Kunst. Der ursprünglich in Nürnberg geborene Hödicke kommt 1957 im Alter von 19 Jahren mit seiner Familie nach Berlin. Bereits in seiner Jugend kam er in Süddeutschland vermehrt mit Werken der Gruppe "Blauer Reiter" in Kontakt. Die strahlende Farbigkeit der Werke hatte signifikanten Einfluss auf Hödickes Entscheidung Künstler zu werden und findet sich später auch in seinem eigenen Oeuvre wieder. Die Vertreter der "Neuen Figuration" - zu denen auch Baselitz, Immendorff und Penck gehören - begehrten mit der Rückkehr zur figürlichen Malerei gegen das in ihren Augen zu intellektuelle und verkopfte deutsche Informel auf. Hödicke befasst sich in seinem Oeuvre inhaltlich mit dem Themenkomplex Großstadt, im speziellen mit Berlin als seinem Schaffensort. Dabei versteht er sich aber nicht als einfacher Chronist Berlins, sondern dokumentiert vielmehr Sinneseindrücke und das herrschende Lebensgefühl. Mit dynamischem Gestus fängt Hödicke verschiedenste Szenen der Großstadt ein. Dabei arbeitet er nicht nur mit dem Pinsel, sondern auch mit einer eigenen Rakeltechnik, mit der er einen zunehmend anonymen und weniger handschriftlichen Gestus schafft, der mit dem Lebensgefühl der Großstadt einhergeht.
Glanz, Gloria und Konsumkritik
Besonders eindrücklich fängt Hödicke dieses Lebensgefühl in seiner frühen Werkreihe der "Passagen" aus den 1960er Jahren ein. In den Werken der Serie - die zu den wichtigsten Werkreihen des Künstlers gehört - zeigt Hödicke Schaufenster von Einkaufspassagen und die sich darin spiegelnde Umgebung. Die hier zum Aufruf kommende Arbeit mit dem Titel "Passage V" stellt sich dabei als ein besonders beeindruckendes Stück aus dieser Werkreihe dar. Dem Betrachter öffnet sich der Blick auf eine Berliner Straßenszene. Ein Auto fährt an einer nächtlichen, aber hell erleuchteten Fassade vorüber und hinterlässt mit seinen Scheinwerfern einen leuchtenden roten Streifen. Das Werk Hödickes wirkt so fast wie ein Nachtfoto mit hoher Belichtungsdauer, in dem - ganz im Sinne des Künstlers - Bewegung und Licht miteinander verschmelzen. Die Farbgebung weckt dabei Assoziationen zu den nächtlichen Stadtszenen Edward Hoppers. Nicht nur die spiegelverkehrte Schrift, sondern auch die hier von Hödicke meisterhaft umgesetzten und für große Glasscheiben so typischen Verzerrungen, geben dem Betrachter subtile Hinweise, dass es sich bei dem gezeigten um eine Spiegelung handelt. Die "Passagen" Hödickes knüpfen direkt an die Konsumkritik der amerikanischen Pop-Art an. Im Gegensatz zum plakativen Wesen der Pop-Art zeigt Hödicke jedoch keine Konsumwaren. Durch geschickt inszenierte Spiegelungen verbirgt der Künstler dem Betrachter den Blick auf die Warenauslage. Der einzelne Konsumartikel verliert sich im hektischen Wirbel aus Farb- und Lichtreflexen der Großstadt und das Sujet von Hödicke oszilliert so im Raum zwischen Form und Nichtform.
Mit der Arbeit "Passage V" können wir ein Hauptwerk Hödickes aus einer seiner bedeutendsten Schaffensphasen anbieten. Die Arbeit von musealer Qualität überzeugt nicht nur als herausragendes Exempel für Hödickes Oeuvre, sondern ist auch unumstritten eines der relevantesten Werke aus der Anfangszeit der Neuen Figuration und steht so stellvertretend für eine Zeit, in der die figurative Malerei deutscher Künstler erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder internationale Bedeutung erlangte.
Künstler: | Karl Horst Hödicke (1938 - 2024) |
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Angewandte Technik: | Öl |
Kategorie des Auktionshauses: | Post War |
Künstler: | Karl Horst Hödicke (1938 - 2024) |
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Angewandte Technik: | Öl |
Kategorie des Auktionshauses: | Post War |
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