ID 1083118
Lot 1697 | Rosalba Carriera
Estimate value
€ 28 000 – 56 000
Rosalba Carriera (1675 Venedig - 1757 ebenda)
Porträt der Magdalena Sibylla von Neitschütz, Gräfin von Rochlitz
Die virtuose Pastellmalerin Rosalba Carriera hat die Adelige meisterhaft mit weichem, plastisch-modellierenden Farbenschmelz als junge, kokett verführerische, dunkelhaarige Schönheit geschildert, ganz leicht im Profil und den Blick zum Betrachter gerichtet; gewandet in ein zart hellblaues Kleid mit Spitzendekolleté, ihr leuchtend blauer Umhang wird von einer Diamanten-Agraffe gehalten. Carriera war eine der ersten Künstlerinnen, die zu Lebzeiten europaweiten Ruhm erntete. Ihr Talent wurde in jungen Jahren entdeckt und gefördert, sie studierte an der Accademia di San Luca in Rom und dann bei Antonio Balestra in Venedig. Seit 1704 wandte sich Carriera der damals noch recht jungen Gattung der Pastellmalerei zu und sie trug wesentlich dazu bei, dass diese Technik zu einer geschätzten Art der Malerei wurde. 1705 ernannte sie die Kunstakademie San Luca in Rom zu ihrem Mitglied (eine außergewöhnlich hohe Auszeichnung für eine Frau), 1721 folgte die Académie Royale in Paris. Wie gefragt die Künstlerin war, zeigen die vielen Bildnisse von Fürsten der regierenden Herrscherhäuser Europas. Außer der Aristokratie hielt sie u. a. berühmte Persönlichkeiten und gefeierte Damenschönheiten fest. Die größte Sammlung ihrer Werke befindet sich noch heute mit 73 Pastellen in der Dresdener Gemäldegalerie. Pastell/Papier. 47 x 37 cm. Rokoko-Rahmen.
Kurz und tragisch war das Leben der Dargestellten (1675 - 1694). Sie wuchs im direkten Umfeld des kursächsischen Hofes auf, als Tochter des späteren Generalleutnants Rudolph von Neitschütz und der Schwester des Oberhofmarschalls Friedrich Adolph von Haugwitz. 1687 verliebte sich Kurprinz Johann Georg (IV.) in sie; als er 1691 den Thron bestieg, gelang es ihr als Mätresse, sich und ihrer Familie in kürzester Zeit erheblichen Einfluss am Hof sowie Besitzungen zu verschaffen. 1693 wurde sie auf Betreiben des Kurfürsten und mittels immenser Bestechung durch Kaiser Leopold I., zur Reichsgräfin von Rochlitz erhoben. Im Herbst 1693 traten bei ihr jedoch erste Anzeichen einer Krankheit auf, am 4. April 1694 starb sie nur 19-jährig vermutlich an den Pocken und wurde danach in der Gruft der Sophienkirche bestattet. Der Kurfürst Johann Georg IV. folgte ihr nur wenige Wochen später, vielleicht an derselben Krankheit. Sein Bruder und Nachfolger, Friedrich August I. der Starke strengte danach einen posthumen, umfangreichen Hexenprozess gegen die Familie Neitschütz und ihre Anhänger an. Magdalena Sibyllas sterbliche Überreste wurden auf Anzeichen von Hexerei untersucht, anschließend anonym beigesetzt; die Besitztümer Magdalena Sibyllas und ihrer Mutter zog man ein.
Provenienz: Besitz der Familie der Grafen von Schall-Riaucor, Schloss Gaußig (bis 1945); nach 1990 Restitution und Auktion des Schloss-Inventars bei Nagel, Stuttgart, 31.01.1998, Lot 624.
Pastel on paper. Rococo frame.
Address of auction |
Kunstauktionshaus Schloss Ahlden GmbH Große Str. 1 29691 Ahlden(Aller) Germany | ||||||||||||||
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