Marianne von Werefkin. Auf dem Balkon

Los 187
05.06.2024 18:00UTC +01:00
Classic
Verkauft
€ 30 480
AuctioneerVAN HAM Kunstauktionen GmbH
VeranstaltungsortDeutschland, Köln
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ID 1220427
Los 187 | Marianne von Werefkin. Auf dem Balkon
Schätzwert
€ 20 000 – 30 000
WEREFKIN, MARIANNE VON
1870 Tula/Sowjetunion - 1938 Ascona

Titel: Auf dem Balkon.
Datierung: 1910.
Technik: Gouache auf Papier.
Montierung: Auf Karton kaschiert.
Maße: 35 x 48cm.
Bezeichnung: Signiert, betitelt und datiert verso oben mittig: Werefkín 1910.
Rahmen/Sockel: Rahmen.


Provenienz:
- Galleria Castelnuovo Trudi Neuburg-Coray, Ascona (Aufkleber)
- Privatsammlung Deutschland

Ausstellungen:
- Galleria Castelnuovo Trudi Neuburg-Coray, Ascona 1967

Literatur:
- Ausst.-Kat. Marianne von Werefkin, Galleria Castelnuovo Trudi Neuburg-Coray, Ascona 1967, Kat.-Nr. 19, Abb.

- Werefkin gründet mit Jawlensky, Münter, Marc und Kandinsky die wegweisende Künstlergruppe "Der Blaue Reiter"
- Eindrucksvolles Werk mit Erzählkraft, aber auch abstraktem Farb- und Linienspiel
- Entstanden in einer der spannendsten Lebensphasen der Künstlerin

"Mariannes Bilder sind Geschöpfe, sie atmen und voll Leben strömen sie." (Lasker-Schüler, Else, zit. nach: Verein August Macke Haus, Bonn (Hrsg.): Marianne Werefkin - Die Farbe beisst mich ans Herz, Schriftenreihe Nr. 31, Bonn 1999, S.20)
Marianne von Werefkin zählt zu den interessantesten und prägendsten Künstlerinnen der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, intellektuell wie handwerklich. Aufgewachsen in einer gutbürgerlichen Familie, kann sie, selbst als Frau, schon im Alter von 14 Jahren Zeichenunterricht nehmen. Mit 20 Jahren wird sie Schülerin von Ilja Repin, einem bekannten Vertreter des russischen Realismus, und es folgen erste Werke, mit denen sie sich einen Namen macht und in der Heimat als "Russischer Rembrandt" gerühmt wird. 1891 lernt sie Alexej von Jawlensky kennen, zieht mit ihm 1896 nach München und gibt in diesem Jahr trotz ihrer frühen Anerkennung als Künstlerin fast 10 Jahre lang das Malen auf, um all ihre Energie der künstlerischen Förderung ihres Lebensgefährten Alexej zu widmen. Erst ab ca. 1906 nimmt sie ihre künstlerische Tätigkeit wieder auf und wird in den folgenden Jahren Kunstgeschichte schreiben. 1908 verbringt sie erstmals den Sommer mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter in Murnau. 1909 gründet sie mit ihnen die "Neue Künstlervereinigung München", aus der später die wegweisende Gruppe "Der Blaue Reiter" (ab 1911/12) hervorgeht, die eine abstrahierende Formensprache postuliert.

Die hier vorgestellte Gouache entsteht im Jahr 1910 und somit in einer der spannendsten Lebensphasen der Künstlerin, die von künstlerischem Aufbruch kündet. Auf einem Balkon beobachten wir zwei dynamisch einander zugewandte Frauen. Die rechte Dame sitzt auf einem Stuhl, das Gesicht in die eine Hand gelegt und sich mit der anderen Hand am Geländer festhaltend. Ihr Blick geht in die Ferne, während ihre Gefährtin sich stehend um die Blumen kümmert und ihnen ihre volle Konzentration widmet.
Das Band der roten Blütenpracht am Balkongeländer teilt das Werk in ein Oben und ein abstrakteres Unten. Auch wenn sich die Abstraktion klar erkennbar aus den voluminösen Röcken der beiden Frauen hinter dem Geländer speist, so überwiegt hier doch das wunderbare Spiel der Farbflächen und Ornamente. Dies kulminiert im Dreieck, das die Frauenkörper bilden und kontrastreich vor die grünen Fensterläden gesetzt ist, die dem Werk eine Senkrechte hinzufügen. Eine wunderbare Komposition zwischen Verdichtung und Leere, zwischen Farb- und Linienspiel entsteht, die gleichzeitig durch das Erzählerische, durch die Lebendigkeit und die Ruhe der beiden Protagonistinnen besticht.

Der 1. Weltkrieg zwingt Werefkin und Jawlensky 1914 zur Flucht, sodass die Künstlerin über verschiedene Stationen in ihre Wahlheimat Ascona in der Schweiz gelangt, wo sie auch nach der Trennung von Jawlensky 1921 bleibt, ihren Lebensabend verbringt und wo sie 1938 stirbt. "Auf dem Balkon" wird 1967 in der Galleria Castelnuovo der Galeristin Trudi Neuburg-Coray (1907-1986) in Ascona präsentiert. Den Vater der Galeristin Han (Heinrich) Corray lernt Werefkin bereits 1917 kennen, als sie in seiner Galerie in Zurich ausstellt.
Ein Teil des malerischen und literarischen Nachlasses der Künstlerin befindet sich in der "Fondazione Marianne Werefkin" in Ascona und wird dort in der Sammlung des "Museo communale d'arte moderna" gezeigt.
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