ID 1435685
Los 4 | Max Ernst. L'oeil de Vincent
Schätzwert
60000EUR € 60 000 – 80 000
1891 Brühl - 1976 Paris
Titel: "L'oeil de Vincent".
Datierung: 1958.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 24 x 16cm.
Bezeichnung: Betitelt, signiert und datiert verso: L'OEIL DE VINCENT max ernst 58.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Provenienz:
- Sammlung Henrike Pretzell, Köln (direkt vom Künstler)
- Privatsammlung Japan (um 1990 von Vorheriger erworben)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Spies, Werner (Hrsg.): Max Ernst - Oeuvre-Katalog, Werke 1954-1963, Houston/Köln 1998, WVZ.-Nr. 3378, Abb.
- Lange Zeit in Besitz der Familie des Künstlers
- Ein persönliches Statement, das die Bedeutung Vincent van Goghs für Max Ernst belegt
- Erstmals auf dem Kunstmarkt angeboten
"Wenn die Kunst ein Spiegel der Zeit ist, so muss sie wahnsinnig sein"
(Max Ernst zit. nach www.kunstzitate.de)
"Ein Maler mag wissen, was er nicht will. Doch wehe, wenn er wissen will, was er will. Ein Maler ist verloren, wenn er sich findet."
(Max Ernst zit. nach www.maxernstmuseum.lvr.de)
Das "Theatrum Mundi" als Kunstprinzip
Das künstlerische Schaffen und Wirken Max Ernsts kurz zu fassen, ist kaum möglich. Mehr als 65 Jahre als Künstler aktiv, ist er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Teil der Avantgarde, die er über weite Strecken mitprägt.
Max Ernst wächst im Rheinischen Brühl unweit von Köln auf. Sein Vater, ein Taubstummenlehrer und selbst talentierter Hobbymaler, bringt seinem Sohn die ersten Grundlagen der Malerei bei. Der kleine Ort Brühl ist geprägt durch das imposante, barocke Schloss Augustusburg, das der spätere Künstler in seiner Jugend jeden Tag vor Augen hat. Und es scheint, als ob er das barocke Prinzip des "Theatrum Mundi" zu seinem eigenen Leitfaden gemacht hat. Alles in der Welt Sichtbare (und sogar das Unsichtbare) kann künstlerisch interpretiert, gewandelt und verwertet werden. Alles wird Bedeutungsträger und zugleich wird die Kunst zum Leben schlechthin.
Als Max Ernst das hier vorgestellte Gemälde 1958 malt, hat er die Kunstgeschichte vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachhaltig mitgestaltet: Als Autodidakt kann der junge Student der Bonner Philosophischen Fakultät schnell erste Anerkennung als Maler finden. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er selbst als Soldat kämpfen muss, wird er als "DADAMAX" an der Seite von Hans Arp und Johannes Theodor Baargeld wichtiger Motor für die internationale Kunstbewegung DADA in Deutschland. DADA knüpft auch Verbindungen und schafft Netzwerke, die Max Ernst 1921 nach Paris führen. Bis weit in die 1930er Jahre prägt er dort die Kunst des Surrealismus mit. Er entwickelt neue Maltechniken wie die "Frottage" und die "Grattage", die seine Malerei fortan prägen. Auch die Technik des "Drip-Paintings" geht auf Max Ernst zurück. In der Papiercollage entdeckt der Künstler eine ihm besonders eigene, surreale Ausdrucksmöglichkeit. Wohl auch durch seinen Nachbarn und Freund Alberto Giacometti inspiriert, schafft Max Ernst seit den 1930er Jahren zudem auch ein großes plastisches Gesamtwerk. In Nazi-Deutschland als "entartet" diffamiert, wird ihm auch die neue Heimat Frankreich feindlich. Max Ernst wird mehrfach interniert, kann fliehen und kommt 1941 mit Hilfe seiner späteren Ehefrau Peggy Guggenheim in die USA. Dort arbeitet er weiter surrealistisch; 1948 erhält er die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1951 ehrt seine Heimatstadt Brühl den Maler mit der ersten großen Retrospektive: natürlich im Schloss Augustusburg. 1953 kehrt Max Ernst endgültig nach Frankreich zurück. Im Folgejahr wird er mit dem Preis für Malerei der 27. Biennale von Venedig ausgezeichnet. 1958 erhält Max Ernst seine dritte, die französische Staatsbürgerschaft. Der Künstler nimmt an den ersten drei documenta-Ausstellungen in Kassel teil und wird zu Lebzeiten mit Ausstellungen und Retrospektiven von den bedeutendsten Institutionen geehrt. Max Ernst stirbt 1976 in Paris. Heute gehört sein malerisches, plastisches und graphisches Werk weltweit zum festen Kanon der führenden Museen für Moderne Kunst.
