Pablo Picasso. Femme tenant un journal

Los 27
27.11.2024 18:00UTC +01:00
Classic
Verkauft
€ 88 900
AuctioneerVAN HAM Kunstauktionen GmbH
VeranstaltungsortDeutschland, Köln
Aufgeld29%
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ID 1337744
Los 27 | Pablo Picasso. Femme tenant un journal
Schätzwert
€ 70 000 – 100 000
PICASSO, PABLO
1881 Malaga - 1973 Mougins

Titel: Femme tenant un journal.
Datierung: 1915.
Technik: Bleistift auf Papier.
Maße: 17,5 x 11cm.
Bezeichnung: Signiert oben rechts: Picasso.
Rahmen/Sockel: Rahmen. Im Rahmen beschrieben.


Provenienz:
- Sammlung Konrad Klapheck, Düsseldorf
- Privatsammlung Deutschland

Literatur:
- Zervos, Christian: Pablo Picasso - Vol. 2,2, Works from 1912 to 1917, Paris 2013, WVZ.-Nr. 861, Abb.


- Frühe Zeichnung des Ausnahmekünstlers, in der sich die wesentlichen Merkmale des Kubismus manifestieren
- Entstanden in einer Zeit, in der der Kubismus seinen Höhepunkt fand
- Aus dem ehemaligen Vorbesitz Konrad Klaphecks


Befreiung von Figur und Raum
Während des Ersten Weltkriegs blieb Pablo Picasso allein in Paris zurück. Seine Künstlerkollegen Georges Braque und André Derain, die mit ihm zu den Hauptvertretern des Kubismus zählten, wurden zum Militärdienst einberufen, während sein deutscher Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler Frankreich verlassen musste. Dieser Einschnitt markierte 1915 den Abschied vom Kubismus und den Übergang zu einem klassizistischen Stil (Abb. 1). Auch war zwischenzeitlich das Konzept vom Kubismus in abgewandelter Form von einigen Künstlern übernommen worden, etwa von Fernand Léger und Robert Delaunay. Vom manierierten Stil dieser "Salonkubisten" distanzierte sich Picasso.

Im Kubismus hatte Picasso die seit der Renaissance vorherrschende Auffassung revidiert, wonach die Wirklichkeit als naturgetreues Abbild, das auf der Einheitlichkeit der Perspektive zugunsten der Erzeugung größtmöglicher Ähnlichkeit beruhte, wiedergegeben wurde. Schon sein bahnbrechendes Werk "Demoiselles d´Avignon" von 1907, das als Schlüsselbild der Klassischen Moderne gilt, spiegelte Picassos kubistisches Formverständnis, waren doch die Figuren in geometrische Facetten aufgelöst. Aufgrund dieser epochalen Neuerungen fand schon 1913 die erste Picasso-Retrospektive in der Münchner Galerie von Heinrich Thannhauser in Deutschland statt, die anschließend in Prag und Berlin zu sehen war.

Schwebende Dynamik rhythmisierter Formen
In der Zeichnung "Femme tenant un journal" von 1915 manifestieren sich wesentliche Merkmale der bildnerischen Herangehensweise des Kubismus, mit der Picasso das tradierte Verhältnis von Figur und Raum systematisch aufgebrochen und die Ablösung von der traditionellen Kunst bewirkt hatte. Der Künstler betrachtete den dargestellten Gegenstand aus verschiedenen Standpunkten und führte multiperspektivische Ansichten in der Fläche zusammen. Die Negierung eines einzigen Fluchtpunkts und die damit einhergehende notwendige Deformation der Gestalt bedeutete die radikale Abkehr von der illusionistischen Täuschung, die Picasso letztlich als Konstrukt demontierte.
Die Figur der in einem Stuhl sitzenden Dame, eine Zeitschrift in der Hand haltend, ist weder in ein einheitliches räumliches Gefüge gebracht, noch weist sie ein geschlossenes Körpervolumen auf. Vielmehr ist sie in grafisch klar voneinander abgesetzten Bildelementen aufgefächert, die wie gestaffelte Schichten in loser Anordnung den Bildraum füllen. Zwar modellieren und simulieren stärkere Bleistiftschraffuren innerhalb der klaren Konturen eine Körperhaftigkeit, diese jedoch stellt in ihrer fragmentierten Form keinen Bezug zur Umgebung her. Statt eine Verortung zu ermöglichen, entfaltet das sich prismatisch verschiebende Liniengerüst der kubischen Splitter daher eine eigene, von der perspektivischen Ordnung gelöste schwebende Dynamik. Ohne Stand, ohne Halt, wird der Betrachter von einem Formenrhythmus getragen, in dem vielfältige Aspekte der Erscheinung in einer Vielzahl vibrierender, sich gegenseitig durchdringender Komponenten kombiniert sind.
Bettina Haiss.
Adresse der Versteigerung VAN HAM Kunstauktionen GmbH
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50968 Köln
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