ID 1436240
Los 509 | Günter Fruhtrunk. Erosion, Et. I
Schätzwert
€ 35 000 – 50 000
FRUHTRUNK, GÜNTER
München 1923 - 1982

Titel: "Erosion, Et. I".
Datierung: 1975.
Technik: Acryl auf Leinwand.
Montierung: Auf Hartfaserplatte aufgezogen.
Maße: 50,5 x 69cm.
Bezeichnung: Betitelt, datiert und monogrammiert verso links: ET.I EROSION 1975 Ftk. Hier zudem mit Richtungspfeilen versehen.
Rahmen/Sockel: Kastenrahmen.


Provenienz:
- Galerie Defet, Nürnberg (Aufkleber)
- Privatsammlung Süddeutschland

Ausstellungen:
- Galerie Neher, Essen 2003
- Galerie Lahumière, Paris 2006

Literatur:
- Reiter, Silke: Günter Fruhtrunk - Werkverzeichnis der Bilder 1952-1982, Bd. 1, Berlin 2018, WVZ.-Nr. 786, Abb.
- Wendt, Karin: Günter Fruhtrunk - Monografie und Werkverzeichnis, Möglichkeiten und Grenzen des konkreten Bildes, Frankfurt a.M./Berlin u.a. 2001, WVZ.-Nr. 1975-02, Abb.
- Ausst.-Kat.Konkret - Konstruktiv. Bilder, Objekte, Skulpturen, Galerie Neher, Essen 2003, S. 25, Abb.
- Ausst.-Kat. Günter Fruhtrunk, Peintures 1954-1981, Galerie Lahumière, Paris 2006, S. 28, Abb.


- Exemplarisch für die letzte Schaffensphase von Fruhtrunk, in der sich die Wirkung von Farbe und Raum autonomisiert
- Aufgrund seiner akribischen Vorgehensweise und seinem einzigartigen Stil sind die Werke Fruhtrunks von einer hochaktuellen und digital anmutenden Ästhetik
- Fruhtrunk gilt als bedeutender Wegbereiter der Op-Art und leistet einen herausragenden Beitrag zur konkret konstruktiven Kunst

Die Werke des Münchener Künstlers Günter Fruhtrunk sind von penibelster, mathematischer Präzision und einem unverwechselbaren Sinn für Farbe. In seinen Gemälden vereint er in diversen seriellen Variationen Dynamik mit Struktur, Farbe mit Nicht-Farbe und verbildlicht Gefühl durch Klarheit. "Erosion, Et. I" steht charakteristisch für die Gemälde, die Fruhtrunk in seiner letzten Schaffensphase zwischen den 1970er bis zu den frühen 1980er Jahren erschafft. Die für den Künstler typischen flimmernden Schwarz-Weiß-Raster der 1950er und 1960er Jahre gehen in dieser Phase zu einer konzentriert angelegten Farbflächenmalerei über, die die Autonomie von Farbe unterstreicht. Mithilfe zarter dunkelblauer Farblinien entlang der breiteren roten und grünen Stränge, kreiert er Raum und Schatten und verleiht den klaren und konsequenten Farbflächen eine Dynamik, die sich dem Betrachter wie eine Entrückung der Wahrnehmung, ein Fehler im klar vertikal angelegten System, äußert. Ebenso legt es der Künstler auf die Herausarbeitung von Kontrasten an, die dem dominierenden Rot zusätzliche Strahlungskraft verleihen. Das stark an die Prinzipien konstruktiver Kunst erinnernde Werk, entfaltet sich im kontemplativen Kontext und im Wahrnehmungsprozess des Betrachters als ein emotionsgeladenes, sich kontinuierlich entwickelndes und dynamisches System. Ein kraftvoller Strom der sich vertikal über den Bildrand hinaus zu erstrecken scheint.
In den seriell angefertigten Bildern, zu denen auch "Erosion, Et. I" zählt, greift Fruhtrunk Motive und Kompositionen immer wieder auf, rekonstruiert sie und arrangiert sie neu. Damit appelliert er an ein "Maschine werdendes und gewordenes Denken" (Günter Fruhtrunk im Mai 1975 zit. nach Ausst-Kat. Günter Fruhtrunk - Retrospektive 1952-1982, Kunstmuseum Bonn / Museum Wiesbaden, Köln 2023), das in seinen an Technologie erinnernden Farbmustern deutlich anklingt. In Bezug nehmend auf unser heutiges digital geprägtes Zeitalter, weisen seine Werke eine außerordentliche Aktualität auf, die durch seinen durchkalkulierten Umgang mit Farbe und Form gesteigert wird.
Fruhtrunk entsagt sich früh des gestischen Expressionismus und vermeidet die dichterische Bedeutungsschwere der Bilder seiner Zeitgenossen. Auch lässt er sich trotz der unanfechtbaren Parallelen, aufgrund seines differenzierten Umgangs mit Farbe und der Dynamik seiner Werke nicht der Kunst des Konstruktivismus zuordnen. Generell entzieht sich das Oeuvre Fruhtrunks auch heute noch jeder Kategorisierung und steht als ein selbstständiges unabhängiges Resultat einer tiefen Auseinandersetzung mit Form, Farbe, Raum und Zeit.
Ebenso liegt seinen Arbeiten stets ein architektonischer Ansatz zugrunde. Nicht nur deshalb, weil Fruhtrunk neben der Malerei auch Architektur studiert und oftmals in der Gestaltung von Hausfassaden und Innenräumen beteiligt gewesen ist, sondern auch aufgrund der kubischen Formen und der Materialien wie Kies und Sand, die er oftmals in die Farbe seiner Werke mischt. Geprägt von einem Trauma, das für ihn später auch den selbstgewählten Tod bedeutet, erscheinen die Werke wie ein Ankerpunkt, eine klare Struktur im Gegensatz zu seinem aufgewühlten Geist - die Auflösung kreisender, nicht fassbarer Gedanken zu einem starken, fließenden Strom.
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