Max und Vincent
Als farbiges, pastoses Flirren begegnet uns diese kleinformatige Arbeit. Gelb herrscht vor; in der oberen Bildhälfte kombiniert mit Blau und ihrer beider Mischfarbe Grün. Das untere linke Bildviertel wird von Orange-Rot dominiert. In diesem Farbflimmern fällt die runde blaue Kontur ins Auge, die ein kleines rotes, von schwarzem Schatten umgebenes Zentrum hat. In Max Ernsts Bildwelt ist die kreisrunde Form als Sonne, Vollmond oder sonstiger Planet vertraut, begegnet aber auch als Iris mit stecknadelkopfkleiner Pupille. Es ist evident, dass das Runde hier auch an eine weibliche Brust erinnert. Max Ernsts Kunst fordert den Betrachter immer zu freier Assoziation auf; hier gibt der Maler aber ausnahmsweise einen deutlichen Hinweis zur Interpretation. Unterhalb der runden Form steht in weißer zu blauer Schrift wechselnd: VINCENT. Die Buchstaben sind in der pastosen, farbigen Unruhe nicht direkt erkennbar. Auf der Rückseite des Gemäldes hat der Maler die Leinwand zudem betitelt: "L'oeil de Vincent" (Vincents Auge). Tatsächlich erinnern der nervös flimmernde Farbauftrag wie auch die verwendete Farbpalette stark an Gemälde Vincent van Goghs. Der "Prototyp" des zu Lebzeiten unverstandenen Künstlers, dessen Werk heute zum kollektiven Bildgedächtnis von Generationen gehört, war ein wichtiges Vorbild Max Ernsts. Eines seiner ersten bekannten Gemälde "Landschaft mit Sonne" (1909) zeigt die frühe Nähe Ernsts zum berühmten Niederländer (Abb. 1) und in einem Zeitschriftenbeitrag von 1942 (Ford, Charles Henry (Hrsg.), View: Through the eye of poets. Max Ernst Sondernummer. Serie Nr. I, New York, April 1942), in dem Max Ernst seine liebsten Dichter und Maler typographisch darstellt, ist Van Gogh als einem der wenigen Modernen ein Platz sicher (Abb. 2). Im Entstehungsjahr des Gemäldes 1958, erlangt Max Ernst die französische Staatsbürgerschaft. Auch diese zweite Heimat verbindet ihn mit seinem Vorbild.
Ist die Schrift im Bild einmal gesehen, fühlt sich der Betrachter herausgefordert: Ist da nicht noch mehr Verborgenes zu lesen? Einzelne Buchstaben tauchen in dem Farbgewirr scheinbar auf und verschwinden. Das kleine Bild entwickelt großes Suggestions-Potential und scheint ein humorvolles Augenzwinkern Max Ernsts zu vermitteln, der diese Arbeit vermutlich als ein persönliches Statement schuf. So ist es nicht verwunderlich, dass das Gemälde lange im Besitz der Familie des Künstlers blieb.
Künstler: | Max Ernst (1891 - 1976) |
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Angewandte Technik: | Öl |
Kategorie des Auktionshauses: | Moderne Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle |
Künstler: | Max Ernst (1891 - 1976) |
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Angewandte Technik: | Öl |
Kategorie des Auktionshauses: | Moderne Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle |
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