Max Liebermann. Aus dem Grunewald

Los 9
04.06.2025 18:00UTC +02:00
Classic
Verkauft
€ 198 000
AuctioneerVAN HAM Kunstauktionen GmbH
VeranstaltungsortDeutschland, Köln
Aufgeld32%
Archiv
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Archive
ID 1435690
Los 9 | Max Liebermann. Aus dem Grunewald
Schätzwert
€ 150 000 – 200 000
LIEBERMANN, MAX
Berlin 1847 - 1935

Titel: Aus dem Grunewald.
Datierung: 1912.
Technik: Öl auf Malkarton.
Maße: 56,5 x 42,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten links: M Liebermann 1912.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.


Provenienz:
- Otto Hermann Claass, Königsberg (seit 1914)
- Paul Cassirer, Berlin (1916 vom Vorherigen erworben)
- Galerie Thannhauser, München (1916 von Vorheriger erworben)
- Sammlung Karolina Arbini, Luzern (seit 1943)
- Galerie Fischer, Luzern, Auktion 1.-5.6.1948, Lot 2385
- Privatsammlung Stein am Rhein (seit 1979)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Literatur:
- Eberle, Matthias: Max Liebermann, 1847-1935 - Werkverzeichnis der Gemälde und Öl Studien, Bd. II 1900-1935, München 1996, WVZ.-Nr. 1912/34, Abb. (hier mit abweichenden Werkangaben)
- Hancke, Erich: Max Liebermann, Sein Leben und seine Werke. Mit einem Werkkatalog der Gemälde und Pastelle bis 1913, Berlin 1914, S. 546


- Unbeschwerte spätimpressionistische Arbeit
- Aus der begehrten Grunewaldserie
- 1912 wird Liebermann Mitglied der französischen Akademie des Beaux-Arts
- Beste Provenienz mit den Galerien Paul Cassirer und Thannhauser

Das Ländliche und Barbizon
Zwei Jahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges ist Max Liebermann am Zenit seiner gesellschaftlichen und künstlerischen Wirkung. Im durchaus konservativen, aber für die bürgerliche Welt auch recht unbeschwerten Kaiserreich widerfahren Liebermann zahlreiche Ehrungen und Ämter. So übt er von 1898 bis 1911 das Amt des Vorsitzenden der Berliner Sezession aus, deren Gründungsmitglied er bereits war. Im Jahr der Bildentstehung, also 1912, wird er sogar Mitglied der Akademie des Beaux-Arts in Paris. Vorbei sind die Jahre des Kampfes und der Schmähungen wie zu Beginn seiner Karriere. Die anfängliche Ablehnung seiner Bildmotive aus den 1870er Jahren, in denen er Alltagsszenen der ärmeren Bevölkerungsschichten thematisiert und in ihrer drastischen Realität darstellt, wie z.B. "Die Gänserupferinnen", ist inzwischen vorbei. Ihn interessiert ohnehin weniger der soziale Aspekt als vielmehr das Malerische. Sein eigenes Verständnis ist doch eher das eines Großbürgers, der eben auch Künstler ist. Bei seinem fünfjährigen Paris-Aufenthalt von 1873-1878 lässt er sich stark von der Schule von Barbizon beeinflussen, malt Bauernmotive in erdigen Tönen, verpasst wohl aber auch nicht die 1874 in Paris abgehaltene erste Impressionisten-Ausstellung.
Er übernimmt die neue Sichtweise der Impressionisten nicht unreflektiert, sondern bringt sie in Einklang mit seiner eigenen künstlerischen Entwicklung und erarbeitet sich eine im besonderen Maße von realistischen Elementen bestimmte Variante. Dabei gibt er im Gegensatz zu den Franzosen den flüchtigen visuellen Natureindruck nicht mittels winziger Pinselstriche wieder und löst die Modellierung von Figuren und Gegenständen wie auch die räumliche Staffelung und perspektivischen Verkürzungen nicht in flimmernden Flächenerscheinungen auf.

Die Großstadt und "Männe"
Einhergehend mit der malerischen Auseinandersetzung wendet sich Liebermann aber mit seinen Ansichten von Straßenzügen und Parkanlagen oder Szenen von Caféterrassen und Gartenlokalen den Sujets der Impressionisten zu - das pulsierende, moderne Leben in der Großstadt und die Vergnügungen des Bürgertums.
Liebermann malt in unserem Bild "Aus dem Grunewald" das, was er vorfindet: Menschen bei Freizeitbeschäftigungen in einer Großstadt; Menschen beim Flanieren. Erstmals gibt es Orte, wo sich das Flanieren überhaupt lohnt. So wie bei Gustave Caillebotte, der eine Großstadt als neues, unerschöpfliches Sujet entdeckt und in zahllosen Ansichten thematisiert, sind "all diese Aktivitäten unter freiem Himmel [.] wie dafür geschaffen, die lichtdurchflutete Atmosphäre eines unbeschwerten Sommertages zu bannen" (Faass, Martin/Schmidt, Jessica in: Ausst.-Kat. Ich. Max Liebermann - Ein europäischer Künstler, Dresden 2021, S. 24). Der Flaneur ist das Gegenstück zu den ländlichen Szenen der Barbizon Schule.
Wir sehen hier promenierende Großstädter in sommerlicher Kleidung in einer Allee des Grunewalds. Im Hintergrund ein umschlungenes Paar und ein Mann mit Hund. Im Vordergrund eine fünfköpfige Personengruppe mit zwei Kindern, zwei Damen und einem am Stock gehenden Herrn, der seinen Hut in der Hand hält, um den Kopf von der Hitze zu lüften. Die Bäume spenden Schatten, während in der Perspektive die Baumkronen bereits wieder ein Stück Himmel freigeben. Die Licht- und Farbflecke vermitteln die immer wieder durchscheinende Sonne und lassen uns die konturenlosen Bäume weniger botanisch, denn als atmosphärisches Bild erscheinen. Eine schöne Petitesse ist der kleine Hund im Vordergrund, mit dem die beiden herausgeputzten Kinder spielen. Es handelt sich dabei wohl um eine Reminiszenz an Liebermanns Dackel "Männe", der ihn bei Ausflugspartien und fußläufigen Exkursionen begleitete (Abb. 1).

Der Impressionismus und Liebermann
Liebermanns Begeisterung und Wertschätzung für seine französischen Malerkollegen schlägt sich auch in seiner persönlichen Sammlung nieder: Seine zahlreichen Werke von Cézanne, Degas, Monet, Pissarro, Renoir, Toulouse-Lautrec und sage und schreibe 17 Arbeiten Édouard Manets waren die Glanzpunkte in den Impressionismus-Sammlungen Berlins. Eines der bekanntesten Werke ist Manets "Spargelbündel" (Abb. 2), welches bis zu Liebermanns Tod 1935 in dessen Besitz bleibt und heute im Kölner Wallraff-Richartz-Museum der Öffentlichkeit zugänglich ist. Der damit deutlich manifestierte inhaltliche Austausch mit den Impressionisten hat in Liebermanns Werk bleibende Spuren hinterlassen, die ihn aber nicht davon abhielten, seine eigene Sicht- und Malweise zu entwickeln.
Adresse der Versteigerung VAN HAM Kunstauktionen GmbH
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