ID 1337734
Los 23 | Marc Chagall. Le Cirque
Schätzwert
€ 50 000 – 70 000
CHAGALL, MARC
1887 Witebsk - 1985 St. Paul de Vence

Titel: Le Cirque.
Untertitel: Kompletter Band.
Datierung: 1967.
23 Farblithografien, davon 3 doppelseitig und 15 Lithografien jeweils auf Doppelseiten,
mittig gefalzt, mit Texteindruck. Jeweils auf ARCHES (Wasserzeichen). 42,3 x 32,5 und 42,3
x 65cm. Signiert und nummeriert im Impressum. Tériade, Paris (Hrsg.). Ex. 174/250. Im
originalen leinenbezogenen Einband und Schuber.


Provenienz:
- Privatsammlung Baden-Württemberg

Literatur:
- Cain, Julien (Hrsg.): Chagall - Lithograph III, 1962-1968, Monte Carlo 1969, WVZ.-Nr. 490 - 527
- Cramer, Patrick: Marc Chagall, The Illustrated Books: Catalogue Raisonné, Genf 1995, WVZ.-Nr. 68

- Grafisches Hauptwerk des Künstlers, das selten vollständig auf dem Kunstmarkt angeboten wird
- Die intensiven Farben, der dynamische Strich und die Harmonie zwischen Text und Bild machen die Suite zu einem außergewöhnlichen Werk
- Der Zirkus war für Chagall der ideale Schauplatz für seine traumhaften Darstellungen zwischen Realität und Fantasie

"Ein Zirkus ist für mich ein magisches Schauspiel, das wie ein Weltgeschehen vorbeizieht und schmilzt...... Warum sind Clowns, diese Kunstreiterinnen und diese Akrobaten in meinen Visionen zugegen? Und warum erregen mich ihre Schminken und Grimassen? Mit ihnen nähere ich mich anderen Horizonten. Ihre Farben und Schminken ziehen mich nach anderen psychischen Verformungen, die ich zu malen träume." (Marc Chagall, Der Zirkus, in: Gauss, Ulrike (Hrsg.), Chagall - Die Lithografien, Stuttgart 1998, S. 216)

Marc Chagall und der Zirkus
Als Reminiszenz an die Wanderzirkusse, denen Chagall in seiner Jugend in Witebsk, Russland begegnet, taucht das Thema Zirkus bereits in den 1910er Jahren in seinem Werk auf und wird mit der Zeit zum Herzstück seiner Kunst. Die lebhaften Farben, die dynamischen Bewegungen und die einzigartige Mischung aus Realität und Fantasie inspirierten ihn. Der Zirkus verkörpert für Chagall eine Welt voller Emotionen und Träume, in der das Alltägliche in etwas Außergewöhnliches verwandelt wird.
In seinen Motiven erarbeitet er das Spektakel in seiner ganzen bunten Vielfalt, die auf den ersten Blick fröhlich und farbenfroh erscheint: Akrobaten, Jongleure, Musiker, Trapezkünstler, Kunstreiter und Tribünen voller Schaulustiger. Doch hinter dieser verzauberten Welt verbirgt sich eine metaphorische und symbolische Dimension der Tragödie, in der sich das Lachen mit dem Drama vermischt.
Wie auch Pablo Picasso assoziiert Chagall die Welt der Zirkusartisten mit der Tragödie der Existenz: "Der Zirkus ist für mich die tragischste Darstellung. (.) Ich habe Clowns, Akrobaten und Schauspieler immer als Wesen von tragischer Humanität betrachtet." (Marc Chagall, Der Zirkus, in: Gauss, Ulrike (Hrsg.), Chagall - Die Lithografien, Stuttgart 1998, S. 216) Die Artisten strengen sich an, strahlen und träumen, aber gleichzeitig sind sie in der Manege den Blicken und Urteilen des Publikums ausgeliefert und verletzlich. Diese Mischung aus Spektakel und innerem Drama verleiht Chagalls Zirkusmotiven eine emotionale Tiefe, die über die bloße Darstellung von Unterhaltung hinausgeht.
"Le Cirque" von 1967
Ambroise Vollard, der in den 1920er und 1930er Jahren Chagalls Händler und Verleger der Druckgrafiken war, gehörte ebenfalls zu den Liebhabern des Zirkus. 1927 bat er Chagall, eine Reihe von Gouachen zu diesem Thema anzufertigen. Für die Arbeiten durfte Chagall Vollards persönliche Loge im Pariser Cirque d'Hiver nutzen. Das Projekt wird nach seiner Fertigstellung als Serie "Cirque Vollard" bekannt.
Ausgehend von diesen frühen Gouachen beginnt Chagall 1962 mit der Arbeit an der Serie "Le Cirque". Die dabei entstandenen 23 Farblithografien und 15 Schwarz-Weiß-Lithografien zählen heute zu einer der beeindruckendsten grafischen Serie Chagalls. Die begleitenden Texte stammen ebenfalls von Chagall und so liegt uns ein Künstlerbuch vor, bei dem sich Text und Bild wunderbar ergänzen.
Der Künstler war schon immer von der Farblithografie als druckgrafischem Medium fasziniert, da sie fast unbegrenzte malerische Freiheiten bietet. Er arbeitete direkt auf dem Lithografiestein, und die so entstandenen Drucke vermitteln die Spontaneität seiner Pinselstriche und gezeichneten Linien. Die für Chagall im Zirkus beheimatete duale Natur von verzauberter Welt und Tragödie ist in jeder Umsetzung deutlich spürbar. Die Bilder umgibt eine träumerische Atmosphäre und geheimnisvolle Aura.
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