Monumentaler Agra mit Wappen der Familie Fremlin

Lot 89
12.09.2017 17:00UTC +01:00
Classic
Sold
€ 12 000
AuctioneerNagel Auktionen GmbH
Event locationGermany, Stuttgart
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ID 5990
Lot 89 | Monumentaler Agra mit Wappen der Familie Fremlin
Nordindien, um 1900812 x 686 cmIn beeindruckender Größe präsentiert sich dieser Palastteppich, der wohl ursprünglich als Auftragsarbeit entstanden ist, mit einem durchgemusterten Feld in roten Farbtönen. Die in dieser Knüpfdimension verwendeten Farbschattierungen reichen von leuchtendem Ziegelrot, über Karminrot bis hin zu einem Rotviolett. Der dadurch sehr effektvoll abraschierende Feldfond ist mit einem grazilen Mustersystem aus Palmetten und Blattranken in horizontaler Richtung in unendlichem Rapport belegt. Zwei unterschiedliche Tierdarstellungen sind zudem Bestandteil dieses Floraldesigns, so dass ein Rhythmus zu erkennen ist: innerhalb des "Palmettenstreifens" wechselt sich das Palmettenpaar mit zwei spiegelbildlich gesetzten Paaren von Raubkatzen ab, die Beute schlagen. Alternierend dazu folgt ein Blattrankenstreifen mit ebenfalls zwei spiegelbildlich zueinander gesetzten Paaren von Raubkatzen, wohl Löwen. Durch das Kolorit der Tiere, gold- bis safrangeld für die Löwen und apricot und Wollweiß für die Tiere der Jagdszene, erhält das Feld seine lichten und kontrastreichen Akzente. Die dreibahnige Bordüre stellt eine Besonderheit dar. Zwei gelbgrundige Blütenrankenbahnen begleiten die monumentale hellblaugrundige Hauptbordüre, die in einer filigranen Ranke abwechselnd eine prächtige, gelbgrundige Palmetten und ein gelb-rotes heraldisches Wappen führt. Diese monumentale Knüpfarbeit rezipiert nicht nur die Mustertradition antiker indischer Teppiche der Moghul-Zeit, sondern überzeugt gleichfalls durch eine sehr gute Wollqualität und ein eindrucksvolles Gesamtkolorit.Provenienz: Nach Angaben des Einlieferers wurde der monumentale Teppich Kaiser Wilhelm II. (Deutscher Kaiser von 1888 bis 1918) zum Geschenk gemacht; im Anschluss im Besitz des Hauses Hohenzollern bis in die 1950er Jahre; in dieser Zeit schließlich erworben durch die Württembergische Bank AG. Seitdem in ununterbrochenem Besitz der Bank und in diese Auktion eingeliefert aus dem Besitz der Baden-Württembergischen Bank. Vergleiche: Der sogenannte "Fremlin Carpet" im Victoria & Albert Museum, London IM.1-1936. Literaturvergleiche: Guy, John und Deborah Swallow (HGelbgold): Arts of India: 1550-1900, London 1990, S. 157, Abb. 132; Torchia, Robert Wilson: Widener's Gift, in: HALI 92, May 1997, S. 88-97, Abb. 4, vor allem aber Abb. 6. - Detaillierter Zustandsbericht auf Anfrage. Die Erschließung und der Ausbau der Handelswege zwischen Europa und Indien richteten sich nicht nur auf Rohstoffe, sondern auch sehr schnell auf indische Textilien. Es waren in erster Linie die Portugiesen, dann aber die Engländer und die mächtige East India Company, die sich enorme Gewinne verschaffen konnten. Das 16. und das 17. Jahrhundert stehen in dieser Hinsicht im Fokus jeder Betrachtung. Sehr schnell wurde der Handel mit Kunstwerken der Textil- und Teppichproduktion als eine überproportionale Einnahmequelle etabliert. Die Nachfrage nach solch großartigen Werken, wie sie durch den sogenannten "Fremlin Carpet" aus der Zeit um 1640, heute im Victoria & Albert Museum, zum Ausdruck kommt, war groß und von besonderem Prestige. Viele solcher Meisterwerke aus dem 17. Jahrhundert stehen heute ikonengleich für eine wirtschaftlich wie künstlerisch einzigartige Epoche. In England wurde sogar damit begonnen, vor Ort vergleichbare Stücke herzustellen. In der Forschung existiert dazu eine Debatte, inwiefern Arbeiten mit Familienwappen nun für eine spezifisch britische oder europäische Produktion sprechen oder nicht. Jagdszenen und die Ikonographie des fernen Indien spielen eine große Rolle, nicht zuletzt auch der stark imperialistische Anspruch. William Fremlin war für die East India Company in Indien tätig in der Zeit von 1622 bis 1644. 1637 wurde er zum Ratspräsidenten in Surat ernannt, und der Teppich mit seinem Wappen steht wohl eng mit diesem Ereignis in Verbindung. Nach langer Zeit politischer und wirtschaftlicher Höhen und Tiefen, erlangte diese Teppichproduktion zum Ende des 19. Jahrhunderts wieder einen neuen Elan. Es waren vor allem Auftragsarbeiten, die wohl, wie schon für William Fremlin, zu einem Anlass oder als Geschenk konzipiert wurden. Es ist vorstellbar, dass das hier vorgestellte Exemplar eine Auftragsarbeit gewesen ist, die vielleicht aus englischen Händen heraus zu einem Geschenk für Kaiser Wilhelm II. wurde. Der Bezug des Hauses Hohenzollern zum englischen Königshaus steht außer Frage. Der Zeitpunkt der Jahre um 1900 entspricht auch der Produktionszeit eben dieses Teppichs. Die stilistischen Wurzeln in Indien, der Anlass einer solchen beeindruckend großen Knüpfarbeit wohl als Geschenk auf höchster politischer Ebene und die Mode der Zeit unterstreichen den Ausnahmecharakter dieses einzigartigen Teppichs aus historisch brisantem Kontext.
Address of auction Nagel Auktionen GmbH
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70190 Stuttgart
Germany
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09.09.2017 – 12.08.2017
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