ID 1337790
Los 590 | Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff. Mars
Schätzwert
€ 40 000 – 60 000
Berlin 1923 - 2011 / 1921 Grötzingen/Baden - 2020 Berlin
Titel: Mars.
Datierung: 2008.
Technik: Chromnickelstahl.
Maße: 360 x 150 x 150cm.
Provenienz:
- Privatsammlung Sachsen-Anhalt
Literatur:
- Vgl. Költzsch, Georg-W. (Hrsg.): Matschinsky-Dennighoff - Monographie und Werkverzeichnis der Skulpturen, Köln 1992, WVZ.-Nr. 146
Bei dieser Skulptur handelt es sich um das letzte entstandene und autorisierte Werk des Künstlerduos. Das Werk wird in der unveröffentlichten Fortschreibung des Werkverzeichnisses unter der Nummer 921 mit dem Titel "Mars" geführt.
- Die Werke des Künstlerpaares zählen zu den zentralen bildhauerischen Positionen des Informel
- Es handelt sich um die letzte ausgeführte Großplastik und das letzte offiziell autorisierte Werk des Künstlerpaars
Die Venedig-Biennale 1962
1962 ist Brigitte Matschinsky-Denninghoff auf einem ersten Höhepunkt ihres Erfolges. Drei Jahre nach ihrer ersten Documenta-Teilnahme und dem Gewinn des "Prix Bourdelle" stellt sie, damals noch unter ihrem Mädchennamen Meier-Denninghoff, im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig aus. Im gleichen Jahr schafft sie eine Reihe unbetitelter kleiner Plastiken, die nur mit der Jahreszahl und einer fortlaufenden Nummer innerhalb des Jahres benannt sind. Während zeitgleich entstehende Arbeiten vorwiegend gerade Stabbündel zu dynamischen Konstruktionen verbinden, experimentiert die Künstlerin hier mit gewölbten, schaufel- bis halbkugelförmigen Strukturen, die auf Stäben ruhen bzw. aus diesen erwachsen. Entfernt erinnern diese Formen an Parabolantennen unterschiedlicher Größe, die in die gleiche Richtung ausgerichtet sind.
Kunst und Technologie
Am 10. Juli 1962 wird mit "Telstar 1" von Cape Canaveral aus der erste zivile Kommunikationssatellit ins All geschossen, der im selben Monat die erste Live-Fernsehsendung zwischen den USA und Europa überträgt: eine Rede des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Die zu diesem Zeitpunkt bereits geplante erste Erdfunkstelle Deutschlands im Bayrischen Raisting kann aufgrund von Protesten der örtlichen Landwirte allerdings erst ab 1963 errichtet werden, der direkte Empfang der Übertragung ist bis dahin nicht möglich. Brigitte Matschinsky-Denninghoff, die zeitlebens ein privates Sammelalbum mit Zeitungsausschnitten zu interessanten Motiven führt, sammelt darin in den Folgejahren unter anderem verschiedene Bilder der Erdfunkstelle. Sie belegen das Interesse der Künstlerin am Thema und der damit zusammenhängenden Formensprache.
Großskulpturen in Schönfeld
Als Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff 1994 ihr Sommerdomizil in Schönfeld (Sachsen-Anhalt) einrichten, ergibt sich dort zum ersten Mal eine permanente Möglichkeit, Großskulpturen direkt im Atelier zu produzieren. In den Folgejahren nutzt das Künstlerpaar die Gelegenheit, auch ältere Plastiken noch einmal in größerem Maßstab nachzubauen. Darunter befinden sich die Plastik "Planeten", 2007, die auf die Kleinplastik "62/15" zurückgeht sowie "Mars", 2008, das "62/14" paraphrasiert. In der Betitelung wird deutlich, dass in keinem Fall die mimetische Abbildung einer äußeren Bildrealität erzielt werden soll. Stattdessen vermischen sich unterschiedliche Impulse zu einer neuen Bildidee, die in der typischen, unverwechselbaren Formensprache aus geschweißten bzw. gelöteten Stäben umgesetzt wird. Der Planet Mars mit seinen beiden Monden Deimos und Phobos ist nur eine mögliche Assoziation, die sich aus der Betrachtung ergeben kann.
VAN HAM Art Estate vertritt seit 2022 den künstlerischen Nachlass von Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff für die Stiftung Matschinsky-Denninghoff der Berlinischen Galerie: www.matschinskydenninghoff.org.
Kategorie des Auktionshauses: | 3 Außenskulpturen |
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