ID 1015
Los 659 | Roubaud, Franz 1856 Odessa - 1928 München
Schätzwert
€ 80 000
1856 Odessa - 1928 München
Französische Kürassiere attackieren Grenadiere des russischen Paul-Regiments während der Schlacht bei Polozk. Öl auf Leinwand. 110 x 206cm. Signiert unten rechts: F. Roubaud. Rahmen.
Provenienz:
Privatsammlung Süddeutschland.
Literatur:
Lingenauber, Eckart und Sugrobova-Roth, Olga: Franz Roubaud. Catalogue raisonné, Düsseldorf 2012, S. 90, Nr. 56 ohne Abb. und Angabe der Maße.
Ausstellung:
Glaspalast München 1914, Nr. 2062: »Borodino [sic!] 1812, Französische Kavallerie versucht das russische Paul-Regiment zu werfen«.
Im Jahre 1914, zum Zeitpunkt der Ausstellung galt die Darstellung noch als Schlacht bei Borodino, die wenige Tage später stattfand.
Gutachten:
Dr. Olga Sugrobova-Roth, Düsseldorf
Die Erste Schlacht bei Polozk zwischen den russischen Truppen unter dem Kommando von General Wittgenstein und den französischen und bayerischen Truppen unter dem Kommando von Marschall Oudinot und Marschal Saint-Syr (nicht zu verwechseln mit der Zweiten Schlacht bei Polozk die zwei Monate später fast an der gleichen Stelle passierte) fand am 17. und 18. August 1812 statt. Roubaud stellt den Anfang der Schlacht, die Attacke der französischen Kürassiere auf die Grenadiere des russischen Paul-Regiments, dar. Durch die Schlacht bei Polozk wurde der Vormarsch der Franzosen auf St. Petersburg aufgehalten. Ab diesem Moment spielten sich Hauptereignisse des Napoleons russischen Feldzugs auf der Route nach Moskau ab.
Mehrere Künstler, darunter Wilhelm von Kobell, Peter von Hess, sowie der ukrainische Maler F. Tschirko machten die Erste Schlacht bei Polozk zum Thema ihrer Werke.
Franz Roubauds Talent entfaltet sich in diesem Bild in vollem Maße. Der Künstler demonstriert die freie und temperamontvolle Malmanier, die besondere Frische und Intensität der Farben, sowie die ihm eigene Virtuosität beim Komponieren einer Massenszene.
Das Sujet des Bildes und sein reifer Malstil erlauben die Datierung um 1912. Die Beschäftigung mit dem Thema des Vaterländischen Krieges gegen Napoleon gipfelte sich bei Roubaud in seinem berühmten Panoramabild von 1912 »Die Schlacht bei Borodino«.
In der Münchener Ausstellung 1914 wurde das Bild unter dem Titel »Borodino 1812, französische Kavallerie versucht das russische Paul-Regiment zu werfen«. Der Hinweis auf Borodino lässt sich als der Wunsch erklären, das Sujet des Gemäldes dem europäischen Ausstellungsbesucher, für den der Begriff »Borodino« exemplarisch für den ganzen Kriegsverlauf von 1812 war, näher zu bringen. Die Überlieferung in der Familie, die das Bild nach der Ausstellung 1914 erwarb und über die Generationen bewahrte, gibt die Möglichkeit die dargestellte Episode zu präzisieren.
Dr. Olga Sugrobova-Roth, Düsseldorf 2017
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