ID 68527
Los 68 | Kleinschmidt, Paul (Bublitz, 1883 - Bensheim a.d.B., 1949)
Schätzwert
€ 25 000
Lipps-Kant, 67. - Provenienz: Nachlass des Künstlers, 1971 von Frau Maria Salzmann-Kleinschmidt, der Tochter des Künstlers erworben. - Ausstellung: Kunstverein Tübingen, Tübingen 1968, Nr. 7. - Der am 31. Juli 1883 in Bublitz, Pommern, geborene Paul Kleinschmidt wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Der Vater war Direktor einer Wanderbühne, die Mutter Schauspielerin. Schon früh lernte er das Leben hinter den Kulissen kennen. Von 1902 bis 1905 studierte Kleinschmidt an der Künstler-Akademie in Berlin bei dem Historienmaler Anton von Werner. In dieser Zeit freundete er sich mit Lovis Corinth an, der ihn sowohl menschlich als auch künstlerisch beeindruckte. 1904 setzte er schließlich sein Studium an der Münchner Akademie bei Peter Ham und Heinrich von Zügel fort. 1905 kehrte Kleinschmidt nach Berlin zurück, wo er sich 1908 und 1911 an Ausstellungen der Berliner Sezession beteiligte.1914 wird Paul Kleinschmidt in die Armee einberufen, aber wegen einer Gasvergiftung bereits 1915 wieder entlassen und vom Kriegsdienst suspendiert. 1927/1928 unternahm der Künstler Studienreisen nach Amsterdam und Südfrankreich. Zu dieser Zeit lernte Kleinschmidt den New Yorker Sammler Erich Cohn kennen, der schließlich sein Mäzen werden sollte. Wohl unter dessen Einfluss beschäftigte sich Kleinschmidt vermehrt mit der Malerei und stellte 1933/1934 in den USA aus; auch hielt er sich selbst einige Zeit in New York City auf. 1932 zieht der Künstler mit seiner Familie von Berlin nach Süddeutschland, wo sie zunächst in Klingenstein bei Blaubeuren, dann in Ulm wohnten. Auch Ulm verließen sie bereits ein Jahr später, um nach Ay bei Senden zu gehen.Seit 1933 ist die Kleinschmidt politischen Repressionen ausgesetzt. In der NS-Zeit galt seine Malerei als entartet und wurde deshalb beschlagnahmt. Einige seiner Werke wurden in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Als der politische Druck immer mehr zunimmt, emigrierte Kleinschmidt 1936 in die Niederlande. Die Zeit zwischen 1937 und 1939 verbrachte er in Südfrankreich. 1940 wurde der Künstler für mehrere Monate in verschiedenen Lagern interniert, anlässlich der französischen Kapitulation dann wieder freigelassen. Er kehrte zwangsweise nach Deutschland zurück, wohnte in Bensheim an der Bergstraße und wurde 1943 mit einem Malverbot belegt. 1945 verbrannte nach einem Bombenangriff sein kompletter Besitz. Vier Jahre später verstarb er verarmt in Bensheim an einem Herzleiden.Mit zu den beeindrucktesten Motiven der Gemälde Paul Kleinschmidts gehören die Zirkusbilder. Bereits 1926 bekam der Maler die Möglichkeit, im Zirkus Busch in Berlin zu zeichnen. Seine Skizzen entstanden während der Aufführungen, bei den Proben und hinter den Kulissen. Die dort beobachtete Kraft der Bewegung und die geballte Körperlichkeit der Protagonisten entsprach Kleinschmidts Ideal. In dem Ölbild "Kusshand werfende Zirkustänzerinnen", schöpft er seinen kompletten angehäuften Motivfundus aus. Drei in einer Manege Rücken an Rücken tanzende Damen sind in Lebensgröße gemalt und wirken im Gegensatz zu den als zum Teil als kleine Farbtupfer erscheinenden Zuschauern wie Riesen. Dieser Eindruck wird noch gesteigert durch die sparsamen Kostüme, die mehr zeigen als verhüllen. Gesteigert durch seinen satten Pinselstrich erscheinen die weiblichen Formen gerundet, prall und plastisch. Dabei gelingt es Kleinschmidt den weiblichen Körper so zu visualisieren, dass die irdischen Freuden am Leben ihren Ausdruck finden ohne dass die Darstellung ins Vulgär-Erotische abgleitet.
134 x 100 cm, Rahmen.
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