ID 1220313
Los 3 | Emil Nolde. Bauernhof Hülltoft bei Seebüll
NOLDE, EMIL
1867 Nolde - 1956 Seebüll

Titel: Bauernhof Hülltoft bei Seebüll.
Datierung: Um 1935.
Technik: Aquarell auf Japanbütten.
Maße: 34,5 x 46,5cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: Nolde.
Rahmen/Sockel: Rahmen. Im Rahmen beschrieben.


Zu dem Werk liegt eine Fotoexpertise der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde vom 10. Oktober 1990 vor.

Provenienz:
- John McEnroe Gallery, New York
- Galerie Michael Beck, Leipzig
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Ausstellungen:
- John McEnroe Gallery, New York 1995
- Galerie Michael Beck, Leipzig 1995

- Hervorragendes Beispiel für Noldes kraftvoll, fesselnde Landschaftsdarstellung in seiner fulminanten Aquarelltechnik
- Seine Marschlandschaften mit den hohen, bildfüllenden Himmeln zählen zu den gefragtesten Motiven
- Dargestellt ist der Blick von Noldes Anwesen auf das benachbarte Bauernhaus "Hülltoft Hof" in Seebüll

Ein bewegtes Leben
Als viertes von fünf Kindern wächst der junge Emil Hansen in einer alteingesessenen Bauernfamilie im Dorf Nolde in Nord-Schleswig auf. Er möchte Künstler werden und findet mit dem dies ablehnenden Vater den Kompromiss, in Flensburg eine Lehre zum Holzschnitzer und Möbelzeichner zu machen. Zugleich bildet er sich an der dortigen Kunstgewerbeschule weiter. Nach Wanderjahren bekommt der junge Mann 1892 eine Anstellung als Zeichen- und Kunstgewerbe-Lehrer in St. Gallen. Dort hat er großen finanziellen Erfolg mit der selbst verlegten Auflage humorvoll gezeichneter Postkarten. Das kleine Vermögen, das er hiermit verdient, sichert ihm für mehrere Jahre ein Dasein als selbständiger Künstler.
Emil Hansen bildet sich in den Zentren der Kunst fort: In München wird er 1898 an der Akademie zwar abgelehnt, besucht dann aber die private Malschule Adolf Hölzels. 1899 reist er für neun Monate nach Paris, besucht Kurse in der Académie Julian, bildet sich in den Museen an Altmeistern fort und ist beeindruckt von den Werken Eduard Manets und Edgar Degas'. Ab 1902, anlässlich der Hochzeit mit der Dänin Ada Vilstrup, legt er seinen Geburtsnamen ab und nennt sich nach seinem Heimatort "Emil Nolde".
Das Paar lebt überwiegend auf der damals zu Preußen gehörenden Ostsee-Insel Alsen, verbringt die Winter jedoch weitgehend in Berlin. Hier sieht er Werke von Paul Gauguin und Vincent van Gogh, die ihn in seiner Hinwendung zur Malerei der reinen Farbe bestärken. Nolde nimmt inzwischen an zahlreichen Ausstellungen teil, aber seine mit der Zeit immer schwieriger gewordene finanzielle Situation konsolidiert sich nur langsam . Vorübergehend wird er Mitglied der Künstlergruppe "Brücke". Nach einem Streit mit Max Liebermann endet auch seine kurze Mitgliedschaft in der Berliner Sezession mit einem Bruch. Emil Nolde folgt Georg Tappert 1910 in die "Neue Sezession". Zu dieser Zeit wird er in weiten Kreisen der Kunstwelt bekannt und gilt Kennern als einer der führenden deutschen Expressionisten. 1913 begleitet der Maler gemeinsam mit seiner Frau für sechs Monate eine Expedition nach Deutsch-Neu-Guinea; diese Reise eröffnet ihm einen neuen Themenkreis. Drei Jahre später zieht das Paar auf die Nordsee-Seite Schleswigs, in die deutsch-dänische Grenzregion, die nach dem Krieg Dänemark zugeschlagen wird. Emil Nolde entscheidet sich, die dänische Staatsangehörigkeit seiner Frau anzunehmen, die er für den Rest seines Lebens behalten wird.
Im Laufe der 1920er Jahre wird Emil Nolde einer der bekanntesten und bestbezahlten Künstler Deutschlands. Zu seinem 60. Geburtstag,1927, wird in Dresden eine große Retrospektive mit 433 seiner Werke ausgerichtet, die anschließend in weiteren Städten präsentiert wird. Noldes Kunst wird von allen führenden Museen im Deutschen Reich und von vielen modern ausgerichteten Sammlern angekauft. Nolde wird Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und bekommt von der Universität Kiel eine Ehrendoktorwürde verliehen. Er gilt - und sieht sich selbst - als der urdeutsche, nordische Maler, der mit seiner kraftvollen Kunst das frühe 20. Jahrhundert prägt.
Aus dieser Höhe fällt er tief, als das Kunst-Diktat der Nationalsozialisten seine Werke 1937 als "entartet" brandmarkt und ihm 1941 ein Berufsverbot auferlegt. Nolde zieht sich in sein in den 1920er Jahren gebautes Haus "Seebüll" zurück; er malt viele kleinformatige Aquarelle, die er selbst "ungemalte Bilder" nennt.
Nach dem Krieg kann Emil Nolde nahtlos an seine große Karriere der 1920er und frühen 1930er Jahre anschließen und beeinflusst auch die Nachkriegsmoderne. Er wird national und international in Museen ausgestellt, erhält zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, ist mehrfach auf der Biennale von Venedig vertreten und auch auf der "documenta1", 1955. 1956 stirbt Emil Nolde in Seebüll.


