Salzburger Meister (wohl Meister der Laufener Georgslegende) um 1470/80. Die Beschneidung Christi - Der zwölfjährige Christus im Tempel - Die Gefangennahme Christi - Christus am Kreuz
21.09.2023 14:00UTC +01:00
Classic
Startpreis
60000EUR € 60 000
Auctioneer | Kunstauktionshaus Neumeister |
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Veranstaltungsort | Deutschland, München |
Aufgeld | 30% |
Archiv
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ID 1022268
Los 549 | Salzburger Meister (wohl Meister der Laufener Georgslegende) um 1470/80. Die Beschneidung Christi - Der zwölfjährige Christus im Tempel - Die Gefangennahme Christi - Christus am Kreuz
Schätzwert
€ 60 000 – 80 000
Die Beschneidung Christi - Der zwölfjährige Christus im Tempel - Die Gefangennahme Christi - Christus am Kreuz
Rücks. Fragmente einer Darstellung der Arma Christi. Vier Gemälde. Öltempera auf Lindenholz. 40 x 25 / 40,5 x 25 / 39,5 x 24,5 / 39 x 25,5 cm (die Maßangaben nach dem Gutachten Buchners, der die Tafeln offenbar in ausgerahmtem Zustand prüfen konnte) cm. Wenige Reste der Vergoldung des Hintergrundes und der Nimben erhalten. Min. besch. Rest. Rahmen min. besch. (je ca. 46 x 31 cm).
Ein stilkritischer Vergleich der vier Gemälde mit den Werken des Meisters der Laufener Georgslegende ergibt zahlreiche Überstimmungen hinsichtlich der gedrungenen Figuren der dargestellten Personen, den expressiv wiedergegebenen Gesichtszügen und der auffallend ähnlichen Behandlung der Gewandfalten.
Alfred Stange, der Nestor der kunsthistorischen Forschung zur Malerei der Gotik, bringt mit jenem Künstler, der mangels biographischer Daten den Namen "Meister der Laufener Georgslegende" erhalten hat, folgende Werke in Verbindung: die Darstellung des "Kalvarienberges" in der Kirche von Oberbergkirchen bei Mühldorf (ursprünglich aus der Salzburger Franziskanerkirche), die sechs Tafeln einer "Georgslegende" im Dechanthof (Pfarrhof) von Laufen, eine "Geißelung Christi" im Bestand der Österreichischen Galerie im Belvedere, Wien (Inv.-Nr. 4921) und das "Martyrium des Hl. Georg" im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz. Stange erwähnt auch einen in Laufen nach der Jahrhundertmitte ansässigen "Maler Hans", der für Kloster Michaelbeuern ein "Jüngstes Gericht" geschaffen hat.
Der Künstler der vorliegenden Tafeln steht exemplarisch am Beginn einer künstlerischen Zeitenwende (Man beachte: Die Geburt Albrecht Dürers im Jahr 1471 fällt in den Zeitraum der Entstehung unserer Tafeln. Ihm verdanken wir den Triumph der italienischen Renaissanceideale in der nordalpinen Kunst). Noch hält der Meister bei seinen Tafeln am traditionellen punzierten Goldgrund fest, die Proportion der Figuren und die Expressivität der Gesichter sind noch gotisch gedacht. Durch und durch gotisch auch die Gestaltung der Gewandfalten. Daneben bemüht sich der Meister aber auch um die Umsetzung der Zentralperperspektive, eine der Errungenschaften der Kunst der Renaissance. Diese hatte sich noch zwei Generationen nach Masaccios grundlegenden, die Perspektive zelebrierenden Werken, nicht vollends in die nordalpine Malerei integriert. Akribisch versucht "unser" Meister, den Bodenbelag des Tempels korrekt perspektivisch verkürzt wiederzugeben, bei der Darstellung der vier Gelehrten scheitert er mit diesem Ansinnen jedoch. Auch der von einem roten Baldachin bekrönte Platz des zwölfjährigen Christus scheint in seiner kreativen, dennoch ungleichmäßigen Verkürzung zu "wackeln". Und trotzdem leistet der Künstler Unerhörtes: Er lässt menschliche Regung und Bewegung zu, wo es eigentlichen einen festen Kanon in der malerischen Darstellung gab. Einem der Gelehrten im Tempel rutscht bei seinem eifrigen Gestikulieren und Argumentieren z. B. der pelzverbrämte Ärmel nach hinten - eine ikonographische Seltenheit! Ebenso selten, wie sich Judas Christus bei der Gefangennahme, ihn freundschaftlich in den Arm nehmend, seitlich nähert. Gemalte Falschheit in reinster Form, die Gesichter von Christus und Judas in ihrem Ausdruck unvergleichlich unterschiedlich und charaktervoll wiedergegeben.
