ID 1022392
Los 675 | Eduard von Grützner. "Adagio"
Schätzwert
€ 60 000 – 70 000
"Adagio"
Drei Kardinäle haben sich im Salon um einen Tisch versammelt und lauschen dem Cembalospiel eines jungen Geistlichen. L. u. signiert und 1907 datiert. Öl auf Lwd. 78,5 x 102,5 cm. Doubliert. Rest. Min. besch. Rahmen besch. (111,5 x 136 cm).
Das bereits anlässlich seiner Ausstellung im Glaspalast "Adagio" genannte Gemälde nimmt im Schaffen Eduard von Grützners eine herausragende Stellung ein. Selten gelang dem Künstler ein vergleichbar suggestives Gemälde, ganz den Sinnen, den weltlichen Genüssen gewidmet, an welchen sich die hohe Geistlichkeit erfreut.
Kardinäle! Im Jahr 1907 noch unangefochtene und respektierte Instanzen im gesellschaftlichen Leben. Noch galt die Kirche, galten die Klöster als Horte der Kultur. Der Reichtum der Kirche wurde noch bewusst zur Schau getragen. Ein "kardinales" Idyll, eine Komposition in Rot. Groß, prächtig, beeindruckend ...
Dennoch: Die ganze Pracht der kostbaren Wandteppiche mit ländlichen Tändeleien, die wertvollen Objekte asiatischer Kunst auf dem Kaminsims, die edle Karaffe mit ebensolchen zarten Gläsern auf dem mit einer rotsamtenen Decke geschmückten Tisch, das beeindruckende aufgestickte Kardinalswappen auf derselben ... all diesen Gegenständen gelingt es nicht, das emotionale Element dieses Gemäldes in den Hintergrund zu drängen:
Das aufmerksame, träumende, nachdenkliche Zuhören der Kardinäle, das zarte und hingebungsvolle Spiel des jungen Priesters im Hintergrund. Daneben: Erst auf den zweiten Blick sichtbar eine Bronzefigur der Venus mit Amor. Auch sie blickt in Richtung des Musikers, so wie der mittlere der Kardinäle. Aufmerksam und eher nicht in die Musik versunken, schaut er als Einziger in die Richtung des jungen Kaplans. Eine weitere Sinnebene: Eduard von Grützner vereint in dieser Komposition vier Lebensalter, beginnend im Hintergrund mit dem jungen Kaplan, dem selbstbewusst in der Mitte sitzenden Kardinal, dem aufmerksam zuhörenden Kardinal links und dem ältesten der Drei, der träumerisch lächelnd der Musik lauscht. Und weiter: Könnten die porträthaft und exaktest wiedergegebenen Gesichter der Personen gar die vier Temperamente symbolisieren? Den Melancholiker am Cembalo, den leicht reizbaren Choleriker als zweiter Kardinal von rechts, den Sanguiniker, der sich genießerisch in Richtung des Musikers neigt und schließlich den Phlegmatiker, alt, genießend, keinem Tatendrang mehr nachspüren müssend, der älteste der Kardinale ganz rechts.
Eduard von Grützner gelingt es beim "Adagio" wie in kaum einem anderen seiner Gemälde, brillanteste Technik, delikates Kolorit und spannungsvolles Arrangement der Szenerie mit einem intellektuellen Gehalt auf verschiedenen Ebenen "aufzuladen", wie es in der Genremalerei des beginnenden 20. Jahrhunderts nurmehr selten festzustellen ist. Das "Adagio" kann nicht nur als ein Höhepunkt im Schaffen Eduard von Grützners gelten, sondern auch als spätes Glanzlicht der tradierten Genremalerei genossen werden.
Literatur: Balogh, László, Eduard von Grützner 1846-1925. Ein Münchner Genremaler der Gründerzeit. Mainburg 1991, S. 225, WVZ-Nr. 548 (mit Abb.) und Farbtafel 96. - Vgl. auch Schmidt, Hugo (Hg.), Eduard von Grützner - Eine Selbstbiographie. München 1922, S. 89: Abbildung einer Porträtstudie zum links sitzenden Kardinal. Diese Porträtstudie 1905 datiert.
Provenienz: Aus dem Nachlass eines süddeutschen Sammlers.
Ausstellung: Münchener Jahresausstellung 1908, Glaspalast München, Kat.-Nr. 352
Künstler: | Eduard von Grützner (1846 - 1925) |
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Kategorie des Auktionshauses: | Gemälde 19. - 20. Jahrhundert |
Künstler: | Eduard von Grützner (1846 - 1925) |
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Kategorie des Auktionshauses: | Gemälde 19. - 20. Jahrhundert |
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