Hülltoft Hof
Unter dem hohen, weiten Himmel, an dem sich dunkle Wolken auftürmen, erstreckt sich die Ebene der Marschlandschaft. Im summarisch, als grüner Streifen gemalten Land stehen ein rotes Haus mit tief herunter gezogenem Dach und ein kleineres Nebengebäude. Die Gebäude sind aus der Bildmitte etwas zur rechten Bildseite hin verschoben. Mit minimalen Mitteln schafft Emil Nolde es, die Topographie zu schildern: Die durchgezogene Linie, parallel zum Horizont und zum unterem Bildrand verlaufend, wirkt als Zuweg zum Gehöft. Zum rechten Bildrand hin, dort wo Buschwerk an das Haus anschließt, fällt diese Linie ab. Das Haus steht also am Rand einer Senke. Auch am linken Bildrand, auf Höhe der Horizontlinie deutet eine dunklere Betonung vielleicht einen Wald in der Ferne an.
Und über dieser minimal akzentuierten Weite steht der phantastische Himmel. Eine Wolkenballung in tiefdunklem Schwarzblau und mittlerem Blau schwebt vor dem hellblauen und goldgelben Abendhimmel. Wirklich bedrohlich wirkt die Stimmung nicht. Der goldene Streifen am Horizont, der auch die dunklen Wolken rahmt, suggeriert eher eine friedvolle Stimmung. Die drohenden Wolken werden weiterziehen.
Der Himmel über der weiten Landschaft seiner Heimat lieferte Emil Nolde die wunderbarsten Vorlagen für seine Aquarelle. Die sich ständig wandelnde Vielfarbigkeit der Wolkenbilder konnte er von seinem Atelier in Seebüll aus ständig beobachten. Dieses Aquarell zeigt den Hülltoft Hof, der südlich von Seebüll in Sichtweite gelegen ist. Mit seinen markanten weißen Toren hat Emil Nolde ihn häufig als Motiv gewählt. In diesem von der Stiftung Seebüll auf die Zeit um 1935 datierten, farbfrischen Blatt ist deutlich, dass das Motiv des Hofes vor allem dazu dient, die Maßstäblichkeit der Weite und Größe des Marschlandes zu verdeutlichen - und im Hinblick darauf vielleicht auch die relative Bedeutungslosigkeit des menschlichen Seins.
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