Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt

Los 231
25.09.2024 14:00UTC +02:00
Classic
Verkauft
€ 55 000
AuctioneerKunstauktionshaus Neumeister
VeranstaltungsortDeutschland, München
Aufgeld30%
Archiv
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Archive
ID 1293544
Los 231 | Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt
Schätzwert
€ 40 000 – 60 000
Martin Luther - Philipp Melanchthon
Gemäldepaar. Hüftbilder nach rechts bzw. links. Vor grünem Fond. L. s. bzw. r. s. (später) mit dem Schlangensignet bezeichnet. Öl auf Holz. 20,8 x 14,2 (Luther) - 20,5 x 14,1 cm (Melanchthon) cm. Beide Holzplatten aufgedoppelt, das Bildnis Melanchthons parkettiert. Rest. Rahmen (je ca. 31,5 x 25 cm). Auf der Rahmenrückseite der Bildnisses Luthers hs. Nummerierung 1207 und Schweizer Zollstempel 1930. Auf der Rahmenrückseite des zweiten Gemälde hs. Nummerierung 1208.

Das Bildnis Luthers ist am oberen Rand bezeichnet: "EST PATEFACTA ITERV[M] CHRISTI [DE]MOSTRANTE LVTHERO GLORIA QUAE TENEBRIS ANTE SEPVLTA FVIT." ("Die Herrlichkeit Christi, die zuvor in der Dunkelheit begraben war, wurde Luther erneut offenbart.") Das Bildnis Melanchthons ist am oberen Rand bezeichnet: "CONATVR PARVAS ARTES PHILIPPVS MELANCHTON NON TAMEN ID MERITVM DVXERIS ESSE LEVE." (i. S. "Philipp Melanchthon versucht es mit kleinen Mitteln, dennoch darf sein Verdienst nicht unterschätzt werden."

Wittenberg im heutigen Sachsen-Anhalt war um 1500 ein Ort größter Gelehrsamkeit. 1502 gründete Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (Friedrich der Weise) dort eine Universität, die sich in den folgenden Jahren zu einer der bedeutendsten Universitäten der damaligen Zeit entwickelte.

An dieser Universität promovierte Martin Luther 1512 in Theologie und erhielt 1513/14 die Professur für Bibelauslegung. 1518 wurde dann Philipp Melanchthon auf Empfehlung von Johannes Reuchlin auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Altgriechisch berufen, zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 21 Jahre alt. Luther war begeistert von dem jungen Professor: "In meinem ganzen Lehramt achte ich nichts höher als den Rat Philipps". In langjähriger Freundschaft und Zusammenarbeit sind nun zwei eigenständige, große Geister verbunden, die sich in vielen Themen gegenseitig unterstützten. Melanchthon trug beispielweise mit seinen Sprach-Kenntnissen entscheidend zur Bibelübersetzung Luthers bei.

Neben seinem Lehrauftrag war Philipp Melanchthon Vertreter der Wittenbergischen Positionen auf Reichstagen und reichsübergreifenden Religionsgesprächen, sicherlich am bedeutendsten seine Verhandlungen auf dem Reichstag in Augsburg 1530.

Melanchthon war aber nicht nur Unterstützer und Vermittler der Reformation, er war ein Universalgelehrter. Neben den Sprachen beschäftigte er sich umfassend mit Theologie, Mathematik, Astronomie, Rechtswissenschaften, Geschichtsschreibung, medizinischen Erkenntnissen und Philosophie. Auch gründete er Lateinschulen und entwickelte Reformen für Schulen wie Universitäten, womit er als "Praeceptor Germaniae" ("Lehrer Deutschlands") in die Geschichte einging.

1532 entstehen die ersten der Doppelbildnisse Luthers und Melanchthons, Melanchthon hier gekleidet in schwarzer Schaube, der Tracht der Universitätslehrer (ein solches Bildnis beispielsweise in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr. 713 B). In der Serie an Bildnispaaren, die 1543 entstanden, trägt Melanchthon neben der universitären Kleidung noch ein Barett, die Reformatorenkappe, und der kurze Spitzbart ist zu einem Vollbart geworden.

Lucas Cranach der Ältere wurde 1505 von Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (Friedrich der Weise) als Hofmaler nach Wittenberg berufen. 1508 verlieh ihm der Kurfürst den Wappenbrief und die Familie Cranach trug seither das Wappen, das uns noch heute als das Signum der Cranachschen Werke bekannt ist: die geflügelte Schlange mit einem Rubinring im Maul. Als Hofmaler unterlag Cranach nicht den städtischen Zunftordnungen und konnte eine große Werkstatt mit zahlreichen Mitarbeitern führen. Die Größe dieser Werkstatt erlaubte ihm auch bei seinen durch seine höfische Position bedingten, oft längeren Abwesenheiten von Wittenberg, einen reibungslosen Betrieb der Werkstatt. Für das konstant qualitative Niveau der Werke, reichte jedoch allein eine hohe Zahl an Mitarbeitern nicht aus. Cranach entwickelte einen Werkstattstil, der eine rationale und strenge Arbeitsteilung voraussetzte. Entgegen anderen Künstlern wie seinem Zeitgenossen Albrecht Dürer oder später Peter Paul Rubens, deren ebenfalls große Werkstätten bekannt sind, nahm Lucas Cranach d. Ä. seinen Individualstil gegenüber dem Werkstattstil zurück. Eine Unterscheidung der Hände Cranachs d. Ä., seiner Söhne und seiner Werkstatt ist daher heute kaum möglich.

Werkverzeichnis: Corpus Cranach, WVZ-Nr. CC-POR-510-080 und CC-POR-530-012.

Provenienz: Auktion Paul Graupe, Berlin, 29./30. Januar 1934, S. 71, Kat.-Nr. 366 (mit Abb. Taf. 10). - Seitdem in deutschem Privatbesitz.

Echtheitsbestätigung Max J. Friedländer, Berlin, 11. Juli 1929.

Wir danken Dr. Michael Hofbauer, Heidelberg, für die Unterstützung im Rahmen der Katalogisierung und die Untersuchung der Gemälde mittels Infrarotreflektographie. Michael Hofbauer kategorisiert beide Gemälde nach der Prüfung der Originale als "C1" (= Lucas Cranach d. Ä und Werkstatt). In seiner Mail-Stellungnahme vom 15. Juli 2024 äußert sich Hofbauer zu den Schlangensignets wie folgt: "Beide Schlangensignets weichen deutlich von der in der Cranach-Werkstatt verwendeten Form ab und sind ohne Zweifel spätere Zugaben. Direkt unterhalb der nach rechts weisenden Schlange auf dem Melanchthon-Bildnis könnten sich die übermalten Reste der originalen Signatur befinden."
Adresse der Versteigerung Kunstauktionshaus Neumeister
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