ID 1337532
Los 178 | Kurt Schwitters. Mz 406
Schätzwert
€ 30 000 – 50 000
SCHWITTERS, KURT
1887 Hannover - 1948 Ambleside

Titel: Mz 406.
Datierung: 1921.
Papiercollage auf leichtem Karton. 17 x 14cm. In Passepartout montiert (27,8 x 22,5cm).
Signiert unten rechts auf Passepartout: K. Schwitters. Daneben von fremder Hand datiert.
Unten links auf Passepartout von fremder Hand bezeichnet: Mz (stark verblasst) 106
Magdeburg. Auf der Rückseite des Passepartouts unten rechts vom Künstler bezeichnet: Mz.
406. netto 1000M. Rahmen/Sockel: Rahmen.


Dem Werk liegt eine Expertise von Dr. Isabel Schulz, Sprengel Museum Hannover, und Dr. Karin Orchard vom 22. September 2023 vor. Das unter der Werkverzeichnisnummer A10 aufgeführte Werk wird im "Kurt Schwitters Catalogue Raisonné" nicht länger als fraglich geführt, sondern erhält die neue Katalog-Nummer 896b.

Provenienz:
- Privatsammlung Deutschland

Literatur:
- Orchard, Karin/Schulz, Isabel: Kurt Schwitters - Catalogue Raisonné, Bd. 1 1905-1922, Ostfildern-Ruit 2000, WVZ.-Nr. 896b (ehemals WVZ.-Nr. A10)

- Kurt Schwitters gilt als wichtigster Vertreter der avantgardistischen Dada-Bewegung
- Mit seinen Collagen ("Merzzeichnungen") überschreitet Schwitters bewußt die Grenzen der Malerei

"Kaputt war sowieso alles, und es galt aus den Scherben Neues zu bauen. Das aber ist Merz."
(Kurt Schwitters zit. nach: Lach, Friedhelm (Hrsg.): Kurt Schwitters - Das literarische Werk, Bd. 5. Manifeste und kritische Prosa, Köln 1981, S. 335)

Kurt Schwitters ist ein manischer Sammler. Er hebt alles Gebrauchte und Weggeworfene, das er zufällig findet, auf - im wahrsten Sinne des Wortes -, um diese nutzlos gewordenen Dinge dann subtil in seine abstrakten Werke einzuarbeiten. In dem dichten Ordnungsgefüge der Collagen und Assemblagen, die ab ca. 1918/1919 entstehen, übermalt und integriert er sie in einen neuen "sinnlosen" Zusammenhang und gibt ihnen damit ein wiedergewonnenes Dasein. Dabei gilt sein Interesse nicht einem "einfachen" Formenspiel, sondern dem Aufzeigen von Brüchen und Zerrissenheit, die die Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg widerspiegelt. Merz-Kunst nennt Schwitters ironisch seine Kunst, mit der er die Grenzen der traditionellen Malerei überschreitet. Abgeleitet hat er diese Bezeichnung von dem Wort "Commerz", das er auf einem Papierschnipsel gefunden hat. Mit dem Begriff "Merz" will er jedoch nicht seine Arbeiten kategorisieren. Vielmehr bezieht er diesen auf sein Leben, das unabdingbar mit seiner Kunst verbunden ist. Damit erklärt er sein Leben zum Gesamtkunstwerk. Das entscheidende Kriterium seiner Merz-Kunst war das Material. Vor allem aber bestand er darauf, dass jedes Material in der Kunst frei wählbar war. Dies beinhaltete gleichzeitig eine "Umwertung aller Werte": alles, was vorher der Bezahlung (Wertmarken) oder Informationsvermittlung (Zeitungsartikel) diente, wurde des ursprünglichen Zwecks beraubt und in einen künstlerischen Zusammenhang gebracht.
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