Im Salzburger Ausstellungskatalog von 1972 beschreibt man die Kunst des Meisters der Laufener Georgslegende mit treffenden Worten: "Mit teils sehr überzeugenden, teils übertrieben wirkenden Bewegungen verschaffen sich die kleinen, lebendigen Figuren der Henkersknechte ihren Bewegungsraum. Freiraum scheint diesem Maler nichts zu bedeuten [...] Die Köpfe seiner Figuren sind auf wenige charakteristische Typen beschränkt. Die helle, frische Farbe macht die Arbeiten dieses Meisters zu liebenswerten Zeugnissen einer sonst eher grotesken, realistischen Erzählkunst der Zeit nach der Jahrhundertmitte" (s. u., S. 113).
Die vorliegenden Tafeln stammen eindeutig aus einem größeren Zusammenhang. Dies erschließt sich über die rückseitig nachzuweisende Bemalung mit den Leidenswerkzeugen der Passion. Setzt man - einem Puzzle gleich - die Tafeln so zusammen, dass sich diese Arma Christi zumindest bei dreien der Tafeln sinnvoll aneinanderreihen, ist jedoch überraschend festzustellen, dass die Beschneidung Christi unterhalb der Gefangennahme angeordnet war. Ein der Logik einer Darstellung von Einzelszenen aus dem Leben Christi widersprechendes Phänomen. Oder aber: Der ursprüngliche Kontext war bereits beim Bemalen der Rückseite mit den Leidenswerkzeugen nicht mehr gegeben. Über das ursprüngliche Aussehen und die Verwendung der großen Tafel, darstellend einzelne Episoden aus dem Leben Christi, lassen sich nur Vermutungen anstellen.
Gutachten Dr. Ernst Buchner, München-Pasing, 16. September 1957: "[...] weise ich auf Grund formaler und koloristischer Verwandtschaftszüge mit Werken Rueland Frueaufs d. Ält. und des Meisters der Laufener Georgslegende einem originellen, um 1470-1480 tätigen Salzburger Meister zu."
Literatur: Stange, Alfred, Deutsche Malerei der Gotik. Salzburg, Bayern und Tirol in der Zeit von 1400 bis 1500 (= Deutsche Malerei der Gotik, Bd. 10). München/Berlin 1960, S. 27. - "Spätgotik in Salzburg". Ausst.-Kat. Museum Carolino Augusteum / Neues Haus und Gotischer Saal, Salzburg, 26. Mai - 1. Oktober 1972. Salzburg 1972, S. 113-115: zum Meister der Laufener Georgslegende, den Laufener Tafeln und der "Geißelung Christi" der Österreichischen Galerie (Kat.-Nr. 82-88).
Provenienz: Lempertz, Köln, Auktion 454, 3. Juni 1959, Kat.-Nr. 162. - Seitdem im Eigentum der damaligen Käufer. - Aus dem Nachlass eines Münchener Sammlerehepaares.
Kategorie des Auktionshauses: | Gemälde 15.-18. Jahrhundert |
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Kategorie des Auktionshauses: | Gemälde 15.-18. Jahrhundert |
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Adresse der Versteigerung |
Kunstauktionshaus Neumeister Barer Str. 37 80799 München Deutschland | ||||||||||||||
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