ID 1220332
Los 27 | Martin Kippenberger. Hans-Jesus M. (Der Freizeitknopf, Reserviert für Oma, Nase aus der Gaststätte zur Erholung, Erster Schnee im Schwarzwald)
KIPPENBERGER, MARTIN
1953 Dortmund - 1997 Wien

Titel: Hans-Jesus M. (Der Freizeitknopf, Reserviert für Oma, Nase aus der Gaststätte zur Erholung, Erster Schnee im Schwarzwald).
Untertitel: 4-teilig.
Datierung: 1981.
Technik: Jeweils Öl auf Leinwand.
Maße: Jeweils 60 x 50cm.
Rahmen/Sockel: Atelierleiste.


Dem Werk liegt ein Zertifikat der Galerie Gisela Capitain/Estate Martin Kippenberger, Köln, von November 2013 bei.

Provenienz:
- Hessisches Landesmuseum, Darmstadt (ehemalige Dauerleihgabe)
- Privatsammlung Deutschland

Ausstellungen:
- Forum Kunst Rottweil, 1982
- Hessisches Landesmuseum, Darmstadt 1985/86
- Kunsthalle Darmstadt, 2012

Literatur:
- Verein der Freunde und Förderer des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt (Hrsg.): Tiefe Blicke. Kunst der achtziger Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, Österreich und der Schweiz, Köln 1985, Kat.-Nr. 55, Abb.
- Ausst.-Kat. Schlachtpunk, Malerei der achtziger Jahre, Kunsthalle Darmstadt, 2012, S. 43f., Abb.

- Marktfrische, charakteristische Arbeit des Ausnahmekünstlers
- Ein Hauptwerk der wegweisenden Überblicksausstellung "Tiefe Blicke" zur Kunst der 1980er Jahre
- Gespickt mit dem einzigartigen Humor und Zynismus Kippenbergers

Martin Kippenbergers Weg in die Kunstszene
Martin Kippenberger war seinem Umfeld weit voraus, ganz ähnlich wie Andy Warhol oder Josef Beuys zu ihrer Zeit, und hat die Grenzen der Kunst neu definiert, oder fast schon niedergerissen. Somit gilt er heute als einer der bedeutendsten Künstler seiner Generation.
Das Enfant Terrible wird 1953 geboren, macht seit Ende der 1970er Jahre in der Kunstszene auf sich aufmerksam und prägt diese in den 1980er und 90er Jahren maßgeblich. Er überlegt anfangs, ob er Schriftsteller, Schauspieler oder Maler werden soll - seine vielfältigen Talente und Interessen werden sich in seinem einzigartigen Kunststil niederschlagen. Er studiert in Hamburg und eröffnet dann gemeinsam mit seiner späteren Galeristin Gisela Capitain in Berlin das legendäre "Kippenberger's Büro". Ein frühes Erbe erlaubt es ihm, viele Reisen zu unternehmen, wie z.B. nach Florenz oder Paris, und es finanziert seine Ausstellungen in den ersten Jahren. Er wendet sich der Malerei zu, in dem er sich zunächst als Autor zurückzieht. So entsteht "Lieber Maler male mir", eine seiner bekanntesten Serien, für die er Auftragsmaler zur Ausführung der Gemälde bittet. Nur kurze Zeit später wird die eigene Malerei zu einem seiner zentralen Ausdrucksmittel.
Humor, Provokation und Zynismus charakterisieren Kippenbergers Werke, die dem Gegenüber einen Spiegel vorhalten. In unterschiedlichen Medien hat er so die Kunstwelt hinterfragt und köstlich-ironisch kommentiert.

Serie Hans-Jesus M
Das hier vorgestellte Werk aus dem Jahr 1981 vereint vier Gemälde, jeweils in der Größe 60 x 50cm, die Kippenberger zu dieser Zeit als Standardmaß dient. In wässrig-hellen Farben in eher skizzenhafter Manier bannt der Maler im Close-Up das Detail einer Jacke mit Hand auf die erste Leinwand. Ein Finger zeigt hier auf den titelgebenden "Freizeitknopf", der so zur Attraktion erhöht wird. Kippenbergers Witz und Ironie zeigt sich vor allem auf dem nächsten Gemälde, das der Künstler "Reserviert für Oma" nennt und das einen Toilettenstuhl präsentiert. Auf dem dritten Bildträger hängt die "Nase aus der Gaststätte zur Erholung" humorvoll in Form einer Maske wie eine Trophäe vor einem vierfarbigen Hintergrund, während die letzte Darstellung auf eine wichtige Wirkungsstätte des Künstlers verweist: Im beschaulichen St. Georgen im Schwarzwald, der Heimat der Sammlerfamilie Grässlin, die den Künstler zeitlebens unterstützt, verbringt auch Kippenberger viel Zeit. Das Gemälde zeigt ein für die Region typisches Bauernhaus mit Mühle. Dicke, weiße runde Klebepunkte, die wild über den Himmel geleimt wurden, symbolisieren den "Ersten Schnee im Schwarzwald".
Kippenberger behandelt alle Motive und Themen gleichwertig. Es gibt keine Hierarchien, denn er bringt alles auf die Leinwand, was ihn umtreibt - inspiriert von seinem banalen Alltag, von Comics, von Zeitungen, von der Kunstwelt. So vermischt sich Belangloses mit Bedeutsamem, Ernstes mit Humorvollem.

Eine wichtige Ausstellung
Gemeinsam werden die vier Gemälde zur "Serie Hans-Jesus M." Dies ist eine humorvolle Hommage an Hans-Jürgen Müller, einem Kunsthändler und Mitbegründer des Kölner Kunstmarkts, der verantwortlich ist für eine Überblicksausstellung zur Kunst der 1980er Jahre im deutschsprachigen Raum. Müller baut gemeinsam mit Johann-Karl Schmidt, dem damaligen Kustos des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, die Sammlung und Ausstellung "Tiefe Blicke - Kunst der achtziger Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland der DDR, Österreich und der Schweiz" auf. Die wegweisende Ausstellung versammelt relevante künstlerische Positionen, darunter viele namhafte Weggefährten von Kippenberger wie bspw. Albert Oehlen, Werner Büttner oder Georg Herold.
Der Ausstellungstitel "Tiefe Blicke" greift einen Werknamen Martin Kippenbergers auf. Welch zentrale Rolle der provokante Selbstdarsteller in dieser Sammlung und Ausstellung einnimmt, bezeugt neben dem Titel auch der Ausstellungskatalog, dessen Cover das Detail eines Gemäldes des Künstlers ziert. Mehrere Werke Kippenbergers finden Einzug in dieses Museum und in Folge in weitere Sammlungen sowie Ausstellungshäuser.
1997 stirbt Kippenberger viel zu jung mit nur 44 Jahren in Wien. Sein Werk könnte jedoch lebendiger nicht sein - es markiert eine wichtige Position der Kunstgeschichte und beeinflusst noch immer junge Künstlerinnen und Künstler. Viele Tendenzen aktueller Kunst wären ohne das Oeuvre dieser Ausnahmepersönlichkeit nicht denkbar. Zu Lebzeiten nimmt er an der Dokumenta IX und der Biennale in Venedig teil. 2003 wird Kippenberger posthum im Deutschen Pavillon der Biennale gewürdigt. Wichtige monografische Ausstellungen präsentieren seine Arbeiten wie z.B. 2020 die Retrospektive "Bitteschön Dankeschön" in der Bonner Bundeskunsthalle.
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