ID 1220343
Los 41 | Günther Uecker. Lichtscheibe (Spirale)
UECKER, GÜNTHER
1930 Wendorf

Titel: "Lichtscheibe" (Spirale).
Datierung: 1998.
Technik: Eingeschlagene Nägel und weiße Farbe auf Leinwand. Auf Holz.
Durchmesser: 150 x 7cm.
Bezeichnung: Datiert und signiert verso unten rechts: '98 Uecker. Betitelt und datiert verso mittig links: "Lichtscheibe" 1998. Hier zudem mit Werkangaben und Richtungspfeil versehen.


Dieses Werk ist im Uecker Archiv unter der Nummer GU.98.006 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker-Werkverzeichnis.

Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (direkt vom Künstler)

- Kraftvolles Werk, das die Grenzen zwischen Bildhauerei und Malerei neu definiert
- Dynamische Sogwirkung durch starke Verdichtung im Zentrum der Lichtscheibe
- Die Lichtscheiben und Spiralen zählen zu den gefragtesten Werken des Künstlers

Internationales Renommee
Günther Uecker gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart. Seit Ende der 1950er Jahre trug er entscheidend zur Erneuerung der Kunst nach 1945 bei. Farbige Kompositionen und Illusionismus wurden abgelöst durch Monochromie, Strukturen, reales Licht und reale Schatten. 1961 schloss sich Günther Uecker der 1958 von Heinz Mack und Otto Piene in Düsseldorf gegründeten Bewegung ZERO an und erlangte rasch internationales Renommee.
Das unverwechselbare Signet seiner Kunst ist der Nagel. Dieser wurde zu seinem bis heute bevorzugten Material und Motiv, dem er immer wieder neue Ausdrucksmöglichkeiten abgewinnt. Der Künstler entdeckte diesen scheinbar trivialen Alltagsgegenstand 1957 durch seinen experimentellen Arbeitsprozess. Das Ziel war, die starren Konventionen der Malerei hinter sich zu lassen und auch die Verfahren des Farbauftrags zu erneuern. Dazu stellte Uecker seine eigenen, originellen Werkzeuge her: Er schlug zahlreiche Nägel in Holzstücke ein und nutzte diese "Nagel-Bürsten" als Werkzeuge, um damit pastosen Bildoberflächen kraftvolle Strukturen einzuschreiben. Diese Vorgehensweise war nicht nur ein Zugewinn an ästhetischen Mitteln, sondern diente auch dem dringlichen Wunsch, Kunst und Alltagswirklichkeit stärker zu verknüpfen. Mit den strukturierten, raumhaltigen Oberflächen seiner Werke gelang es Uecker, Licht nicht mehr bloß darzustellen, sondern es zu einem realen Element seiner Kunst zu machen. Mit dem Nagel, erinnerte sich der Künstler 1972, verfügte er nun über ein Material, das "in den Raum, in dem wir leben, hineinragt, sodass die Wirklichkeit, die sich in diesem Raum befindet, sich darin artikuliert durch Licht und Schatten." (Günther Uecker, zit. nach: Günther Uecker, Schriften. Gedichte, Projektbeschreibungen, Reflexionen, hrsg. von Stephan von Wiese, St. Gallen 1979, S. 142-146).
Die Entscheidung für den Nagel war kein Zufall. Als Instrument und Motiv ist er für den Künstler - wie auch für sein Publikum - mit vielfältigen Assoziationen aufgeladen. Günther Uecker hat eindrucksvoll über seine Anfänge geschrieben, über die Kriegs- und Nachkriegsnachzeit und sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo er sich noch zwischen Ruinen einrichten musste. Der Nagel kann der Reparatur ebenso wie der Zerstörung dienen, er kann konstruktiv funktionieren, aber auch destruktive Impulse vermitteln.

"Lichtscheibe" von 1998
Auch der angebotenen "Lichtscheibe" ist der Akt ihrer Herstellung sichtbar und dauerhaft eingeschrieben. Der Künstler ist in ihr, wenn auch auf indirekte Weise, anwesend. "Mein Körper", erklärt Uecker, "spielte für die Proportionen meiner Arbeiten von Anfang an eine Rolle. Die Abstände der Nägel zum Beispiel, die ich ja als Lichtartikulationsmittel benutze, hatten ihren Ursprung in den Verhältnissen meiner Hände. Die Dicke meiner Finger waren die Abstände meiner Nägel. Der Zwischenraum war die Proportion meiner Hand. Die Handlichkeit eines Objekts stand immer in Beziehung zu den körperlichen Dimensionen." (ebd. S. 167) Sogar die Rotation und ihre Fliehkräfte hat er 1968 in der Performance eines wirbelnden Derwisch-Tanzes am eigenen Leib erprobt.
Mit dem kreisrunden Format hat Uecker bereits Ende der 1950er Jahre experimentiert und solche Werke gelegentlich sogar elektrisch beleuchtet und mit einem Motor ausgestattet, um ihre visuelle Dynamik durch die reale Bewegung zu steigern. Die vorliegende, großformatige "Lichtscheibe" bezieht ihre Dynamik jedoch allein aus der subtilen Anordnung der weißen Nägel auf weißem Grund. Diese sind im Zentrum dicht an dicht und fast senkrecht eingeschlagen, nach außen hin jedoch mit einem stärkeren Neigungswinkel, was eine kontinuierlich fließende Bewegung im Uhrzeigersinn suggeriert. Hinzu kommt der zeitabhängige Aspekt der Lichtverhältnisse: Je nach Einfallswinkel verändert sich die von den Nägeln geschaffene Zone, variiert das Spiel von Licht und Schatten.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Licht war für Uecker und die frühen Nachkriegsavantgarden wesentlich. Dadurch kam auch der Farbe Weiß, vor allem der weißen Monochromie, eine zentrale Bedeutung zu. Weiß steht in diesem Zusammenhang für die Überwindung der Finsternis und den künstlerischen Neuanfang. Die Farbe Weiß hat für Günther Uecker eine existenzielle Bedeutung: Sie ist Trägerin des Lichts und ein "Triumph über das Dunkel. Eine weiße Welt ist, glaube ich, eine humane Welt, in der der Mensch seine farbige Existenz erfährt, in der er lebendig sein kann. Diese Weißstrukturen können eine geistige Sprache sein, in der wir zu meditieren beginnen." (ebd. S. 251).
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