ID 1220323
Los 13 | Günther Uecker. Weisser Wind
UECKER, GÜNTHER
1930 Wendorf

Titel: "Weisser Wind".
Datierung: 1990.
Technik: Eingeschlagene Nägel und weiße Farbe auf Leinwand. Auf Holz.
Maße: 110 x 90 x 17,5cm.
Bezeichnung: Datiert und signiert verso unten rechts: '90 Uecker. Betitelt verso mittig links: WEISSER WIND. Hier zudem gewidmet und mit Richtungspfeil versehen.


Dieses Werk ist im Uecker Archiv unter der Nummer GU.90.016 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker-Werkverzeichnis.

Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (direkt vom Künstler)

- Eines der gefragten, besonders dichten Nagelfelder mit bewegter Oberfläche
- Titel gibt Assoziationen auf Naturereignisse preis, die das Werk wunderbar nahbar und emotional erfahrbar machen
- Seit seiner Entstehung in rheinischem Privatbesitz

Die Anfänge
"Poesie wird mit dem Hammer gemacht." Dieses Motto des russischen Dichters Wladimir Majakowski (1893-1930) hat sich Günther Uecker früh zu eigen gemacht. Eindrucksvoll unterstrichen hat er seine Devise 1969 mit einem Auflagen-Objekt, bestehend aus einer Holzplatte, in die er zwei Nägel einschlug und daran einen Hammer aufhängte. Der Titel: "Do it yourself".
Als 23-Jähriger war Uecker 1953 aus der DDR nach West-Berlin geflüchtet. Zwei Jahre später ließ er sich in Düsseldorf nieder, um bei Otto Pankok an der Kunstakademie zu studieren. Seit 1957 ist der Hammer sein wohl wichtigstes Werkzeug, der Nagel das unverkennbare Signet seiner Kunst. 1961 schließt er sich der 1958 von Heinz Mack und Otto Piene initiierten ZERO-Bewegung an, die sich 1966 einvernehmlich mit einer gemeinsamen Ausstellung wieder auflöste. Schon früh ist Günther Uecker international erfolgreich. Bedeutende Museen sammeln bereits in den 1960er Jahren seine Werke, nicht nur in Leverkusen, Krefeld, Düsseldorf oder Berlin. Auch das Museum of Modern Art in New York besitzt ein frühes weißes Nagelfeld aus dem Jahr 1964 - zu dieser Zeit eine große Ausnahme und ungewöhnliche Auszeichnung für einen deutschen Künstler.
Das Ethos physischer Arbeit - "Do it yourself" - und die souveräne Beherrschung seiner Materialien prägt seit mehr als sechs Jahrzehnten sein unverwechselbares Oeuvre. Seine Herkunft - die Eltern waren Landwirte in Mecklenburg - hat Günther Uecker nie verleugnet, sondern vielmehr zur unerschöpflichen Quelle seiner künstlerischen Arbeit gemacht. Dazu gehören auch die Naturerfahrungen an der Ostsee, wo er auf der Halbinsel Wustrow aufwuchs. "Wie ein Bauer auf dem Feld" lautet der Titel eines dokumentarischen Filmporträts, das aus Anlass seines 60. Geburtstags entstand. "Jeder macht seine Felder", bemerkt er anerkennend, "und jeder ist darin auch erkennbar. Das ist wie ein Gebetsteppich, so ein Acker." (Zit. nach Günther Uecker, Poesie der Destruktion. Im Dialog mit Michael Kluth 1988-2018, Halle an der Saale 2018, S. 177.) Aber nicht nur auf die Elemente der Natur, auch auf historische Ereignisse und auf Katastrophen wie den Nuklearunfall von Tschernobyl hat Uecker mit seiner Kunst immer wieder mit seismografischer Sensibilität reagiert.

"Weisser Wind"
Das angebotene, großformatige Nagelbild "Weisser Wind" aus dem Jahr 1990 ist beispielhaft für die Werkgruppe der Nagelfelder. Diese wecken den Eindruck einer wogenden Bewegung, die das gesamte Feld erfasst und strukturiert - wie ein kräftiger Windstoß, der durch ein Getreidefeld fährt. Besonders markant sind in diesem Werk die lebhaften Hell-Dunkel-Kontraste: Nur die Köpfe der dunklen Metallstifte weisen Spuren weißer Farbe auf, während die Stifte selbst nicht farbig gefasst sind. Auch die über die Holztafel gespannte Leinwand ist nur in vereinzelten, schwungvollen Strichen mit weißer Farbe bemalt, was die naturhaft-organischen Assoziationen verstärkt. Der subtile Einsatz der Materialfarben steigert das meditative Spiel mit realem Licht und Schatten, das Ueckers Werk seit seinen Anfängen antreibt. Die Farbe Weiß, die in seinem Schaffen vorherrschend ist, dient vor allem dazu, das Licht einzufangen. Das wogende Nagelfeld bildet eine dreidimensionale Zone mit wechselnden Lichtverhältnissen. Bewegt man sich vor dem Nagelfeld und betrachtet es aus verschiedenen Blickwinkeln, entstehen immer wieder neue Perspektiven und Ansichten der reliefartigen Oberfläche.
Die künstlerisch-experimentelle Auseinandersetzung mit dem Thema Wind reicht im Schaffen von Günther Uecker weit zurück. (Siehe Ralph Merten, Günther Uecker · Wind. 82 Liebesbriefe an die Natur · 82 love-letters to nature, Mainz 1995.) 1966 gibt er dem ersten Nagelobjekt den Titel "Großer Wind". Im gleichen Jahr entsteht für den Außenraum seine Skulptur "Windorgan", die eine quasi musikalische Funktion hat: Fünfzehn weiße, abgeschrägte Zylinder, die an Orgelpfeifen erinnern, sind an Metallstangen installiert und verstärken die natürlichen Windgeräusche. "Wind - 82 Liebesbriefe an die Natur" nannte er 1992 einen Zyklus von Aquarellen.
Das angebotene Werk "Weißer Wind" ist der vollendete Ausdruck einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung des Künstlers mit den elementaren Kräften der Natur. Mit seinen unverwechselbaren Instrumenten gelingt es ihm, das Flüchtige und Unsichtbare - den Wind und das Licht - ästhetisch zu bändigen und ihnen Dauer zu verleihen.
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